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Undank Ist Der Väter Lohn.

Undank Ist Der Väter Lohn.

Titel: Undank Ist Der Väter Lohn. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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schüchtern, glaube ich. Aber Terry ist ein guter Junge. Schaut alle Naselang mit einem kleinen Geschenk oder einer Überraschung bei mir vorbei und sagt immer, ich wäre seine Adoptivgroßmutter. Wenn’s bei mir was zu richten gibt, ist er sofort da, und wenn er zum Einkaufen geht, versäumt er nie, mich zu fragen, ob ich irgendwas brauche. Solche Nachbarn findet man heute selten. Finden Sie nicht auch?«
    »Ich hab in dieser Hinsicht ziemliches Glück«, antwortete Barbara, der die alte Frau gefiel. »Ich hab auch gute Nachbarn.«
    »Ja, dann haben Sie wirklich Glück, mein Kind. Darf ich Ihnen übrigens sagen, was für wunderschöne Augen Sie haben?
    Dieses kräftige Blau sieht man selten. Ich vermute, Sie haben skandinavische Vorfahren.«
    Mrs. Baden schaltete den elektrischen Wasserkocher ein und nahm eine Teedose aus dem Küchenschrank. Sie gab mehrere Löffel Tee in eine alte Porzellankanne und stellte zwei Henkelbecher auf den Küchentisch. Ihre Hände zitterten so stark, daß Barbara angst und bange wurde, als sie an den Topf mit kochendem Wasser dachte, und als der Kessel sich ein paar Minuten später automatisch ausschaltete, beeilte sie sich, selbst den Tee aufzugießen. Mrs. Baden dankte ihr höflich.
    »Man hört immer, daß die jungen Leute von heute die reinsten Barbaren geworden sind«, sagte sie, »aber das entspricht nicht meiner Erfahrung.« Mit einem kleinen Holzlöffel rührte sie den Tee um, dann sah sie auf und fügte hinzu: »Ich hoffe doch, daß Terry nicht in irgendwelchen Schwierigkeiten steckt« - fast so, als hätte sie ihren früheren Worten zum Trotz schon lange mit einem Besuch der Polizei gerechnet.
    »Es tut mir in der Seele weh, Ihnen das sagen zu müssen, Mrs. Baden«, erwiderte Barbara, »aber Terry ist tot. Er ist vor einigen Tagen nachts in Derbyshire ermordet worden. Das ist der Grund, weshalb ich Cilla Thompson sprechen möchte.«
    Mrs. Baden wiederholte zuerst nur lautlos und verwirrt das Wort »tot«. Dann breitete sich Entsetzen auf ihrem Gesicht aus, als ihr die volle Bedeutung des Wortes bewußt wurde. »Oh, mein Gott«, murmelte sie. »Dieser nette lebendige Junge. Aber Sie können doch nicht im Ernst glauben, daß Cilla – oder auch dieser unglückselige Freund, mit dem sie herumzieht – irgend etwas damit zu tun hat.«
    Barbara notierte sich im Geist den Hinweis auf den unglückseligen Freund und erwiderte, nein, sie wolle eigentlich nur zu Cilla Thompson, um sich die Wohnung anzusehen. Sie müsse sich dort umschauen. Man habe bis jetzt keine Ahnung, warum Terry Cole ermordet worden war, vielleicht aber würde sich in der Wohnung ein Anhaltspunkt finden lassen. »Sehen Sie, er wurde zusammen mit einer jungen Frau ermordet«, erklärte Barbara, »einer gewissen Nicola Maiden. Und es kann sein, daß der Mörder es auf sie abgesehen hatte und daß es Terry nur deshalb erwischt hat, weil er zufällig mit ihr zusammen war. Aber wie auch immer, im Moment versuchen wir vor allem festzustellen, ob Terry und die Frau einander überhaupt kannten.«
    »Natürlich«, sagte Mrs. Baden. »Ich verstehe vollkommen. Sie müssen Ihre Pflicht tun, so unangenehm sie auch sein mag.« Sie meinte, Cilla Thompson wäre sicher in den Arkaden unter der Eisenbahnbrücke an der Portslade Road. Dort hätten sie, Terry und zwei andere Künstler zusammen ein Atelier. Die genau Adresse könne sie Barbara leider nicht geben, aber das Atelier sei gewiß nicht schwer zu finden. »Sie brauchen nur in einer der anderen Arkaden zu fragen. Die Leute dort wissen sicher gleich, von wem Sie sprechen. Was nun die Wohnung angeht ...« Mrs. Baden griff zu einer Zuckerzange, durch deren Silberauflage an einigen Stellen weniger edles Metall schimmerte, um sich ein Stück Würfelzucker zu nehmen. Sie benötigte drei Versuche, aber als sie es endlich geschafft hatte, lächelte sie freudig und ließ den Würfel hochbefriedigt in ihren Tee fallen. »Ich habe natürlich einen Schlüssel.«
    Klasse, dachte Barbara und rieb sich im Geist schon die Hände.
    »Das Haus gehört nämlich mir.« Nach dem Tod ihres Mannes, erklärte Mrs. Baden, habe sie das Haus umbauen lassen, um sich für ihren Lebensabend ein festes Einkommen zu sichern. »Drei Wohnungen vermiete ich, und in der vierten wohne ich selbst.«
    Sie habe zu jeder Wohnung einen Schlüssel, fügte sie hinzu, da sie aus langjähriger Erfahrung gelernt habe, daß mögliche Überraschungsbesuche des Hauswirts den Mieter zu Ordnung und Sauberkeit anspornen. »Aber

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