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Undead 01 - Weiblich, ledig, untot

Undead 01 - Weiblich, ledig, untot

Titel: Undead 01 - Weiblich, ledig, untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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viele Kinder.«
    »Hast du daran geglaubt?«
    »Ich bin nie Kind gewesen«, sagte er nüchtern. »Also, weil es uns nicht gibt, können wir auf einem Level operieren, der mit nichts sonst in der Natur vergleichbar ist. Es ist lebenswichtig, dass wir . . . «
    »Hoho, Brauner, immer langsam. Nie ein Kind gewesen?«
    Er antwortete nicht. Wir gingen durch ein Naturschutz-gebiet ungefähr siebzig Meilen nördlich der Twin Cities.
    Ich konnte unzählige unterschiedliche Arten von Leben nur durch mein Gehör ausmachen – Eichhörnchen, Hirsche, Kaninchen, Fledermäuse, Käfer, Beutelratten, Schlangen –, es raschelte und kämpfte und kopulierte und fraß und starb, alles um mich herum. Es war so interessant wie anstrengend. Der Wald kribbelte vor Leben, und ich konnte es sowohl schmecken als hören.
    »Ich war nie ein Kind«, sagte er endlich, »weil das Leben für mich von Beginn an ein Kampf war. Ich brachte regelmäßig Fleisch auf den Tisch meiner Familie, bevor ich das Alphabet beherrschte.«
    »Wie das?«
    »Ich war zu klein, um mit einem Gewehr umgehen zu können, daher lernte ich Fallen zu stellen. Fallstricke und Ähnliches. Und fischen konnte ich.«
    »Oh.« Ich musste zugeben, ich war beeindruckt. Auch wenn ich mir Mister Schlüpfrig nicht als Kleinkind vorstellen konnte, das zum örtlichen Fischteich stapfte, mit 222

    einem Stab über der einen Schulter und einem Korb über der anderen.
    »Was haben deine Eltern gemacht?«
    »Wir waren Bauern.«
    »Echt?«
    »Überrascht?«
    »Nun. Ja. Ich meine . . . du bist so . . . « Schlüpfrig. Gebildet. Extravagant. Reich. Schlüpfrig. So gar nicht bäu-risch. Hatte ich schlüpfrig schon erwähnt? »Du bist . . .
    äh . . . «
    »Die Landarbeit«, fuhr er fort, als suchte ich nicht immer noch nach Worten, »ist Knochenarbeit. Selbst heute noch, in diesem Jahrhundert.«
    »Woher weißt du denn, wie es in diesem Jahrhundert ist?«
    »Ich besitze mehrere Farmen.«
    »Oh. Wie kommt’s? Ich meine, ich habe eher das Ge-fühl, dass du mit all dem nichts mehr zu tun haben willst, und . . . «
    »Nach dem Tod meiner Eltern war ich nicht in der La-ge, um . . . ich hatte nicht die finanziellen Mittel, um . . .
    ich wollte die Farmen einfach haben. Punkt. Egal warum.
    Zurück zum Geschäft. Weil es Vampire nicht gibt, haben wir einige Freiheiten. Aber ob man diese Freiheiten auch nutzen kann, hängt ab von . . . «
    »Aber es gibt uns doch«, unterbrach ich. Ich wusste schließlich einen Hinweis zu deuten. Sinclair schien von unserem Gerede über Farmen aus dem Gleichgewicht gebracht. Wenn er das Thema wechseln wollte, war das okay für mich. Aber nicht, wenn er einen Haufen Unsinn 223

    von sich gab. »Hallo?! Wir gehen gerade im Wald spazieren, oder etwa nicht? So untot wie nur irgend möglich, oder?«
    Sinclair seufzte. »Lektion eins: Vampire existieren nicht.«
    »Lektion eins stimmt nicht.«
    »Der Punkt ist, dass wir unseren Geschäften im Geheimen nachgehen.«
    »Warum?«
    »Weil das die Regel ist.«
    »Aber warum ist das die Regel?«
    Er hielt verärgert inne. »Also ehrlich, Elizabeth, diese Konversation kann ich auch mit einem Erstklässler führen.«
    »Das kannst du dir schenken. Du wolltest mir einen Nachhilfekurs geben, und ich war einverstanden. Und ich stehe zu meinem Wort. Aber das, was du mir beibringst, muss Sinn machen. Das ist meine Regel.«
    »Ja, und das sture Festhalten an deinen Regeln hat zur Folge, dass der mächtigste Vampir der letzten fünfhundert Jahre deinen Kopf auf einem silbernen Tablett kredenzt haben will.«
    Ich schmollte und trat gegen Haufen von Blättern auf dem Waldboden. Besserwisserischer Widerling.
    »Wir – existieren – nicht. Wir besuchen nicht unsere Eltern. Wir kehren nicht in unsere Häuser zurück. Wir erklären keinen Fremden, dass wir Untote sind.«
    »Und aus diesem Grunde sind wir alle komplette Loser?«
    »Darum«, sagte er grimmig, »werden wir uns kümmern. Also, kommen wir zu Punkt eins: auf die Pirsch gehen.«
    224

    »Oje, auf die Pirsch? Hörst du dich selbst reden?«
    »Wie willst du denn sonst an etwas zu essen kommen?«
    »Das war bisher kein Problem«, sagte ich hoheitsvoll.
    »Sag das mal deinem Detective-Freund.«
    Da hatte er mich. »Na gut«, sagte ich sauer, »reden wir über die Pirsch.«
    »Wir atmen nicht und unsere Herzen schlagen nicht.
    Nicht oft jedenfalls. Also ist es erstaunlich einfach, sich an jemanden heranzuschleichen, ohne dass der es merkt.«
    »Richtig. Als ich in dem Begräbnisinstitut

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