Undead 03 - Happy Hour in der Unterwelt
wie zum Beispiel ihm zu sagen, dass ich ihn liebte, kniff dann aber. Ich war auch nicht sicher, dass das etwas ändern würde. Ich hatte es nie ertragen, jemandem zur Last zu fallen – egal wem. Wenn er nicht das Gleiche fühlte oder – was noch schlimmer wäre –
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nicht mehr das Gleiche fühlte, würde ich nicht die Scarlett O’Hara spielen (»Wo soll ich hin? Was soll ich tun?«).
Aber immerhin wusste ich nun Bescheid. Irgendwie war ich erleichtert, dass das Gefühl nun nicht mehr in meinem Unterbewusstsein lauerte und ich offen darüber nachdenken konnte. Aber dass ich mir darüber klar wurde – okay, zugab –, dass ich Eric Sinclair liebte, klärte nichts. Das wahre Leben war kompliziert, und ihn zu lieben löste nicht wie von Zauberhand die alten Probleme und machte alles wundervoll und perfekt.
Wenn man es genau nahm, machte es einiges nur schlimmer.
Nehmen wir irgendetwas, was in meinem Leben schiefge-laufen ist, zum Beispiel »Eric hat mich hereingelegt und sich zum König gemacht« oder »Ich bin sauer, weil Eric mir nichts von meiner Schwester und dem Teufel gesagt hat«, und fügen hinzu »und ich liebe Eric Sinclair«, dann verkomplizierte das ganz eindeutig die Dinge.
Definieren Sie Ironie: Eric Sinclair lieben und es auf eine bereits sehr lange Liste von Problemen setzen. Aber jetzt war die Zeit zum Handeln gekommen! Schluss mit dem Geheule nackt im Schrank, vielen Dank! Ab jetzt würde ich die Herrin –
Königin, wenn Sie wollen – meines eigenen Schicksals sein!
Und mit dem Scratch würde ich beginnen. Ich wusste, dass man mit dem Laden Geld verdienen konnte, aber die Vampire schmollten und unterstützten mich nicht dabei. Die Königin würde wohl ein bisschen Angst und Schrecken unter den Untoten verbreiten müssen. Und ich brauchte unbedingt Happy Hour.
Ich suchte eine gute halbe Stunde nach einem freien Parkplatz, gab dann auf und parkte auf einem Behindertenpark-platz einen Block weiter. Meine leisen Gewissensbisse unter-179
drückte ich erfolgreich. Tot zu sein sollte wohl als Behinde-rung gelten. Zum x-ten Mal nahm ich mir vor, einen Manager-Parkplatz vor dem Haus einzurichten.
Ich stürmte durch die Tür und stand in der fast leeren (und das an einem Freitagabend! Ich stöhnte innerlich auf.) Bar.
»Okay, jetzt hört alle mal her«, begann ich, wurde aber sofort von Klaus unterbrochen.
»Oh, gut, dass Ihr vorbeikommt«, sagte er bissig.
»Hehe, ich war mit anderen Dingen beschäftigt.«
»Mit anderen Dingen als Eurer Aufgabe als Königin.«
»Nun . . . ja. Ich meine, nein! Es hat damit zu tun, dass . . . «
Ich schwieg. Warum rechtfertigte ich mich überhaupt gegen-
über diesem Großkotz? Das war nicht Teil meines Plans gewesen. »Hör gut zu, von jetzt an wird hier einiges anders laufen.«
»Da habt Ihr recht«, meldete sich ein weiblicher Vampir, den ich nicht kannte, von einem der hinteren Sitze zu Wort.
»Wer redet denn mit dir?«
»Die Angestellten des Scratch sind nun offiziell im Streik«, gab Klaus bekannt. Er sah auf seine Armbanduhr. »Um achtzehn Uhr neunundfünfzig.«
»Was seid ihr?«
»Im Streik.«
Ich hatte Schwierigkeiten, das zu verdauen. »Was seid ihr?«
»Wir haben eine Gewerkschaft gegründet«, fuhr er fort,
»und fordern korrekte Arbeitsbedingungen.«
»Und was wären korrekte Arbeitsbedingungen?« Mir kam ein schrecklicher Verdacht, wie diese aussehen könnten.
»Wir wollen, dass Schafe im Scratch erlaubt sind, wir wollen Blut auf der Tanzfläche trinken dürfen . . . «
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»Und an der Bar«, warf ein anderer Vampir ein. Er war braunhaarig und blass, trug eine Jeansjacke und saß neben der Frau, die eben das Wort ergriffen hatte.
»Richtig, an der Bar . . . « Überbiss zählte die Forderungen an seinen langen, spinnenartigen (igitt!) Fingern ab. »Und wenn ein Schaf Ärger macht oder ein Mensch sich hier her-einverirrt, wollen wir ein bisschen Spaß mit ihnen haben dürfen.«
»Sie töten«, stellte ich klar.
»Richtig. Darüber hinaus wollen wir eine Zahnversiche-rung.«
»Wirklich?« Ich schnappte nach Luft.
»Nein.« Er grinste und das war kein angenehmer Anblick.
»Das war nur ein Witz.«
»Diese ganze Sache ist ein Witz. Ihr Typen seid verrückt geworden, wenn ihr denkt, dass ich auch nur einer von euren Forderungen nachgeben werde. Falls ihr es noch nicht kapiert habt: Seitdem Nostro ins Gras gebissen hat, wollen wir es hier etwas freundlicher halten.«
»Du hast uns die Fangzähne gezogen«, zischte
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