Undead 03 - Happy Hour in der Unterwelt
wird sicher bombig.«
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»Es tut mir leid, dass ich Euch damit belästigen muss«, sagte Alice nun schon zum dritten Mal. »Aber ich dachte, Ihr solltet es wissen.«
»Schon in Ordnung, Alice. Es ist nicht dein Fehler. Schließ-
lich sind sie keine Tiere, sondern Menschen, mit menschlichen Gehirnen. Daran hätte ich schon viel früher denken sollen.«
»Nehmt die Schuld nicht auf Euch, Majestät. Ich bin es, die die ganze Verantwortung trägt. Es ist . . . «
»Wir sollten sie wieder einfangen und pfählen«, sagte Sinclair und klang dabei gelangweilt.
»Das haben wir doch schon diskutiert«, blaffte ich ihn an.
»Ja, das haben wir wohl.«
Er würde lieber heute als morgen alle Biester umbringen und damit war ich nicht einverstanden. Aber dass er sich nun plötzlich so unbeteiligt an dem Thema zeigte, war auch nicht sehr spaßig.
»Es sind ja nicht alle«, kam Alice mir zur Hilfe. »Nur einer.«
»Lass mich raten: George?«
»Ja, Ma’am.«
»Na, toll.« Das hatte gerade noch gefehlt, um diesen Abend perfekt zu machen. Des Teufels Tochter entpuppte sich als süß wie Schlagsahne, Sinclair zeigte deutlich, dass er mehr als gewillt war, von dieser Schlagsahne zu kosten, ich schmorte 131
in der Hölle und George war wieder einmal auf der Flucht.
»Ganz toll.«
»Wir finden ihn wieder, Ma’am.«
»Okay, dann . . . ruf mich an, wenn er wieder auftaucht.«
»Sofort, Majestät.«
»Wir werden unsere Augen offenhalten. Und in der Zwischenzeit sollten wir uns ein besseres System ausdenken, um sie innerhalb des Zauns zu halten. Die anderen scheinen ja nicht sehr daran interessiert zu sein auszubrechen, nur George. Also finden wir am besten heraus, was er da draußen sucht und warum, und bieten ihm das hier drinnen auf dem Gelände. Es ist nicht der beste Plan der Welt, aber ein Anfang.«
»Ja, Majestät.«
»Na, toll«, sagte Sinclair und lächelte mich dünn an.
»Warum zum Teufel verfolgst du mich? Was denkst du dir dabei?«, schimpfte ich. Wir waren in unseren Autos zurück nach Hause gefahren und ich giftete Eric im Vorgarten an. »Als wenn es nicht schon heikel genug wäre, mit dem Teufelsspross fertig zu werden, musst du auch noch auftauchen wie ein Springteufel mit Fangzähnen.«
»Ich bin nicht dir gefolgt«, merkte er kühl an, »sondern ihr.«
Mist. Genau davor hatte ich Angst gehabt. »Warum?«
»Sie ist ein faszinierendes Geschöpf. Ich konnte an ihr keinerlei Falschheit spüren, du etwa?«
»N. . . «
»Diese unterschwellige Stärke, diese Urkraft in einer lieb-lichen Hülle. Ein wirklich nettes Mädchen, das nicht die ge-132
ringste Ahnung hat von der Macht, die sie ausüben kann.«
Er rieb sich buchstäblich die Hände. »Wenn ich mir nur diese Kraft zunutze machen könnte . . . «
»Wir«, sagte ich. »wenn wir uns diese Kraft zunutze machen könnten.«
»Ja, ja. Wirklich, ein Dilemma, das nicht leicht zu lösen ist.«
»Das ist wirklich super.« Es gelang mir, nicht bitter zu klingen. Fast. »Eins nach dem anderen. Erst einmal müssen wir uns mit Jessica versöhnen und George finden.«
»Wie du mir in der Vergangenheit ja zu verstehen gegeben hast«, erinnerte er mich, »sind das deine Probleme. Nicht meine.«
Eine Sekunde lang war ich sprachlos; kalte Angst griff nach meinem Herzen. Sechs Monate hatte ich ihn immer wieder von mir gestoßen und nun, da ich endlich Erfolg hatte, war ich krank vor Kummer. Was wiederum krank war. Und so traurig ich auch war, ich war ebenfalls wütend. Okay, ich hatte Mist gebaut. Aber er war ein achtzig Jahre alter toter Mann.
Hatte er etwa noch nie einen Fehler gemacht?
Als ich endlich meine Stimme wiederfand, ging ich gleich zum Angriff über. Alles war besser, als sich wie der weltgrößte Loser zu fühlen.
»Hör mir mal gut zu, Blödmann. Könntest du wohl aufhören zu schmollen, nur für fünf beschissene Minuten, und mir helfen? Ist das zu viel verlangt? Wenn du nicht zugeben kannst, dass du sauer auf mich bist, dann solltest du besser wieder auf böse und geheimnisvoll machen. Beides kannst du nicht haben.«
Er sah an mir herunter, ungerührt. »Du . . . wärst . . . überrascht, was ich alles haben kann.« Dann wandte er sich ab.
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Ich packte seinen Ärmel und versuchte ihn zurückzuhalten.
»Wag es ja nicht, einfach zu gehen. Du . . . «
»Hörst du das auch?«, fragte er und schüttelte meine Hand einfach ab. »Da ist doch . . . « Dann war er verschwunden.
Etwas hatte ihm einen solchen Schlag versetzt, dass er im
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