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Undead 01 - Weiblich, ledig, untot

Undead 01 - Weiblich, ledig, untot

Titel: Undead 01 - Weiblich, ledig, untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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»Wenn ich schon dran denke, muss ich würgen.
    Außerdem mag ich kein dunkles Fleisch.«
    Das brachte mir einen kräftigen Klaps ein. Ich ärgerte Jess, wann immer ich konnte. Weil das nun einmal das Privileg einer besten Freundin ist und weil sie schlimme Vorurteile hegte. Sie war davon überzeugt, dass alle Wei-
    ßen, mit Ausnahme von mir selbstverständlich, gierig und hinterhältig waren. Manchmal allerdings fiel es schwer, sie vom Gegenteil zu überzeugen.
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    Als wir uns in der siebten Klasse kennenlernten, waren ihre ersten Worte an mich: »Fall tot um, du privilegiertes, milchgesichtiges Arschloch.« Sie ihrerseits hielt eine Gucci-Tasche umklammert, was aber keine Rolle zu spielen schien. Meine Antwort (»Geh doch zu Hause heulen, Süße.«) schockierte sie so, dass wir Freunde wurden. Auf diese Weise habe ich die meisten meiner Freunde kennengelernt, mit Hilfe des Überraschungseffekts.
    »Jetzt, da du eine Untote bist«, fuhr Jessica fort, »erwarte ich, dass du mich und andere meiner Rasse nicht mehr wegen meiner Überzeugungen unterdrückst.« Das war das Lustigste, was ich heute gehört hatte. Jessica war ungefähr so unterdrückt wie Tipper Gore.
    »Ist notiert.«
    »Und jetzt? Bringt dich das gottlose Verlangen, Blut zu saugen, um den Verstand?«, fragte sie in einem Ton, als böte sie mir Milch zum Kaffee an.
    Ich musste grinsen. »Nicht ganz. Aber ich bin ungeheuer durstig. So, als wäre ich morgens aus dem Bett gesprungen und hätte für eine Stunde Sport getrieben. Oder die ganze Nacht durchgetanzt. Ich bin schon mit diesem Durst aufgewacht, und er vergeht einfach nicht.«
    »Aha. Ich rate dir, bleib weg von mir. Ich will meine beste Freundin nicht mit Pfefferspray behandeln müssen.«
    »Aber sicher. Nachdem ich vom Dach gestürzt bin, mich von einem Müllwagen habe überrollen lassen, mich erst mit Strom und dann mit Bleiche umzubringen versucht und schließlich einen Doppelmord und einen tätlichen Angriff begangen habe, lasse ich mich von dir und deinem Pfefferspray beeindrucken.« Sie lächelte. »Du bist jetzt un-56

    ausrottbar. Gut! Auf einen Anruf wie in der letzten Woche kann ich verzichten. Und die beiden Schlappschwänze haben bekommen, was sie verdienten, wenn sie sich mitten in der Nacht mit einer Mutter und ihrem Kind einlassen.«
    »Ich versuche, nicht mehr daran zu denken.« Ich fühlte mich immer noch schuldig.
    »Es ist nichts geschehen, dessentwegen du dich schlecht fühlen müsstest. Mehr sage ich dazu nicht.«
    »Ob du es glaubst oder nicht, das ist mein geringstes Problem. Wie lange bin ich tot gewesen? Was ist hier geschehen? Ich kann schlecht sie fragen«, sagte ich und nickte in Richtung Wohnzimmer. »Er hat einen Schock und sie ist nutzlos. Der mögliche finanzielle Verlust ihrer Urlaubsbuchung geht ihr näher als mein vorzeitiger Abgang.«
    Jessica kniff die Augen zusammen, sagte aber nichts.
    Warum nicht? Schließlich kannte sie Ant ebenso lange wie ich. »Also«, sagte sie, kreuzte die Beine und faltete die Hände. Jetzt sah sie aus wie eine schwarze Gottesanbeterin.
    »Dein Vater rief mich Donnerstagabend an. Ich nannte ihn einen beschissenen, verlogenen Säufer und legte auf. Zu deiner Info, ich habe noch nie in meinem Leben jemanden Säufer genannt. Dann habe ich geheult. Ungefähr acht Stunden lang. Anschließend habe ich mit dem Polizistenhengst gesprochen . . . «
    »Nick Berry?«
    »Er hat angerufen und gefragt, wo und wann die Beerdigung stattfindet. Er hat vermutlich von dem Unfall gehört – als Polizist. Er war dann auch bei der Trauerfeier«, 57

    sagte sie verlegen. Monatelang hatte sie mich mit meiner vermeintlichen Affäre aufgezogen.
    »Oh. Wer war noch da?«
    »Hmm . . . die meisten Leute von der Arbeit. Und John.«
    »Iihh, der, der in der Nase bohrt und dann die Finger an seiner Bürowand abwischt?«
    »Genau der. Keine Sorge, ich habe den Popler im Auge behalten. Und dein alter Chef war da! Er feuert dich, du stirbst, und der Scheißkerl hat die Stirn, bei der Trauerfeier mit Triefaugen zu erscheinen. Und mich zu fragen, ob ich wüsste, wo du die Nummer des Kopierer-Service aufbewahrst. Und ob du dich um die Caroll-Lieferung ge-kümmert hättest, bevor du gestorben bist.«
    Ich prustete vor Lachen.
    »Die Beerdigung hat doch nicht wirklich stattgefunden.
    Sie haben schließlich deine Leiche verloren!« Jessica fand langsam Gefallen an dem Thema. Ihre Augen begannen zu funkeln. »Stell dir das mal bildlich vor: Wir stehen alle herum, warten

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