Undead 03 - Happy Hour in der Unterwelt
kam aber nicht mehr dazu. »Entschuldigt bitte.« Klaus klang sauer. »Aber es gibt im Moment Dringenderes, worum ihr euch kümmern solltet.«
»Nichts, was interessanter wäre als das hier, mein Freund«, sagte ich. »Hinterhältige Vampire, die böse Pläne schmieden, ist nicht wirklich etwas Neues.«
»Sie ist zu gefährlich«, sagte die Frau an der Bar. »Ich würde sie keine weiteren fünf Minuten am Leben lassen.«
»Von wem von uns beiden redet sie?«
»Spielt das eine Rolle?«, fragte Laura.
Klaus sagte schnell etwas auf Französisch – ich glaube zumindest, dass es Französisch war. Die Tür zum Hinterzimmer öffnete sich, ebenso die Vordertür, und alle möglichen Kellnerinnen und Barkeeper und Türsteher strömten herein und alle waren sie blass, gereizt und sauer.
»Das ist nicht der schlechteste Plan, den es geben kann«, sagte Laura, »aber ihr werdet sterben, wenn ihr alle auf einmal versucht uns anzugreifen.«
»Hast du verstanden, was er gesagt hat?«
»Oh, ich bin richtig gut in Sprachen.«
»Welche?«, fragte ich neugierig.
»Alle.«
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Natürlich. »Hört mal, sie hat recht. Können wir uns nicht al-le an einen Tisch setzen und es ausdiskutieren wie zivilisierte Untote und Ausgeburten der Hölle.«
»Bitte nenn mich nicht so.«
»Tut mir leid! Bitte erschieß oder erstich mich nicht.«
Laura sah ein bisschen niedergeschmettert aus. »Das würde ich niemals tun, Betsy.«
»Noch einmal: Tut mir leid.«
»Ihr könnt nicht . . . « sagte Klaus und dann stürzte er sich auf mich. Aha! Der alte Trick! Erst ganz friedlich vor sich hingucken und dann zuschlagen. Unglücklicherweise klappte er dieses Mal. Er warf sich auf mich und wir stürzten rück-wärts, einen der Tische mit uns reißend. Zu meinem Bedauern musste ich feststellen, dass ihm einige Vampire zu Hilfe eilten.
»Nichts – ist – wichtiger – als – das – hier«, schrie Klaus und verlieh jedem seiner Worte Nachdruck, indem er meinen Kopf auf den Boden schlug. Kein großes Kunststück, denn er hatte beide Hände um meine Gurgel gelegt. Der Typ war schnell und stark und hatte einen Griff wie eine Anakonda.
»Au contraire«, gurgelte ich und dann konnte ich nichts mehr sagen. Was tat er da? Eine tote Frau erwürgen? Das konnte mich nicht wirklich verletzen. Tatsächlich war es vor allem lästig. Der war ja wirklich ganz schön sauer, dachte ich.
Ich grub meine Finger in seine Hände, um sie wegzustem-men, aber er lockerte seinen Griff nicht. Stattdessen pellte ich ihm das Fleisch in Streifen von den Knochen. Bäh! Den Tod (schon wieder) vor Augen und angeekelt. Es war die schlimmste Woche meines Lebens. Schon wieder.
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»Nicht so!«, schrie ein Vampir, den ich nicht kannte, Klaus ins Ohr. »Wir dürfen die Königin nicht angreifen! Wir waren uns alle einig, dass wir das nicht tun würden!«
Genau!, wollte ich rufen, brachte aber keinen Ton heraus.
Ich ließ nur ein zustimmendes Piep hören, während ich mich fester in seine Hände krallte.
»Sie ist nicht die Königin«, murmelte er und riss seinen Ellbogen zurück, genau gegen die Kehle des bemerkenswert geistig gesunden und hilfreichen Vampirs. Der Schlag schien dem Typen nicht wehzutun, aber er fiel hintenüber. Besser noch, Klaus’ Griff lockerte sich. Ich bekam meine Hände hoch und drückte und trat zur gleichen Zeit. Er ging nicht von mir herunter, ließ mich aber los.
»In Zeiten wie diesen spreche ich gerne ein Gebet«, sagte ich, als ich trat und kratzte, so fest ich konnte, um unter ihm wegzukommen. Als würde ich meinen Abschlussballtanz noch einmal tanzen müssen! »Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Lieber Gott, wir danken dir, für dieses Essen hier. Jesus liebt mich ganz gewiss, denn die Bibel sagt mir dies.« Jetzt schrie Klaus wie am Spieß und hielt sich die Ohren zu und als ich noch einmal nach ihm trat, rollte er von mir runter. Ich stemmte mich auf die Ellbogen hoch und endete mit einem triumphierenden »Und Gott segne den ganzen Mist hier!«
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Mir gingen die Bibelsprüche aus, aber mehr war auch nicht nötig. Der bemerkenswert geistig gesunde und hilfreiche Vampir hatte bereits die Tür aufgerissen und bedeutete den anderen mit wilden Gesten, ihm zu folgen. Einige taten dies –
um die würde ich mich später kümmern –, aber eine beunruhigend große Anzahl beschloss zu bleiben. So auch Klaus, der bis an die Bar zurückgewichen war, das Gesicht vor Hass und Angst verzerrt, die Hände immer noch auf die Ohren
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