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Undead 01 - Weiblich, ledig, untot

Undead 01 - Weiblich, ledig, untot

Titel: Undead 01 - Weiblich, ledig, untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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während er sich nach einer neuen Wohnung umschaute, und das passte uns beiden sehr gut. Ich suchte einen Mitbewohner, der auch am Ta-ge die Wohnung verlassen konnte, und er brauchte ein Bett.
    Vor meinem Tod hätte ich mich auf so etwas niemals eingelassen. Nicht weil Marcs Situation mir egal gewesen wäre. Ich hätte nicht den Mut dazu gehabt. Man sah den Menschen immer nur bis vor die Stirn und konnte nie wissen, was sie hinter einem freundlichen Lächeln verbargen.
    Aber jetzt hatte ich nicht nur einen unstillbaren Durst, sondern auch ein recht gutes Radar, das mir sagte, dass Marc in Ordnung war.
    Alleine zu wohnen hatte ich ohnehin nie besonders gemocht und deshalb auch Giselle aus dem Tierheim geholt.
    Ich hatte zu viele Horrorfilme gesehen und dann die ganze Nacht nicht schlafen können, weil ich bei jedem Knacken aufgeschreckt war. Zombiefilme gruselten mich am meisten.
    Ironie des Schicksals, denn jetzt war ich selbst ein Zombie.
    Und lebte trotzdem immer noch nicht gern alleine.
    Jessica meckerte zwar ein wenig, willigte dann aber ein, als ich ihr von meinem Vampir-Radar erzählte. Und gleich am ersten Abend wandte ich ihn bei Marc an.
    »Ich muss dir gestehen, dass ich mir ein wenig Sorgen um dich mache.«
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    »Um mich? Wieso?« Er bestrich ein Croissant mit Butter.
    Bah! Als ob nicht schon genug Butter in diesen Dingern wäre. »Man sollte meinen, dass du dir im Moment um ganz andere Sachen Gedanken machst als um meine Wenigkeit.«
    Er klimperte theatralisch mit den Wimpern und verschlang das Croissant mit einem Bissen. »Du würdest dich wundern, wie wenig Gedanken ich mir mache. Und das war jetzt keine Einladung für dumme Bemerkungen«, sagte ich, als er mit vollem Mund ansetzte. »Ich habe einfach Angst, dass du bei der nächstbesten Gelegenheit wieder auf ein Dach steigst.«
    »Nie wieder«, sagte er.
    »Wieso nicht?«, wollte ich wissen.
    »Weil ich eine Angststörung habe und nicht selbstmordgefährdet bin. Menschen wie ich bringen sich fast nie um, sie haben zu viel Angst vor dem Tod.«
    Diese Feststellung war so absurd, dass ich lachen musste. Marc grinste nur und schlang noch ein Croissant hinunter.
    So richteten wir drei uns ein; für mich jedoch war es eine Art von Balanceakt zwischen meinen beiden Freunden. Und weil ich meine beiden Neurotiker glücklich sehen wollte, fand ich mich eines Mitternachts in einem Untersuchungsraum im öffentlichen Krankenhaus von Minneapolis wieder, anstatt dass ich mich im gleichzeitig stattfinden-den mitternächtlichen »Supersonderausverkauf mit irren Preisen« der Schuhabteilung von Neiman Marcus tum-melte. »Das mache ich nur für dich«, hatte ich zu Jessica gesagt. »Und – glaube ich – für dich«, ließ ich Marc wissen.
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    Sie stimmten nämlich in einer Meinung überein: Ich war kein einfacher Feld-Wald-und-Wiesen-Vampir, und je mehr wir über meine Fähigkeiten wussten, desto besser. Marc wollte »Basisdaten« erheben, was auch immer das sein mochte. Jessica war einfach nur neugierig. Also hatte Marc uns einen Raum im Krankenhaus reserviert, und die Untersuchung konnte beginnen.
    »Ich ziehe mich nicht aus«, warnte ich ihn. Marc rollte mit den Augen. »Oh, wie schlimm. Da werde ich wohl heute Abend nichts Heißes zu sehen bekommen.«
    »Keiner von uns wird das«, sagte Jessica trocken. »Das Mädel hat die Hautfarbe eines Froschbauchs, und ihre Haaransätze müssen nachgefärbt werden.« – »Das stimmt nicht!«, sagte ich schockiert. »Ich war zwei Wochen vor meinem Tod beim Friseur. Meine Ansätze sind in Ordnung.«
    »Was passiert wohl, wenn du dein Haar kurz schneidest?«, fragte Marc nachdenklich und legte ein Thermometer unter meine Zunge. »Würde es für immer kurz bleiben?
    Würde es nachwachsen? Könnte es überhaupt nachwachsen? Oder wäre es wie durch Zauberhand am nächsten Tag wieder da?« Er starrte mein Haar in Gedanken versunken an, dass ich mich vorsorglich so weit zurücklehnte wie möglich, ohne vom Untersuchungstisch zu fallen.
    »Also, dieser Sinclair . . . der will dich unter seine Fittiche nehmen?«, fragte Jessica. Sie rollte mit einem Drehstuhl durch den Untersuchungsraum, drückte sich mit den Fü-
    ßen von der Wand ab und raste dann zur anderen Seite des Raumes. Marc war offensichtlich an solche Spielchen während einer Untersuchung gewöhnt, mich aber mach-136

    te es klaustrophobisch. Jessica trug keine Trauerkleidung mehr, sondern sportliche grüne Leggings, ein butterblu-mengelbes T-Shirt, einen

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