Undead 01 - Weiblich, ledig, untot
Gegenwart ein wenig befangen.
»Er kommt wieder in Ordnung. Meint Ihr, Ihr könntet mir helfen? Ich würde ja Sinclair oder Dennis fragen, aber . . . «
»Ich bin es schließlich, die es vermasselt hat. Sicher helfe ich dir.« Ich schlüpfte aus meinen Klamotten, zog den Duschvorhang zu Seite und stieg in die Wanne. »Was . . .
äh . . . was machen wir jetzt?«
»Jetzt falle ich mit unstillbarem Verlangen über Euch her und vögele Euch das Gehirn aus dem Kopf.«
Ich lachte. Ich saß so weit weg von ihr, wie die enge Wanne es zuließ, und so würde es auch bleiben. Dennoch fühlte ich mich ein wenig seltsam, so nackt vor einer Lesbe.
Möglicherweise habe ich früher auch schon so empfunden, zum Beispiel in öffentlichen Duschen, aber dort weiß man es ja nie mit Sicherheit, nicht wahr? Ich war einfach davon ausgegangen, dass alle anderen auch hetero waren, und wenn eine Frau meine Titten angestarrt hatte, dachte ich als 212
Erstes, sie wollte mich fragen, wer meine Brüste gemacht habe. »Sehr lustig. Tut mir leid.«
»Mir tut es leid. Ich habe Euer Vertrauen missbraucht und damit alles gefährdet.« Das sagte sie in so bitterem Ton, dass ich erschrak. »Alles nur, weil ich mich nicht be-herrschen konnte.«
»Na, na, beruhige dich, Sonnenschein. Du wolltest ja nur einen Kuss und hast nicht versucht, meine Miezekatze zu erstechen. Außerdem schulde ich dir noch einen Gefallen, oder? Wegen der Grube.«
Sie schob Nick so leicht zur Seite, als wäre er ein Baby.
»Also«, sagte sie mit unbewegter Miene, »ich habe mein Leben riskiert und einem schrecklichen Tod ins Auge gesehen, und Ihr habt meine Avancen zurückgewiesen, und deshalb sind wir quitt.«
»Genau.« Ich grinste.
Sie rollte mit den Augen. »Der Teufel soll uns holen, wenn Ihr wirklich die Königin seid«, sagte sie, aber mit einem Lächeln, und so wusste ich, dass sie mich aufzog, damit ich mich besser fühlte. »Na gut. Zurück zum Geschäft. Wenn Ihr aus seiner Kehle trinkt, nehme ich ihn in mich auf. Er wird sich erleichtern und dann können wir ihm alles suggerieren, was wir wollen.«
»Ihn in dich . . . Oh! Oha! Igitt! Hier? Jetzt?« Wie, wie, wie um Himmels willen kam ich immer wieder in solche Situationen?
»Er stirbt«, sagte sie ernst.
»Also schläfst du mit ihm und zack! Alles wird gut?«
»Macht Euch nur lustig.«
»Das meine ich ernst!«
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»Das ist genau, was er braucht.«
»Aber du kannst nicht . . . du kannst nicht . . . oh, fuck!«
Sie lachte. »Das ist alles richtig, aber es muss auch Aus-nahmen geben.«
»Aber ich habe den ganzen Schlamassel doch angerich-tet!«
»Ja, aber Ihr wollt es nicht tun. Von Anfang an habt Ihr es nicht gewollt und wollt es auch jetzt nicht und erst recht nicht, wo mehrere Personen sich hinter dieser Tür befin-den, die warten und von denen zwei ein außerordentlich gutes Gehör haben. Und das ist okay.« Als sie den Blick in meinem Gesicht sah, sagte sie sanfter: »Es ist wirklich alles in Ordnung, Betsy. Mir macht es nichts aus. Mir bedeutet es nichts und ihm alles. Außerdem, seid Ihr nicht durstig?«
Das war ich. Heute Nacht hatte ich noch keine Nahrung gehabt. Und letzte Nacht auch nicht. »Aber warum muss es denn beides sein? Warum müssen wir trinken und vögeln?«
»Wir müssen nicht«, sagte sie, »aber sie müssen. Wenn wir von ihnen nehmen, bedürfen sie unserer in einer Weise wie nichts zuvor. Trinken können sie nicht. Also sehnen sie sich nach dem Nächstbesten, der besten Art und Weise, das Leben zu bejahen. Ich denke, es ist wie Masturbation, ohne dass man zu einem Orgasmus kommt. Wozu soll das gut sein? Es ist nur frustrierend und macht uns unglücklich.
Wir könnten nehmen und nichts zurückgeben, aber das wäre wirklich grausam.«
Oh. Na gut. Wenn man es so sah . . .
»Das ist alles sehr beunruhigend, die Zeit vergeht im Fluge und mein Heißwasserspeicher ist nicht allzu groß, also lass uns lieber beginnen. Und ich bin durstig, ganz 214
recht, aber wenn du das für mich tust, dann schulde ich dir einen Gefallen. Einverstanden?«
Sie schaute mich an und tippte mit der Spitze ihrer kleinen, rosa Zunge nachdenklich gegen einen ihrer Schneide-zähne. »Einen Kuss«, sagte sie schließlich.
»Ach, Tina, ich habe es dir doch schon gesagt«, jammerte ich, »das ist nicht mein Ding.«
»In deinem früheren Leben sicher nicht. Aber Vampire müssen sich anpassen . . . und nicht wenige von uns finden heraus, dass sie . . . äh . . . nach ihrer Auferstehung flexibler
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