Undead 02 - Suss wie Blut und teuflisch gut
gibt es ein Problem.«
»Sie kann es nicht sein«, sagte Vater Markus.
»Nein?«, lächelte Jessica.
»Nein«, sagte er entschieden. »Ich kenne Ihre Familie, seitdem Sie ein Kind waren, Miss Watkins. Dazu wären Sie nicht fähig.«
»Sie haben doch meinen Vater gekannt, oder etwa nicht?«, sagte sie, immer noch lächelnd.
»Das habe ich. Sie sind dazu nicht fähig«, sagte er dickköpfig.
»Hallo?«, fragte eine Stimme, und dann steckte Monique ihren Kopf durch die Tür. Tina und Sinclair rührten sich nicht, aber alle anderen sprangen auf. »Habe ich irgendetwas verpasst?«
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»Wer ist denn das?«, fragte Jon ein wenig zu interessiert.
»Das geht dich gar nichts an. Was machst du hier, Monique?«
»Im Hotel war niemand, also habe ich eine wohlbegründete Vermutung angestellt. Was geht hier vor? Das ist aber wirklich ein schöner Raum!«
Sie machte es sich zwischen Tina und mir bequem und sah entzückend aus in ihren beigefarbenen Caprihosen und dem ärmellosen roten Pulli.
»Wir versuchen herauszufinden, wer der Marionettenspieler sein könnte«, erklärte ich. »Äh, Monique, du bist doch nicht reich, oder etwa doch?«
Ohne einen Tropfen zu vergießen, schenkte sie sich eine Tasse Tee ein. »Ach du lieber Himmel, nein«, sagte sie milde, »nicht im Vergleich zu anderen Leuten.« Sie zog eine Augenbraue hoch und nickte zu Sinclair und Jessica hinüber.
»Und was ist mit dem guten Detective Berry?«, fragte Sinclair.
»Was soll mit ihm sein?« Ich war verblüfft. Darauf wäre ich nie gekommen, nicht in einer Million Jahren.
»Schließlich ist er nach einer dreimonatigen Abwesenheit wieder in dein Leben getreten. Und als Mitglied der Polizei hat er Zugang zu Informationen, von denen wir anderen nur träumen können.«
»Ja, aber . . . er ist doch so nett.«
»Er sah nicht so nett aus, als er im letzten Frühjahr sabbernd auf deinem Teppich herumkroch«, sagte Tina unverblümt.
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»Aber er kann sich an nichts mehr erinnern!«
»Ist das so?«
Ich schwieg. Eigentlich wusste ich nicht sicher, woran Nick sich noch erinnerte.
»Nach dem, was er mit uns erlebt hat, hat er gute Gründe, Vampire zu hassen«, fügte Sinclair hinzu.
»Das Problem ist«, sagte Tina, »wir haben zu viele Verdächtige. Jeder Einzelne von Nostros Anhängern könnte es sein. Betsy wird nicht wirklich . . . äh . . . von allen als die rechtmäßige Königin anerkannt.«
»Bastarde«, zischte Monique.
»Einige Vampire könnten darin ihre Chance sehen, die Macht an sich zu reißen«, fuhr Tina fort.
»Was den Kreis der Verdächtigen auf ungefähr dreihun-dert reduziert«, sagte ich düster.
»Mehr als zweihunderttausend«, korrigierte Sinclair mich.
»So viele Vampire laufen da draußen herum?«, fragte Ani entsetzt.
»Mehr oder weniger.«
Wir diskutierten noch ein Weilchen, aber bald war es vier Uhr morgens, und wir entschlossen uns, das Thema zu vertagen. Außerdem war der Tee alle, und die restlichen Kekse waren zerdrückt.
Tina und Sinclair gingen als Erste und ließen die Blade Warriors einfach links liegen. Das war natürlich extrem unhöflich, aber irgendwie mochte ich sie dafür. Neugierig, warum sie heute Abend noch einmal zurückgekommen waren, wollte ich ihnen gerade nachgehen, als mich Ani am Arm packte.
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»Äh . . . Betsy . . . Betsy, so darf ich dich doch nennen, oder?«
»Das ist mein Name«, sagte ich verdutzt. Marc und Jessica schoben sich an uns vorbei, wieder einmal in ein Wort-gefecht vertieft.
»Ich wollte dich wegen Tina sprechen.«
»Tina?«
»Klein, schöne Beine, blonde Haare, große, hübsche Augen . . . Tina.«
»Oh«, sagte ich und begriff endlich, »die Tina. Was ist mit ihr?«
»Hat sie . . . du weißt schon . . . hat sie jemanden?« Ani hüpfte von einem Fuß auf den anderen. Ich fragte mich, ob sie wohl zu viel Tee getrunken hätte. »Ist sie mit diesem Sinclair zusammen?«
»Äh, nein.« Ich war mit ihm zusammen. Irgendwie.
»Wie ist sie so?«
»Sie ist ein hundert Jahre alter Vampir, der dich zum Frühstück verspeisen könnte und anschließend deine Wirbelsäule als Trommelstock benutzen würde.« Ich war fest entschlossen, diese Unterhaltung im Keim zu ersticken.
»Sie ist Sinclair treu ergeben, sie kämpft wie eine Löwin, und sie ist dickköpfig. Ein blutsaugender Killer. So ist sie.«
»Ja, aber ist sie mit jemandem fest zusammen?«
»Ani, du bist ein Vampirkiller!«
»Ihr habt uns die ganze Nacht erklärt, dass einige von euch gut sind«, blaffte sie
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