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Undank Ist Der Väter Lohn.

Undank Ist Der Väter Lohn.

Titel: Undank Ist Der Väter Lohn. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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leider«, schloß sie, womit sie Barbaras Hoffnungen mit einem Schlag wieder zunichte machte, »kann ich Sie nicht in die Wohnung hineinlassen.«
    »Nicht?«
    »Es wäre ein großer Vertrauensbruch, wenn ich Sie ohne Cillas Genehmigung hineinlassen würde. Das müssen Sie verstehen.«
    Mist, dachte Barbara und erkundigte sich, wann Cilla Thompson normalerweise nach Hause käme.
    Ach, diese junge Leute hielten sich nie an feste Zeiten, antwortete Mrs. Baden. Das gescheiteste wäre, sie fahre in die Portslade Road und mache dort einen Termin mit Cilla aus. Ob sie Constable Havers jetzt nicht doch zu einem Stück Zitronenkuchen überreden könne, bevor diese ginge? Sie backe ausgesprochen gern, aber noch mehr Spaß mache es, wenn man das fertige Erzeugnis mit jemanden teilen könne.
    So ein Stück Kuchen, fand Barbara, wäre eigentlich eine gute Ergänzung zu dem Schokoladendoughnut, den sie bereits im Magen hatte. Und da sie in diesem Moment sowieso nicht in Terry Coles Wohnung hineinkonnte, könnte sie ebensogut an der Erreichung ihres persönlichen Diät-Ziels weiterarbeiten, das sie sich für den Tag gesetzt hatte – sich vierundzwanzig Stunden lang nichts als Kalorienbomben reinzuziehen.
    Mrs. Baden strahlte, als Barbara annahm, und schnitt ihr ein Stück Kuchen ab, das eines Wikingerkriegers würdig gewesen wäre. Während Barbara aß, klatschte die alte Frau auf die wohlwollende mitteilsame Art, auf die ihre Generation sich so gut verstand. Hin und wieder fiel dabei auch ein Wort über Terry Cole.
    Von Mrs. Baden erfuhr Barbara, daß Terry ein Träumer war, der seinen zukünftigen Erfolg als Künstler – jedenfalls nach Mrs. Badens Meinung – nicht ganz realistisch sah. Er habe vorgehabt, eine Galerie zu eröffnen, erzählte sie. Aber, du lieber Gott, die Vorstellung, daß jemand tatsächlich seine Machwerke kaufen würde ... oder auch die seiner Kollegen ... nun ja, aber was verstand eine alte Frau schon von moderner Kunst?
    »Seine Mutter sagte, er habe an einem großen Auftrag gearbeitet«, bemerkte Barbara. »Hat er Ihnen davon mal was erzählt?«
    »Stimmt, er hat von einer großen Sache geredet ...«
    »Aber es gab sie gar nicht?«
    »Das will ich nicht behaupten«, erwiderte Mrs. Baden hastig.
    »Ich glaube, in seiner Phantasie gab es sie wirklich.«
    »In seiner Phantasie? Soll das heißen, daß er nur Rosinen im Kopf hatte?«
    »Na ja, er war vielleicht ... einfach ein bißchen zu schwärmerisch.« Mrs. Baden drückte ihre Gabel in ein paar Kuchenkrümel, um sie aufzusammeln, und machte ein nachdenkliches Gesicht. Die nächsten Worte brachte sie nur zögernd hervor. »Wissen Sie, es liegt mir wirklich fern, über die Toten Schlechtes zu reden ...«
    Barbara beeilte sich, sie zu beschwichtigen. »Sie haben den Jungen gemocht. Das sieht jeder. Und ich nehme an, Sie wollen uns helfen.«
    »Er war so ein guter Junge. Er hat nie eine Mühe gescheut, den Leuten zu helfen, an denen ihm etwas lag. Sie werden bestimmt niemanden finden, der Ihnen was andres erzählt.«
    »Aber ...?« Barbara bemühte sich um einen Ton freundlicher Ermutigung.
    »Aber manchmal, wenn ein junger Mensch etwas unbedingt erreichen will, geht er nicht den vorgeschriebenen Weg, nicht wahr? Er versucht, einen kürzeren und direkteren Weg zu finden, um an sein Ziel zu gelangen.«
    Barbara griff den Gedanken auf. »Sie sprechen von der Galerie, die er aufmachen wollte?«
    »Von der Galerie? Nein. Ich spreche von Rang und Namen«, erklärte Mrs. Baden. »Er wollte jemand sein. Viel mehr als Geld und Gut wünschte er sich das Gefühl, etwas zu gelten in der Welt. Aber diese Geltung muß man sich erst verdienen, meinen Sie nicht auch, Constable? Und genau das – sich etwas mühsam zu verdienen, anstatt es sich auf dem Präsentierteller überreichen zu lassen – war der Haken an der Sache. Dazu hatte Terry, glaube ich, überhaupt keine Lust.« Sie legte ihre Gabel auf den Teller und faltete ihre Hände im Schoß. »Es ist mir schrecklich, so etwas über ihn zu sagen. Denn er war wirklich immer gut zu mir. Zum Geburtstag hat er mir drei Finken geschenkt. Am Muttertag habe ich Blumen bekommen. Und diese Woche erst neue Noten fürs Klavier ... so ein aufmerksamer Junge. Und so großzügig im Grunde. Und hilfsbereit. Immer war er da, wenn ich jemanden brauchte, um eine Schraube festzuziehen oder eine Glühbirne zu wechseln ...«
    »Natürlich, ich verstehe«, versicherte Barbara.
    »Ich denke nur, Sie sollten wissen, daß er mehr als eine Seite

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