Undead 09 - Zum Teufel mit Vampiren
Unterwäsche nach Sinclairs Brief. Weil ich wusste, dass ich’s vermasselt hatte, und mich entschuldigen wollte, war nun der rechte Zeitpunkt gekommen, ihn zu lesen. Und da Sinclair und Tina genau gewusst zu haben schienen, wohin ich gegangen war und was ich dort getan hatte …
Mit zitternden Händen riss ich den Brief auf und las ihn gleich an Ort und Stelle, auf dem Boden des Salons.
Meine liebste Königin ,
erst vier Stunden bist du fort, und schon kann ich deine Abwesenheit kaum mehr ertragen. Nur gegen meinen inneren Widerstand bin ich dir ausgewichen und habe dich durch die Zeit reisen lassen, ohne dich meines Beistandes und meiner Bewunderung und, wie stets, meiner Liebe zu versichern. Es gefiel mir gar nicht, obschon ich weiß, dass diese Reise notwendig war, auch für mich. Du musstest meine Vergangenheit als Sohn ermordeter Farmer und Bruder einer ermordeten Zwillingsschwester kennenlernen .
Mehr noch: Diese Reisen waren notwendig, denn ohne sie wärest du nie in mein Leben getreten. Es gibt nichts, was ich nicht freudig Abertausende von Malen erdulden würde, wenn ich sicher sein könnte, dass am Ende dieser Erfahrungen deine Liebe auf mich wartet .
Meine Schwester hätte dich so sehr geliebt, wie ich dich liebe. Ich werde es bis ans Ende meiner Tage bedauern, dass ihr euch nicht noch einmal begegnen könnt. Wie gut haben wir uns stets an deinen Besuch erinnert, als wir noch Kinder waren! Wie sehr du meine geliebte Schwester entzückt und mich deinem Zauber unterworfen hast!
Wie dankbar ich dir bin, dass du mir Stärke verliehen hast .
Elizabeth, dein Liebreiz und deine Kraft entspringen ganz allein der Tatsache, dass du dir nicht vorstellen kannst, wie mächtig du immer schon gewesen bist. Dies ist die Quelle meiner Liebe zu dir – während ich zugleich den Drang unterdrücken muss, dich zu erwürgen .
Das stimmte! Ich kannte diesen Ausdruck in seinem Gesicht nur allzu gut. Ich hatte ihn im Laufe der letzten Jahre zigtausendmal gesehen. Er sieht dann immer aus, als leide er unter Verstopfung – und bekomme gleichzeitig einen extremen Zuckerschub.
Nun werden gewiss viele deiner Fragen über meine Vergangenheit beantwortet sein .
Das kannst du wohl sagen.
Doch wenn du noch Fragen hast, so werde ich sie dir beantworten. Wenn du irgendeine Information zu irgendeinem mir vertrauten Thema benötigst, so werde ich deinen Wissensdurst nach besten Kräften stillen .
Die Zeit der Geheimniskrämerei ist vorüber. Deine Spuren finden sich in Tinas Leben und in meinem, du warst stets Teil unseres Lebens, und nun hast du es zu unserer Freude und Dankbarkeit endlich erfahren. Da wir es vorher wussten, haben wir die Minuten bis zu deiner Rückkehr an deinen rechtmäßigen Ort in der Zeit gezählt .
Sollte dir unklar sein, was damit gemeint ist, so erkläre ich es frei heraus: Dein Platz ist und wird stets an meiner Seite sein, ob vor sechzig oder in fünftausend Jahren .
In diesem Wissen wie in allem anderen bin ich dein ergebener Gemahl, Diener und Mitherrscher .
Mein Liebstes, wie ich dich vermisse …
Sink Leer
Meine Hand verkrampfte sich und knüllte den Brief in meiner Faust zusammen. Ich schnappte nach Luft und versuchte ihn wieder zu glätten – was sich jedoch als schwierig erwies, selbst wenn ich nicht wie ein Schlosshund gejammert hätte. Sein verhasster Spitzname! Er hatte den Brief mit seinem Spitznamen unterzeichnet, den er so hasste!
Und mehr noch: Er hatte es zugelassen, dass ich in die Hölle ging, obwohl er wusste, mit wie viel Mist ich mich dort würde abgeben müssen. Für einen Macho und Kontrollfreak, für einen altmodischen Chauvi wie ihn war der Entschluss, sich zurückzuhalten und die Dinge geschehen lassen, zuzulassen, dass ich mich allen möglichen Gefahren und schlechten Gerüchen aussetzte … tja, das war schon allerhand.
»Aha, da bist du ja. Ich habe nicht nur deine liebliche Stimme gehört, sondern bin obendrein dem Geruch des Schmutzes gefolgt.« Ich blickte hoch. Sinclair lehnte im Türrahmen, die Arme vor der Brust verschränkt. »Dein Gesicht ist ein wenig schmutzig, meine Liebe. Und ich muss mich entschuldigen, dass ich einen so hässlichen, sinnlosen Streit dafür missbraucht habe, dich zu … «
»Halt den Mund!«
Er blinzelte. »Wie du wünschst.«
»Und schlaf mit mir!«
Wieder blinzelte er. Hatte er während meiner Abwesenheit nervöse Zuckungen entwickelt? »Wie du wünschst.«
Und in der nächsten Sekunde lag ich in seinen Armen. Wir wankten durch
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