Undead 02 - Suss wie Blut und teuflisch gut
wird dir gefallen.«
»Ihr seid . . . « Ich hörte, wie meine Stimme schrill wurde, und zwang sie zurück in die tieferen Tonlagen. Sie hatten wahrscheinlich lange gesucht, und das Haus hatte Jessica auch nicht umsonst bekommen. Die Maklergebühren allein waren bestimmt sechsstellig. Ich fühlte mich so unbehaglich wie nie, aber ich wollte auch kein undankbares Arschloch sein. »Darum geht es nicht. Ich sehe auch, dass es fantastisch und traumhaft und so weiter ist.«
»Gott sei Dank«, sagte Marc.
»Es ist wunderschön, okay? Es ist perfekt. Aber ich kann es mir nicht leisten, und es ist nicht praktisch. Komm schon, wie viel hat es gekostet?«
»Nun ja, erst einmal mieten wir es, bis sie den Besitzer gefunden haben.«
»Jessica . . . «
»Dreitausend die Woche«, gab sie zu.
Ich fiel fast in Ohnmacht. »Das Geld vom Verkauf meines Hauses reicht noch nicht mal für ein Jahr!«
»Also kannst du doch Kopfrechnen«, stichelte Marc, »das hatte ich immer schon wissen wollen.«
»Bist du verrückt geworden?«
»Mit wem von uns beiden redest du?«
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»Sieh doch mal, dieses Haus passt sehr viel besser zu deiner Position«, sagte Jessica und versuchte logisch zu klingen.
»Welche Position?« Ich starrte sie böse an. Das Thema war tabu zwischen uns. Sie wusste sehr gut, dass ich mich völlig unwohl fühlte und lieber heute als morgen einen Weg aus dem ganzen Schlamassel gefunden hätte.
»Du weißt genau, welche Position«, sagte Jessica streng.
Verräterin! »Wenn der König mal vorbeischaut . . . «
»Nenn ihn nicht so«, stieß ich zwischen zusammengebis-senen Zähnen hervor.
»Wow«, sagte Marc und beäugte mich, »deine Augen werden schon wieder rot. Und . . . « Er sah an mir vorbei.
Ich hörte, wie Monique und Tina einen Schritt näher kamen, aber ich war zu verärgert, um sie zu beachten.
»Sinclair, okay? Wegen Sinclair und Tina und . . . anderen Leuten«, sie nickte in Moniques Richtung, »brauchst du ein anständiges Haus. Eines, das den Leuten zeigt, dass . . . «
». . . meine Mitbewohnerin meinen Lebensunterhalt be-streitet. Dieses Haus . . . das bin ich einfach nicht.«
»Hier sind wir unter uns, es ist das letzte Gebäude in der Straße, und hinterm Haus fließt gleich der Mississippi. Und wir haben viel Platz. Im Garten gibt es ein ausgezeichnetes Alarmsystem. Und du brauchst deine Privatsphäre, Betsy, auch wenn du es nicht zugeben willst. Und es ist groß genug, um Leute zu empfangen.«
»Warum können wir nicht einfach eine Eigentumswoh-nung in der Innenstadt von Minneapolis kaufen?«, jammerte ich.
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»Vampirköniginnen leben nicht in Eigentumswohnun-gen.« Es war Monique, die das sagte, aber Tina und Jessica nickten nachdrücklich.
»Also, Leute, irgendwo müssen wir ja leben«, unterbrach Marc. »Dein Haus wird in sich zusammenbrechen, wenn die Termiten noch länger daran herumnagen. Also lass uns dieses Haus einige Wochen lang ausprobieren. Mehr verlangen wir gar nicht.«
Natürlich verlangten sie mehr. Als ob ich meine Sachen zweimal innerhalb eines Jahres packen und umziehen wür-de! Jessica war bestimmend – daran war ich gewöhnt und konnte mich wehren. Aber Marc war die Stimme der Ver-nunft, und dagegen hatte ich kein Argument.
»Ihr müsst zugeben«, fügte Tina eilfertig hinzu, »dass es ein fantastisches Haus ist.«
»Ja, und? Wenn ich Königin bin, wie kommt es dann, dass mein Wort nichts gilt?«
Jessica grinste. »Mach dir darüber keine Gedanken. Wir halten dich auf dem Laufenden.«
»Jessica ist Bruce Wayne, und du bist Batman«, fuhr Marc fort. »Sie bezahlt deine Rechnungen, damit du rausgehen und das Böse bekämpfen kannst.«
»Bruce Wayne und Batman waren ein und derselbe Typ, Dummkopf.«
Jessica und Tina lachten, und das ärgerte mich. Wenigstens Monique zeigte Respekt und blieb ernst.
»Hallo, Tina, ich hatte noch gar nicht die Gelegenheit, dich zu begrüßen«, sagte Marc. Er streckte seine große Pranke aus und schüttelte Tinas klitzekleine, zarte Hand.
Es war fast komisch anzusehen. Der große, schlanke und 71
fitte Marc überragte Tina um mehrere Haupteslängen, aber Tina und Monique hätten ohne großen Kraftaufwand alle Knochen seiner Hand brechen können. Das wussten er und Jessica. Aber es machte ihnen nichts aus.
Sie hatten sich viel schneller an diesen Vampirkram ge-wöhnt als ich selbst.
»Dann führ mich mal herum«, sagte ich ergeben. Marc hatte recht. Wir mussten schließlich irgendwo wohnen. Und Jessica hätte jedes Haus in
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