Undead 03 - Happy Hour in der Unterwelt
Laura.
»Ich sehe ihn heute zum ersten Mal.«
»Oh, okay. Ich hoffe wirklich, dass ich dir jetzt keinen falschen Eindruck von mir vermittele.«
»Wa. . . « Weiter kam ich nicht. Ein Blitz aus rotgoldenem Licht explodierte aus dem Bauch des Vampirs und er löste sich in Luft auf. Oder verdunstete. Oder . . . irgendetwas. Er hatte noch nicht einmal Zeit zu schreien, so schnell war es vorbei.
Dafür schrie ich. Kein sehr königliches Benehmen, das ist wahr. Aber ich konnte nicht anders. Im wahren Leben lösen sich Vampire nämlich nicht auf, wenn sie getötet werden. Sie fallen nicht in sich zusammen zu einem dramatischen kleinen Häufchen Staub oder gehen in Flammen auf, außer wenn sie dem Sonnenlicht ausgesetzt sind. Sie sterben noch nicht einmal, wenn man sie ersticht. Wenn man will, dass sie für immer sterben, pfählt man sie durch die Brust und/oder schlägt ihnen den Kopf ab. Nur dann stehen sie nicht wieder auf.
Nun, einmal hatte ich das getan, aber das war eine Ausnahme gewesen.
Aber wenn es nicht das Sonnenlicht war, gab es immer eine Leiche, egal wie man es anstellte.
Laura stand nun alleine da, strich mit der rechten Hand ihr Haar glatt und hielt eine Waffe – ich glaube, es war ir-185
gendeine Art von Schwert – in der Linken. Endlich! Endlich hatte ich den Beweis, dass sie die Teufelsbrut war! Sie war Linkshänderin!
»Tut mir leid«, sagte sie. »Aber ich hätte nicht eine Sekunde länger ertragen, dass er mich betatscht. Bäh.«
»Was ist das?«, keuchte ich.
Sie schaute auf das flammenfarbene Schwert. Es glühte so heiß, dass ich fast die Augen abwenden musste. »Ach, das?«, fragte sie, als wenn ich sie nach einem neuen Armband gefragt hätte. »Ich kann Waffen aus Höllenfeuer schmieden.«
»Und du kannst damit töten?«
»Keine Menschen«, sagte sie eilfertig. »Das erkläre ich dir gerne, aber später.«
»Das . . . äh . . . das ändert . . . nichts«, sagte Klaus und er sah aus, als versuche er, sich nicht zu übergeben. Das Gefühl kannte ich. »Wir . . . äh . . . fordern immer noch . . . immer noch . . . «
»Du musst uns mit dem Ding erst mal nahe genug kommen«, sagte Tommy Hilfiger. »Du kannst uns nicht alle arrrrghhh.« Er sagte »arrrrghhh«, weil Lauras Schwert sich in eine Armbrust verwandelt hatte, mit der sie nun Tommy durch den Raum hinweg angeschossen hatte. Er verschwand in einer Lichtwolke, genau wie der andere.
Sie senkte die Armbrust und schaute bescheiden. Was ihr tatsächlich gut gelang. Sie war so schön, dass sie wie eine Märchenprinzessin aussah. Mit einer Waffe zur Massenver-nichtung von Vampiren.
»Haha!«, trumpfte ich auf. »Wie gefällt dir das, Klaus die Maus? Ha? Ha?«
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»Einen Augenblick mal.« Ich drehte mich zu Laura um.
»Du weißt, dass wir alle Vampire sind?«
»Na klar.«
»Und wann hattest du vor, mich darüber aufzuklären?«
»Ich habe darauf gewartet, dass du mich aufklärst«, sagte sie und hatte doch tatsächlich die Stirn, beleidigt zu klingen.
»Aber woher weißt du es?«
»Manchmal . . . weiß ich einfach Sachen. Ich denke, das habe ich von meiner Mutter.« Sie sah angeekelt aus, als wäre der Gedanke, dass sie etwas mit ihrer Mutter gemein hätte, abstoßend.
»Deine Mutter.«
Noch mehr Ekel. »Der Teufel.«
»Ich weiß. Deine Mutter. Der Teufel.«
»Ihre Mutter ist der Teufel?«, fragte die Lady an der Bar mit gedämpfter Stimme.
»Und du hast mich dich zu Ants Baby-Party mitnehmen lassen und nicht einen Ton gesagt? Und ihr ein Geschenk mitgebracht? Und zwei Stücke Karottenkuchen gegessen?
Und mit ihr gesprochen?« Ich versuchte, mir darüber klar zu werden, was mich mehr ärgerte, ein weiterer Vampiraufstand oder Laura, die die ganze Zeit über keinen Mucks gemacht hatte.
»Also, du hast mir doch auch nicht gesagt, dass du die Königin der Vampire bist«, gab sie hitzig zurück.
»Das ist ganz etwas anderes!«, schrie ich.
»Ich wollte eine Gelegenheit bekommen, die Frau zu treffen, die mich neun Monate lang in ihrem Leib getragen hat.«
»Ja, und dich dann einfach im Krankenhaus abgegeben hat.«
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»Richtig, im Vergleich zu einer Mutter, die Satan ist, finde ich das gar nicht so übel. Eigentlich ist es ausgesprochen nett.«
Jetzt hatte sie mich. »Laura, verstehst du nicht, was das bedeutet? Deine Mutter ist Satan.«
»Natürlich verstehe ich das. Aber ich denke nicht, dass deine Eltern bestimmen, wer du bist«, hielt sie dagegen.
Ich öffnete den Mund, um sie noch ein bisschen anzuschrei-en,
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