Undead 02 - Suss wie Blut und teuflisch gut
wieder diesen Pyjama mit dem albernen Sushi-Muster anziehen, oder?«
»Der ist bequem. Hau ab.«
»Erinnere mich daran, dass ich dir anständige Nachtwä-
sche kaufe.«
»Ich werde Sprengstoffhunde alles abschnüffeln lassen, was du mir schenkst.« Ich drehte den Türknauf, aber er rührte sich nicht vom Fleck. Ich knuffte ihn in die Schulter.
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»Jetzt geh endlich! Musst du nicht zurück im Hotel sein, bevor du in Flammen aufgehst?«
»Ach, ich weiß nicht«, sagte er beiläufig, »hier ist viel Platz. Vielleicht bleibe ich einfach hier.«
Ich wusste es! Dieses geräumige Herrenhaus anzumie-ten war eine schlechte Idee gewesen. Jetzt gab es keine höfliche Entschuldigung mehr, um Übernachtungsgäste abzuweisen.
»Meinetwegen. Aber in meinem Zimmer schläfst du nicht.«
»Nein?«
»Nein!«
»Ich gehe zurück ins Marquette«, sagte er, »wenn du mir einen Kuss gibst«
»Okay, okay. Mann, kannst du nerven.« Ich griff in seine Haare, zog sein Gesicht zu mir herunter und gab ihm einen Kuss auf den Nasenrücken. Dann ließ ich ihn wieder los.
Er versuchte nach mir zu greifen, aber mittlerweile kannte ich seine Tricks und wich seinen Händen aus. »Und jetzt hau ab. Versprochen ist versprochen.«
»Hmpf.« Aber er ging. Dank sei Gott! Glaube ich zumindest.
Als ich am nächsten Abend aufwachte, fühlte ich mich unruhig und wusste zuerst nicht, warum. Dann fiel es mir wieder ein: Mord, Detektivspiel, Jon und Sinclair. Und das war erst die Spitze des Eisbergs.
Auf dem Stuhl neben meinem Bett saß Marie und sah mich vorwurfsvoll an.
»Was ist?«, fragte ich.
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»Früher warst du viel öfter zu Hause«, sagte sie wehmü-
tig.
»Sorry, Sonnenschein. Es ist viel passiert in letzter Zeit . . . « Ich hatte nicht vor, über Enthauptungen mit einem Kindergartenkind zu sprechen. Stattdessen setzte ich mich auf und schwang meine Beine über die Bettkan-te. »Ist irgendetwas nicht in Ordnung mit meinem Pyjama?«
»Nein. Ich mag ihn.«
»Genau!« Blöder Sinclair. »Heute Abend habe ich einiges zu tun, aber vielleicht können wir morgen . . . aua!«
Ich stolperte, als ich aus dem Bett stieg, das übrigens die Größe eines Eisenbahnwaggons hatte, und fiel auf Marie.
Eigentlich fiel ich eher durch Marie hindurch. Es fühlte sich an, als würde ich mitten im Februar in einen See tauchen. Ich landete mit einem dumpfen Schlag auf dem Teppich und sah, wie ihre kleinen Füße sich durch meinen Arm bohrten.
»Jesus Christus!«, sagte ich und war froh, dass ich nicht mehr atmen musste, denn gerade jetzt stand mir der Atem sehr still.
»Sei nicht böse«, sagte Marie ängstlich, »ich habe mich nicht getraut, es dir zu sagen.«
»O mein Gott. Du bist . . . du bist . . . « Ich wedelte mit meiner Hand durch ihren Kopf. Heilige Scheiße auf Toast!
Da war ein Geist in meinem Schlafzimmer!
Ich rappelte mich auf und stürzte zur Tür, ohne auf Maries Betteln zu hören, die mich anflehte zu bleiben. Gott sei Dank stand die Tür offen, sonst wäre ich geradewegs 175
durch sie hindurchgerannt. Auf der Treppe hätte ich beinahe Jessica zu Fall gebracht, bevor ich durch die Eingangstür sprintete und an Sinclair mit einer solchen Wucht abprallte, dass ich auf den Bürgersteig fiel und dort wie ein Käfer auf dem Rücken liegen blieb.
»Wolltest du nicht diesen lächerlichen Pyjama loswerden?«
Ich sprang auf und kletterte praktisch an ihm hoch wie auf einen Baum. »Eric, Eric, etwas Furchtbares, das Aller-furchtbarste . . . in meinem Zimmer . . . « Ich zeigte auf das Haus.
Er griff meinen Arm. »Was ist? Bist du verletzt? Hat dich jemand angefasst? Ist Jon da? Ich reiße ihm die Halsschlag-ader heraus, wenn er . . . «
»Mein Zimmer . . . in meinem Zimmer . . . oben . . . Marie . . . in meinem Zimmer . . . «
»Majestät! Beruhigt Euch! Was stimmt nicht?« Tina kam den Bürgersteig hochgerannt. Sie mussten gerade erst vor-gefahren sein. Nett! Ruft bloß nicht an, bevor ihr kommt, Leute! Selbst in totaler Panik war ich verärgert. »Hat wieder jemand versucht, Euch zu töten?«
»Wenn es nur das wäre! Da ist ein totes Mädchen in meinem Zimmer!«
»Da ist ein totes Mädchen hier draußen«, sagte Sinclair verdutzt.
»Ich doch nicht, Blödmann!«
»Komm mit, zeig es mir.« Er nahm meine Hand und begann die Auffahrt hochzugehen.
Ich zog so feste an seiner Hand, dass er fast rückwärts fiel. »Nein! Ich kann nicht da reingehen, Eric, ich kann 176
nicht! Ich ziehe bei dir ein, im Marquette, ja? Aber lass
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