Undead 03 - Happy Hour in der Unterwelt
musste wohl bereits lang gewesen sein, als er gestorben war. Was er wohl gewesen war?
Ein Rockstar? War er vielleicht Motorradrennen gefahren?
»So, fertig!« Ich trat einen Schritt zurück und bewunderte mein Werk. »Du siehst gut aus. Wenn du dich ab jetzt nicht mehr im Schlamm wälzen würdest, sähst du fast aus wie ein normales Geschöpf der Nacht.«
»Majestät?« Ich hörte, wie Alice nach mir rief. Das Geräusch der Dusche hatte wohl das Motorengeräusch ihres Wagens übertönt. »Der König sagte, Ihr seid hier unten.«
»Ja, komm runter, Alice.« Zögernd schlich sie die Treppe herunter, offensichtlich in Erwartung einer Strafpredigt. Es 137
war ganz schön harte Arbeit, einigen von ihnen immer wieder in Erinnerung zu rufen, dass ich kein zweiter Nostro mit roten Strähnchen war. »Sieh mal, wen ich gefunden habe! Sieht er nicht gut aus?«
Sie starrte. »George?«
»Höchstpersönlich.« Ich griff nach oben – sehr hoch! und wuschelte ihm durch das Haar. »Er muss mir nach Hause gefolgt sein. Oder er hat meinen Geruch aufgenommen und ist dem gefolgt. Du hättest sehen sollen, wie er Sinclair angegriffen hat. Es war großartig! Respektlos«, sagte ich mit gespieltem Ernst, »aber großartig.«
»Noch einmal, Majestät, ich bin so . . . «
»Alice, um Himmels willen, du hast genug Arbeit, das weiß ich. Ich sollte dir jemanden zur Seite stellen, der dir hilft.«
Welchem anderen Vampir konnte ich solch eine langweilige, aber wichtige Aufgabe anvertrauen? Vielleicht würde ich im Scratch fündig.
»Er sieht irgendwie . . . «, sie ging um ihn herum, ein guter Trick, denn so musste sie durch die Dusche gehen, »anders aus. Nicht nur, weil er sauber aussieht. Er war auch vorher schon sauber gemacht worden.«
»Das liegt an der Krankenhausuniform«, entschied ich. »Er sieht intelligenter darin aus.«
»Neeeeiiin, bei allem Respekt, aber das ist es nicht.« Sie betrachtete George genauer, dann sah sie mich an, dann wieder George. Ich wartete darauf, ihre Theorie zu hören. In ihrem Faltenrock und mit dem Band im Haar sah Alice zwar aus wie eine sittsame Fünfzehnjährige, aber tatsächlich war sie über fünfzig Jahre alt. Und sie war auch nicht auf den Kopf gefallen. »Nun ja . . . «
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Nun war ich aber gespannt auf ihre große Theorie.
»Wir haben schon genug von Eurer Zeit in Anspruch genommen, Majestät. Komm, George.« Alice streckte ihre Hand aus und umfasste seinen Unterarm, den George aber so flink zurückriss, dass sie fast in die Dusche stürzte. Er knurrte sie nicht an, fletschte aber die Zähne.
»Oh oh«, murmelte sie.
»Vielleicht will er bei mir bleiben«, sagte ich ein wenig überrascht.
»Nicht nur vielleicht. Wenn Ihr mir helft, ihn raus zum Wagen zu bringen . . . «
»Weißt du was? Lass ihn doch hier.«
»Majestät, Ihr lebt in der Stadt. Ich bin nicht sicher, ob das klug ist. Er könnte . . . «
»Er hatte schon so viele Möglichkeiten, jemanden zu beißen.
Himmel, er hat ja noch nicht einmal Sinclair etwas getan, sondern ihn nur aus dem Weg geschubst. Ich weiß! Ich lasse ihn mein Blut trinken und dann kann er für einige Nächte hier im Keller bleiben.«
»Ihr lasst ihn Euer Blut trinken?«
Ich fühlte mich durch Alices Reaktion nicht beleidigt. Ich war nicht dafür bekannt, der fleißigste Blutspender unter den Vampiren zu sein. Die ganze Prozedur fand ich einfach zum Kotzen. Nur mit Sinclair war das anders.
Aber Sinclair war Schnee von gestern! Geschichte! Ich wür-de nach vorne schauen, nicht zurück. Und wenn ich schon mal dabei war: Zur Hölle mit Jessica! Jetzt hatte ich zwei neue Freunde: Des Teufels Tochter und George, das Biest.
Ich traute mich nicht, länger darüber nachzudenken, so lächerlich klang das. Stattdessen biss ich in mein Handgelenk, 139
bis mein träges Blut anfing zu tröpfeln, und hielt George meinen Arm hin.
»Das sssollte genügen«, nuschelte ich. Mein Leben ist nicht verrückt und schrecklich. Mein Leben ist nicht verrückt und schrecklich. Mein Leben . . .
»Ich muss zugeben«, bemerkte Alice, »als ich heute Abend aufstand, hatte ich keinen blassen Schimmer, was mich erwarten würde.« Ihre roten Haare leuchteten vor den dunklen Backsteinen der Kellerwand.
»Halt dich immer an mich, dann kannssst du wasss erleben, Baby« George hatte mein Handgelenk ergriffen, das Blut aufgeleckt und nuckelte nun daran wie ein Kind an einem Lutscher.
Alice ging nur widerstrebend, ich bekam meinen Arm zu-rück und dann bereitete ich George
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