Under Cover: Erotischer Roman (German Edition)
Frage, ob das lukrativ ist – ja, ist es. Wir arbeiten auch mit Kommissionen, falls also dieser Fremde noch einmal kommt und uns seine kostbare Erbschaft anvertraut, erhalten Sie einen kleinen Bonus zu Ihrem Gehalt.«
Cressida fühlte sich schuldbewusst, aber sie zauberte ein höfliches Lächeln auf ihr Gesicht. »Das wäre schön«, sagte sie.
Guy sah sie forschend an. »Das wäre schön!«, ahmte er sie nach. »Ich wusste gar nicht, dass Sie das Glück haben, nicht arbeiten zu müssen und auch nicht über Geld nachzudenken, Cressida.«
»Aber nein! Geld ist für mich so wichtig wie für alle anderen auch, aber es ist nicht alles. Ich arbeite lieber in einem Job, den ich mag und bei dem ich genug verdiene, um leben zu können, als total unglücklich in meiner Arbeit zu sein, auch wenn ich Geld wie Heu verdiente.«
Guys Finger spielten nervös mit ein paar Büroklammern, die er auf dem Schreibtisch gefunden hatte. Cressida spürte wieder seine unterdrückte Energie. »Was ist mit Sex?«, fragte er plötzlich.
»Sex?«
»Sie haben Ihr Sexualleben nicht in Ihrer interessanten kleinen Rede erwähnt. Ich wüsste gern, wo der Sex auf Ihrer Prioritätenliste stehen würde.«
»Irgendwo in der Mitte, glaube ich«, erwiderte sie und wünschte, er würde sie nicht so eindringlich anschauen, denn sie konnte nur an Tom denken und wie wenig er zu Neuem bereit war, als sie das letzte Mal Liebe gemacht hatten.
»Wie langweilig«, sagte Guy. »Dann hoffen wir mal, dass Rick das ändert. Wenn Sie die Inspiration für sein lange erwartetes nächste Bild sein sollen, dann muss ihm das gelingen. ›Irgendwo in der Mitte‹ führt nicht zu einem erotischen Bild.«
»Wer hat Ihnen gesagt, dass ich mit Rick ausgehe?«, fragte Cressida überrascht.
»Marcia natürlich. Sie und ich haben keine Geheimnisse voreinander. Wenigstens hat Marcia keine Geheimnisse vor mir«, fügte er mit einem kleinen Lächeln hinzu.
»Sonst noch etwas?«, fragte Cressida, weil sie merkte, dass sie zu intensiv in sein Gesicht starrte. Die scharfe Linie um sein Kinn und die tiefbraunen Augen faszinierten sie, und der mobile Mund deutete Leidenschaften an, die sie noch nie kennen gelernt hatte.
»Nein, sonst nichts. Gehen Sie nur, und versuchen Sie, das schreckliche Mädchen da draußen bis morgen in eine präsentable Kleidung zu stecken.«
»Ich habe sie nicht ausgewählt«, sagte Cressida, irritiert von der Unterstellung, dass sie für Leonora verantwortlich sein sollte. »Sie ist die Tochter Ihres Freundes.«
Guy sah sie überrascht an. »Oh Mann, Sie können ja richtig bissig sein! Sie haben Recht, Sie haben keine Verantwortung für sie. Ich dachte nur, Sie könnten ihr ein paar Tipps geben, die Sie taktvoller anbringen als Marcia. Sie geht immer sofort an die Gurgel. Sie haben diesen Killer-Instinkt nicht, glaube ich jedenfalls«, fügte er leise hinzu.
»Sie tut mir leid«, murmelte Cressida.
»Wieso?«
»Sie will nicht hier sein, und wir wollen sie nicht wirklich haben. Sie wird herumgeschubst, damit ihr Vater und ihre Stiefmutter ihren Spaß haben können, ohne dass die Gefahr besteht, dabei gestört zu werden.«
»So ist das Leben«, meinte Guy lachend. »Ihre Zeit kommt noch. Obwohl ich nicht weiß wann, wenn ich sehe, wie sie sich anzieht. Am liebsten würde ich sie selbst an die Hand nehmen, aber ich glaube, ich ertrüge ihr teenagermäßiges Schmollen nicht.«
»Sie glaubt vielleicht, dass Sie ein wenig zu alt wären für sie«, sagte Cressida.
Guys Augen weiteten sich vor Überraschung. Dann grinste er. »Ich bin sicher, Sie haben Recht. Was für ein schrecklicher Gedanke, dass ich mir die größte Mühe gebe, um ihr die Wunder des Lebens zu zeigen, und sie verweigert sich mir, weil ich es schon hinter mir habe. Zurück an die Arbeit, Cressida. Und denken Sie dran, uns Bescheid zu sagen, wenn Ihr Matisse sich blicken lässt.«
Als Cressida die Tür hinter sich zuzog, wusste sie, dass er ihr nicht traute, trotz des neckischen Plauderns und seiner Liebenswürdigkeit. Er glaubte nicht an ihren Kunden, und die Tatsache, dass er und Marcia den Mann bei jeder Gelegenheit erwähnten, schien der Beweis dafür zu sein, dass sie etwas zu verbergen hatten. Offenbar lag Interpol mit der Vermutung richtig, in der Galerie ginge es nicht mit rechten Dingen zu.
Die nächsten zwei Stunden zogen sich zäh dahin. Man musste Leonora alles mindestens dreimal erklären, bevor sie etwas begriffen hatte, und selbst dann führte sie die Aufgabe mit
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