Undead 01 - Weiblich, ledig, untot
Zum ersten Mal fiel mir auf, dass er wie ein Makak aussah. »Ich habe all deine neuen Schuhe ins Feuer geworfen«, wisperte er mir ins Ohr.
Ich heulte auf und zerrte an meinen Fesseln. »Mistkerl«, jaulte ich, »dafür wirst du bezahlen.«
Er richtete sich wieder auf und presste verächtlich die Lippen zusammen. »Du bist abstoßend.«
»Ich wette, das sagst du zu allen Frauen, du Schwuchtel.«
»Euer hübscher Firlefanz ist Euch wichtiger als alles andere.«
Firlefanz? Das war mal etwas Neues. Und dagegen ließ sich wenig anführen, also hielt ich meinen Mund.
»Ihr wollt Königin sein? Niemals! Nicht, solange ich meinem Meister noch dienen kann.«
»Du hast recht! Ich habe nie darum gebeten, Königin spielen zu dürfen, Hohlkopf. Das war nicht gerade die Nummer eins auf meiner Top-Ten-Liste von Dingen, die 311
ich nach meinem Tod unbedingt unternehmen wollte. Ich werde auf den Thron verzichten, okay? Hab ihn sowieso nie gewollt. Und er gehört mir auch gar nicht.«
»Das wird nicht gehen. Sie werden Euch niemals in Ruhe lassen«, seufzte er. Wir wussten beide, dass er damit Sinclair und Nostro meinte. »Und es ist auch nicht mehr wichtig.
Ihr werdet sterben, nicht herrschen.«
»Habe ich das richtig verstanden: Du glaubst, dass ich die Königin bin, aber dein Meister nicht? Das Buch der Toten hatte recht, aber das missfällt dir. Wie armselig!«
Ich ruckelte noch einmal an meinen Fesseln. Wieder nichts. Ich versuchte, das Bild von lavendelfarbenen Manolo Blahniks aus meinem Kopf zu verbannen, wie sie im Feuer rösteten, dann schwarz wurden und den Raum mit dem Duft von brennendem Leder erfüllten.
Er schnippte vor meinen Augen mit den Fingern. »Aufgewacht!«
»Waaaas?«, jammerte ich.
»Ja, Ihr habt recht. Ich tolerierte Eure Anwesenheit, als Ihr noch nicht die Absicht hattet, Eric Sinclair zu helfen.
Als Ihr nur ein niedlicher, junger Vampir wart, den er ins Bett bekommen wollte.«
»Keine Chance, Gelkopf!«
»Oh, wie gut Ihr lügen könnt! Alle wissen, dass ihr miteinander geschlafen habt.«
»Aber wir haben doch nur zusammen in einem Bett geschlafen! Wir haben nicht . . . du weißt schon . . . miteinander geschlafen.«
Er schüttelte sich, als würde ihn das Gespräch mit mir über die Maßen ermüden. »Wie auch immer. In dem Mo-312
ment, als Ihr Euch entschieden habt, mit ihnen zusammen meinen Meister zu stürzen . . . «
». . . hast du zugeschlagen. Ja, das habe ich deutlich zu spüren bekommen. Kannst du mir eine Frage beantworten?
Wie tötet man einen Vampir? Um präzise zu sein: Wie willst du mich töten? Ein zweites Mal kannst du mich nicht in die Grube werfen, weil die Biester jetzt Angst vor mir haben. Und du kannst mich auch nicht in einen Raum, der nach Osten zeigt, sperren und auf die Sonne warten, damit sie deine Arbeit erledigt. Und Weihwasser wirkt bei mir auch nicht. Nicht dass ich nicht eine Gesichtsbehandlung gebrauchen könnte, also, wenn du es trotzdem versuchen möchtest . . . sei aber vorsichtig mit dem Peeling, ich habe Mischhaut.«
Dennis runzelte die Stirn, und für einen Augenblick sah er besorgt aus. Dann zuckte er mit den Schultern.
Er zeigte nach links und ich folgte seinem Blick. Einige Schwerter standen dort in einer Ecke. »Ich muss Euch nur Euren niedlichen, kleinen Kopf abschlagen. Das reicht.«
Ich verzog das Gesicht. Richtig, darum würde ich wohl nicht herumkommen. »Weißt du was? Irgendwie bin ich froh, dass es jetzt endlich zu einer Entscheidung kommt. Ich oder Nostro. Denn langsam bin ich von dem Mist zu Tode gelangweilt. Entführung, Verrat, Bündnisse hier, Bündnisse da. Es ist so verdammt kindisch. Wie haltet ihr das bloß aus?«
»Wir kennen unseren Platz.« Er zog das Messer aus meinem Oberschenkel. »Wie schade, dass Ihr den Euren nicht kennt.«
313
»Niemand sagt mir, wo mein Platz ist, du Schwuchtel.«
Vielleicht war ich ja tatsächlich die Königin! Und niemals würde ich mich vor Nostro oder Sinclair auf die Knie werfen. »Und jetzt genug mit dem Geschwätz. Sollten wir nicht langsam zur Sache kommen?«
Er blinzelte. »Ihr wollt, dass ich Euch den Kopf abschlage?«
»Alles ist besser, als hier zu liegen. Es ist arschkalt auf diesem Steinblock, und ich kann dein Haargel nicht mehr riechen! Suave ist übrigens nicht das richtige Produkt für deinen Haartyp. Viel zu fein und mädchenhaft. Du solltest auf Aveda umsteigen.«
Er strich sich über sein glänzendes Haar und glotzte mich an. »Deine blöden Scherze machen mir
Weitere Kostenlose Bücher