Undead 01 - Weiblich, ledig, untot
beachtete keine meiner Fragen. »So etwas darfst du nicht tun. Du bringst damit die in Gefahr, die du eigentlich beschützen möchtest.«
»Ach ja? Wie willst du das wissen?«
»Nun, ich . . . «
»Ich erwarte keine Antwort«, erklärte ich. »Das sollte eine rhetorische Frage sein.«
»Pardon.«
»Und noch etwas, hat dir schon mal jemand gesagt, dass du ein wenig langatmig formulierst? In der Tat . . . Wir sind einander nicht offiziell vorgestellt worden . . . meine Liebe . . .
Hat man so zur Zeit des Zweiten Weltkriegs geredet?«
»Hat man dir schon einmal gesagt, dass du vom Thema abweichst?«
»Natürlich«, sagte ich. Ich stürzte meinen Tee hinunter und knallte die Tasse auf den Tisch. Marc schnarchte unge-stört weiter. »Jetzt hör mir mal zu: Ich mag es nicht, wenn man mich begrabscht, und noch weniger mag ich deine fettigen Finger in meinem Mund . . . «
»Gerade jetzt bin ich versucht, dir den Mund mit etwas ganz anderem zu stopfen«, sagte er sanft.
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»Halt den Mund! Und ich mag nicht, dass du mir folgst, und ich mag nicht, dass du meine Freunde einschläferst.«
»Er ist nicht dein Freund. Ihr habt euch heute Abend zum ersten Mal getroffen.«
»Er ist ein Freund, den ich noch nicht so lange kenne, okay? Noch einmal: Das geht dich nichts an. Jetzt hau endlich ab. Ich habe alles im Griff, ich brauche dich nicht, ich will dich nicht . . . «
»Du lügst.«
Ich fühlte, wie sich mein Magen bei dieser Entgegnung verkrampfte, fuhr aber fort: »Und deine blöden Vampir-stämme brauche ich auch nicht. Nur weil ich tot bin, muss mein Leben nicht zu Ende sein.«
An dieser Stelle blinzelte Sinclair irritiert, und ich beeilte mich, bevor er etwas einwenden konnte: »Ich habe meiner Familie gesagt, dass ich nicht tot bin. Na und? Sie werden mich kaum mitten in der Nacht pfählen – zumindest meine leiblichen Eltern. Ich versuche, so gut es geht, mit der Situation fertig zu werden, und ich werde mich von euch untoten Losem tunlichst fernhalten. Also hör auf, mir zu folgen und mich zu nerven.«
»Fertig?«
»Mal sehen: Alles im Griff – Ist meine Sache, wem ich es sage – Untote Loser – Hör auf, mich zu nerven. Ja, fertig.«
»Wir sprechen uns wieder. Es wird die Zeit kommen, kleine Einzelkämpferin, da du sehr dringend meine Hilfe benötigen wirst. Und ich werde sie dir gern gewähren. Ich bin nicht nachtragend.« Er grinste. Erschreckend – ich sah nur weiße Zähne und funkelnde Augen. Seine Eckzähne schienen fünfzehn Zentimeter lang zu sein. Wie machte er 131
das nur? Soweit ich riechen konnte, blutete hier niemand.
»Vorausgesetzt, ich darf wieder etwas in deinen Mund stecken.«
»Igitt!«
»Gute Nacht!«
Paff. Er hatte sich in Luft aufgelöst. Oder er bewegte sich so schnell, dass ich ihm mit den Augen nicht folgen konnte.
Wie auch immer – der untote Houdini war verschwunden und ließ mich zurück, bebend vor Wut und – o nein –
Verlangen. Und Marc sabberte auf den PVC-Boden.
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Einige Tage lang geschah gar nichts. Anscheinend war das aber schon zu viel für meine alte und meine neue Nervensäge, Jessica und Marc. Der Trubel um meine Wiederaufer-stehung hatte sich ein wenig gelegt, weitere neue Vampir-freunde hatten sich nicht vorgestellt, und die Beziehung zu meiner Stiefmutter und meinem Vater war unverändert geblieben (sie ignorierte mich, er schickte Schecks). Das war meinen Kumpels viel zu ruhig. Ich dagegen war sehr glücklich mit dem Zustand.
Als ich die beiden zum ersten Mal miteinander bekannt gemacht hatte, waren sie sich nicht ganz grün gewesen, schließlich aber einmütig übereingekommen, mich zu teilen.
Ich hielt mich da raus. Solange sie nicht stritten, war es mir egal.
Wie immer, wenn ich neue Freundschaften schloss, fühlte Jessica sich in ihrer Position bedroht. Ich versuchte ihr zu erklären, dass mir meine Freunde durchaus nicht gleich viel bedeuteten und dass sie meine Favoritin war und es immer bliebe, amen. Aber meine Beteuerungen stießen auf taube Ohren. Außerdem galt diese Regel nur für mich, Jessica selbst hatte eine Menge Schickimicki-Freunde, die sich nicht die Bohne für mich interessierten, was mir recht war.
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Dr. Marc Spangler hingegen war immer noch sehr labil, auch wenn er neuen Lebenssinn gefunden zu haben schien (und einen Kreuzzug gegen Kinderschänder plante). Ich wollte nicht, dass er sich durch Jessicas Verhalten dazu hätte veranlasst sehen können, wieder zurück aufs Dach zu klettern. Er wohnte bei mir,
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