Undead 02 - Suss wie Blut und teuflisch gut
. Betsy?« Sie zog die Augenbrauen hoch, die 64
so hell und fein waren, fast unsichtbar, und ihr Gesicht sah aus wie ein sexy Ei.
»Betsy«, sagte ich entschieden. »Kein Majestät. Gott sei Dank begreifst du schneller als Tina.«
Beide zuckten zusammen, als ich Gott erwähnte, und Monique taumelte sogar einen Schritt zurück. Nun, sie sollte sich besser daran gewöhnen.
»Ich würde euch ja hereinbitten, aber ich muss . . . «
». . . weg?« Tina neigte den Kopf. »Musst du dich nicht ernähren?«
»Später vielleicht.«
»Du hast dich noch nicht ernährt? Und hast es auch nicht vor?« Moniques Augen wurden groß vor Erstaunen.
»Ich versuche, es so lange wie möglich aufzuschieben.«
»Oh. Ihr habt Euch doch aber sicher endlich daran ge-wöhnt . . . «
»Wollt ihr mich begleiten?«, fragte ich schnell, um ihrem Vortrag zuvorzukommen. Tina und Sinclair waren nämlich der Meinung, dass es ungemein dumm von mir sei, meinen inneren Vampir noch nicht akzeptiert zu haben. »Ich werde das neue Haus besichtigen, das Jess für uns ausgesucht hat.«
»Ihr zieht um?«, fragte Monique, als ich mein Haus ab-schloss und zu meinem Auto eilte.
»Ich muss. Termiten. Und ich würde es sehr begrüßen, wenn diese Info nicht sofort wieder Sinclair zugetragen würde«, sagte ich zu Tina. »Das geht ihn nämlich überhaupt nichts an.«
»Selbstverständlich, Majestät.«
»Hör auf damit.«
65
»Selbstverständlich, Majestät.«
»Ich hasse dich«, seufzte ich und hielt Monique die Tür auf.
»Nein, das tut Ihr nicht«, gab Tina zurück und versuchte ernst zu bleiben. »Majestät.«
66
7
»Du meine Güte!«, sagte Monique.
»Wow«, sagte Tina beeindruckt.
Ich ließ meinen Kopf mit einer solchen Wucht gegen das Steuer fallen, dass er für einen kurzen Moment auf die Hupe drückte.
Ich hätte es wissen müssen. Ich hätte es wissen müssen!
Summit Avenue war eine der ältesten Straßen in Saint Paul.
Sie stand voll mit Herrenhäusern. Und Nummer 607 war umwerfend. Der Hammer. Weiß, mit schwarzen Fenster-läden. Dreistöckig. Eine riesige Eingangstreppe wie aus Vom Winde verweht. Und die Garage war so groß wie mein jetziges Haus.
»Verdammt, verdammt« Ich stieg aus dem Wagen, Monique und Tina stolperten hinter mir her.
»Wie viel Geld hat Jessica eigentlich?«, fragte Tina ehr-fürchtig. Es dauerte ewig, bis wir die Eingangstür über die Auffahrt erreicht hatten.
»Zu viel.« Ich stampfte so heftig vorwärts, dass ich fühl-te, wie meine Absätze Spuren im Beton hinterließen. Ich versuchte mich zu entspannen. Wahrscheinlich war der verdammte Gehweg fünfhundert Jahre alt »Viel zu viel.«
»Ich finde das Haus perfekt. Es passt viel besser zu Eurem Rang als . . . «
67
»Stopp.« Ich schlug mit der Faust gegen die Haustür, öffnete sie dann und trat ein. Sofort war ich eingeschüchtert.
Es war schlimmer, als ich mir vorgestellt hatte. Als Erstes sah ich die weitläufige Treppe, zwei Meter fünfzig breit, auf Hochglanz poliert, die sich in die Höhe wand, so weit das Auge reichte. Die Eingangshalle war so groß wie mein Wohnzimmer. Es roch nach Holz und Wachs, Putzmittel und sehr alten Teppichen.
»Jessica!«, schrie ich. ». . . icaaa. . . icaaa. . . icaaa«, echote es in der Eingangshalle.
»Und hier werdet Ihr wohnen?«, fragte Monique mit großen Augen.
»Scheiße, nein. Jessica!« – ». . . icaaa. . . icaaa. . . icaaa!«
Sie und Marc erschienen am Ende der Treppe und liefen uns entgegen. »Endlich! Du bist spät dran. Was sagst du?«, fragte sie. »Ist es nicht großartig?«
»Warte, bis du den Esstisch gesehen hast«, fügte Marc hinzu, »der ist riesig!«
»Jessica, das Haus ist zu groß für uns. Wir sind nur zu dritt, schon vergessen? Wie viele Schlafzimmer gibt es hier?«
»Elf«, gab sie zu, »aber so müssen wir uns keine Gedanken darüber machen, wo unsere Gäste übernachten.«
»Und wir haben alle unser eigenes Badezimmer«, ergänz-te Marc.
»Und wahrscheinlich auch eine eigene Küche!«, sagte Tina und betrachtete mit großen Augen das Schloss, das Jessica höchstwahrscheinlich mit dem zwischen ihren Au-tositzen gefundenen Kleingeld gekauft hatte.
68
Jessica bemerkte meine schlechte Laune – was keine Kunst war –, und sie sagte streng: »Komm schon, sei nicht so voreingenommen. Es ist groß, aber es ist nur ein Haus.«
»Das Herrenhaus des Gouverneurs ist genau gegen-
über!«, kreischte ich.
»Sieh dich erst einmal um«, versuchte Marc mich zu überreden, »es
Weitere Kostenlose Bücher