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Undead 01 - Weiblich, ledig, untot

Undead 01 - Weiblich, ledig, untot

Titel: Undead 01 - Weiblich, ledig, untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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gerade rechtzeitig, um die lieb-liche Stimme meiner Stiefmutter sagen zu hören: »Schei-
    ße, Arnie, du solltest die Arschlöcher verklagen! Sie haben die Leiche deiner Tochter verbummelt! Jetzt wird die Beerdigung wer weiß wann stattfinden. Wir werden unseren Urlaub verschieben müssen – verdammter Mist!«
    Ein Eiswürfel klirrte, als mein Vater ihn in sein Glas mit Whiskey gleiten ließ. »Ich bin auch wütend, Toni, aber geben wir dem Institut noch eine Chance. Ich weiß, sie tun alles, was sie können. Wenn sie Betsy . . . « – ich hör-te seine Stimme brechen und vergab ihm augenblicklich für den Großteil meiner verkorksten Jugend – ». . . bis morgen nicht gefunden haben, mache ich ein paar Anrufe.«
    »Wenn wir die Buchung stornieren, verlieren wie die An-zahlung«, warnte Ant. Horror! Auf einem Boot gefangen mit dieser Frau! Was zum Teufel dachte sich mein Vater dabei? »Das sind dreitausend Dollar. Einfach aus dem Fenster geworfen.«
    »Das ist wirklich nicht meine Hauptsorge im Moment«, sagte mein Vater sehr ruhig. Aha, jetzt gab es Ärger. Ich konnte die wenigen Gelegenheiten, diesen Ton gehört zu haben, an einer Hand abzählen.
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    Instinktsicher, wie sie war, gab Ant nach und machte eine Pause. »Oh . . . Na gut. Dann werde ich mich mal darum kümmern, und du kannst hier bleiben und . . . du weißt schon . . . machen, was du willst.«
    »Mein Gott, Toni! Ich weiß ja, dass du und Betsy nicht miteinander ausgekommen seid. Aber um Himmels willen, deine Stieftochter ist tot! Und du denkst nur an diesen beschissenen Urlaub.« Ich hörte, wie mein Vater geräuschvoll seinen Whiskey kippte. »Was ist los mit dir?«
    »Nichts«, sagte Ant eilig, »Ich habe . . . einen Schock . . .
    glaube ich. Ich habe das nur so dahingesagt. Wie dumm von mir. Es tut mir leid, Honigbärchen. Du siehst so traurig aus. Mein armes Baby! Komm zu Mama, die macht alles wieder heileheile.«
    Ich schluckte und flog fast durch die Einganghalle, um nicht länger ihrem Vorspiel lauschen zu müssen.
    »Stopp!«, sagte ich und trat in das Wohnzimmer, beide Hände fest auf meine Augen gepresst. »Ihr seid nicht etwa nackt, oder? Ich habe so einiges ertragen müssen in den letzten vierundzwanzig Stunden, aber das wäre zu viel.« Ich lugte durch meine gespreizten Finger hindurch. Mein Vater saß zusammengesunken in seinem Komfortfernsehsessel, und die erstarrte Ant hatte sich über ihn gebeugt, die Finger in seiner sorgfältig quer ge-kämmten Frisur. Der Gesichtsausdruck meiner Stiefmutter entschädigte für das ganze Ungemach des Sterbens und Auferstehens. »Toll, ihr seid noch angezogen. Al-so, hier bin ich wieder. Ant, wo zum Teufel sind meine Schuhe?«
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    Die darauf folgende Totenstille (haha!) wurde nur unterbrochen durch das Geräusch zersplitternden Glases, als meiner Stiefmutter das Weinglas entglitt. Das Blut wich mit einem Schlag aus ihrem Gesicht, und zum ersten Mal bemerkte ich ein feines Netz von Krähenfüßen um ihre Augen. Sie war fünfzehn Jahre älter als ich, und in diesem Moment sah sie auch so aus.
    »B-Betsy?« Mein Vater versuchte ein Lächeln, aber seine Mundwinkel zuckten verräterisch, und ich erkannte, dass er Angst hatte. So schlimm dies auch war (mein eigener Vater hatte Angst vor mir!), ich konnte mich jetzt nicht darum kümmern, sondern steuerte weiter auf seine Frau zu.
    »Du hast dem Beerdigungsinstitut ein pinkfarbenes Ko-stüm gegeben, obwohl du verdammt gut weißt, dass ich Pink hasse! Du hast ihnen deine beschissenen Latschen gegeben und weißt genau, wie sehr ich Designerschuhe liebe.
    Dann hast du dich in mein Haus geschlichen und meine guten Schuhe gestohlen. Dann wolltest du eine Kreuzfahrt machen! Nachdem du meinen Vater verführt hast – noch einmal! Am Tag meiner Beerdigung!« Ich wusste nicht, was von alledem mich wütender machte.
    Sie wich Schritt für Schritt in Richtung Kaminsims zu-rück und war kurz davor, in den Schornstein zu kriechen.
    Ich aber hörte erst auf, als wir uns Nase an Nase gegenüber-standen. Ihr Atem roch nach Hummer. Nett! Ein kleines Festmahl an dem Tag, an dem die Stieftochter beerdigt wurde. »Und jetzt: Wo sind sie?«
    »Toni, hast du das wirklich getan?«, fragte mein Vater. Typisch: Er ignorierte das Unfassbare (Tochter steht von den 51

    Toten auf) und beschäftigt sich mit dem Banalen (Schlam-penfrau klaut die Schuhe der toten Tochter). »Du weißt doch, wie lange sie gespart hat, um . . . «
    »Sie war doch tot, um Himmels willen!« Selbst jetzt

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