Undead 01 - Weiblich, ledig, untot
aber, Elizabeth! Wie kannst du nur so etwas sagen?« Er schaute mich mit unschuldigen Bambiaugen an.
Kalten, glitzernden Bambiaugen. »Du weißt, dass ich dir beim Mausoleum nur helfen wollte und dass ich Tina zu deiner Unterstützung in Nostros Haus geschickt habe. Hät-te sie dir mein Geschenk nicht gegeben, hätten die Biester dich in Stücke gerissen.«
»Dein Geschenk?«
»Das Kreuz gehörte meiner Schwester.«
Meine Finger fuhren sofort zu der Halskette und tas-teten nach dem Verschluss. Doch er ließ mich mit einem Kopfnicken innehalten. »Behalte es. Ich kann es sicher nicht tragen, und es könnte dir noch einmal nützlich sein.«
Betroffen sagte ich: »Ja, aber . . . es gehörte doch deiner Schwester.«
»Ja, das ist mir bewusst. Und jetzt ist es deins.«
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»Danke. Ich will nicht undankbar erscheinen, aber . . . «
»Aber nein, niemals«, sagte er spöttisch.
». . . aber wenn du so besorgt warst, warum bist du heute Nacht nicht selbst gekommen?«
»Ich bin ja gekommen«, sagte er unschuldig. »Mehr als einmal. Ich dachte, das hättest du beobachtet.«
Ich fühlte, wie ich rot wurde. Bemerkenswert, da ich doch tot war.
»Sehr lustig! Du weißt, was ich meine.«
»Leider nur zu gut. Unglücklicherweise war eine der Bedingungen für Tinas Freilassung, dass ich niemals wieder den Fuß auf sein Territorium setzen sollte.«
»Nun, das ist sicher nicht die Zeit für Frage-und-Antwort-Spiele, aber eines brennt mir doch auf der Seele: Warum hat er Tina überhaupt Zutritt gewährt? Er muss doch gewusst haben, dass sie dir alles berichten würde.«
»Er liebt es, mit seiner Macht zu protzen«, antwortete er einfach. »Dennoch, obwohl ich meine Gesandten schicken kann, muss ich mich zurückhalten, es sei denn, er verletzt mein Territorium. Und er genießt es, vor meinen Leuten anzugeben. Man könnte sogar sagen, dafür lebt er. Das Mausoleum aber, wo du Nostro das erste Mal trafst, ist neutraler Boden. Jeder Vampir aus jeder Stadt weltweit ist dort willkommen. Überall auf dem Planeten gibt es solche neutralen Orte.«
»Also konntest du zu dem Mausoleum kommen, um an der Party teilzunehmen? Oder war es keine Party?« Die lahmste Party seit langem, das war sicher.
»Eigentlich wollte ich nicht hingehen, bis ich hörte, du würdest dort sein.«
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»Oh.« Verdammt! Noch mehr solcher Geschichten, wie er Tina von Noseo fortbrachte und mich hatte treffen wollen, und ich würde ihn vielleicht nicht mehr ganz so sehr hassen. Aber ich wollte für einen schlüpfrigen Typen wie Sinclair nicht so empfinden. »Na ja – dann . . . vielen Dank . . . «
»Mein Herz! Wird es einer solchen Zuneigung gewachsen sein?«
». . . und außerdem weiß ich, dass du ein hinterhältiges Motiv für deine Hilfe hattest.«
»Meine Position ist seit einigen Tagen klar: Anti-Nostro und Pro-Elizabeth. Daran ist nichts Hinterhältiges.«
»Hinterhältig ist dein zweiter Vorname.«
»Eigentlich lautet der Astor.«
». . . und das erinnert mich daran, dass du hier nichts zu suchen hast. Und ist Astor nicht eine Blume? Ich werde das so schnell wie möglich nachschlagen.«
»Du hast mein Auto«, entgegnete er. »Ich muss darauf bestehen, dass du es mir zurückgibst. Du scheinst mir nicht gerade ein umsichtiger Fahrer zu sein. Und ganz sicher hattest du es verdammt eilig, mein Grundstück zu verlassen.«
»Ich möchte nicht darüber sprechen.«
»Ein prüdes Mädchen des späten zwanzigsten Jahrhunderts? Ich hätte nicht gedacht, dass so etwas noch existiert.«
»Nur weil ich glaube, dass man nicht fröhlich mit mehreren Partnern rumbumsen sollte – zur selben Zeit! –, bin ich noch lange nicht prüde!«
Er deutete auf die Badezimmertür, hinter der Nick von Tina und Dennis verarztet wurde. »Ich denke nicht, dass 205
du das Recht hast, meine Handlungen zu kritisieren. Meine Frauen wissen, worauf sie sich einlassen.«
»Und trotzdem bist du ein Schwein«, sagte ich bitter. »Ich habe dich gesehen. Es war dir egal, mit welchen Frauen du es treibst, Hauptsache, du konntest sie für deine Zwecke benutzen. So behandelt man keinen Freund.«
»Nun«, sagte er und zog eine Augenbraue hoch, »vielleicht habe ich bisher einfach nicht die richtige Frau getroffen.«
»Oder vielleicht bist du einfach nur ein Schwein!« Ich warf die Arme hoch. »Brauchtest du denn wirklich alle drei? Also wirklich, mussten es drei sein?«
Sein Gesicht verzog sich zu einem Lächeln, und ich fühl-te, wie mein Magen sich zusammenzog. »Braucht
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