Under Cover: Erotischer Roman (German Edition)
mürrischem Gesicht aus. Es kamen nur wenige Kunden herein, was bedeutete, dass Cressida sich nicht ablenken konnte. Jedes Mal, wenn sich die Tür öffnete, hoffte sie, den Mann mit den grauen Haaren zu sehen.
Um Viertel nach vier begann Cressidas Herz schneller zu schlagen als sonst bei Stress. Die Glocke über der Tür schlug an, und ein großer Mann, Mitte vierzig, trat ein. Er hatte dichte graue Haare und betrat die Galerie. Er warf einen Blick auf Polly, die einen halben Schritt auf ihn zuging, aber dann bewegte Cressida unauffällig die rechte Hand, und er wandte sich ihr zu und sah sie lächelnd an.
»Ich habe doch gesagt, dass ich zurückkommen würde. Ist das jetzt eine bessere Zeit?«, fragte er.
Cressida fühlte sich erleichtert und lächelte zurück. »Das ist es ganz sicher. Wenn Sie nichts dagegen habe, werde ich den Besitzern der Galerie sagen, dass Sie hier sind. Haben Sie das Bild mitgebracht?«
Er hielt ihr ein braunes Packpapier hin, das mit einer Kordel gesichert war. »Hier ist es.«
»Wunderbar. Einen Augenblick, bitte.«
Als Cressida ein paar Schritte vor der geschlossenen Bürotür stand, blieb sie einen Moment stehen und atmete durch, bevor sie anklopfte. Es war von entscheidender Bedeutung, dass sie ihre Erleichterung über die Ankunft des Mannes nicht zeigte. Für sie war es eine ganz normale Aufgabe, den beiden zu sagen, dass der Mann mit dem Matisse wieder da war.
Nach einem leichten Klopfen gegen die Tür trat sie ein. Marcia stand dicht neben Guy in der hinteren Ecke des Büros. Jetzt trat sie einen Schritt vor. »Ja?«, fragte sie irritiert.
»Ich dachte, Sie würden wissen wollen, dass der Mann mit dem Matisse wieder da ist«, sagte Cressida ruhig. »Soll ich ihn zu Ihnen führen?«
Falten zeigten sich auf Marcias Stirn, aber Guy lächelte Cressida an und nickte. »Bitte, ja. Und sehr gut gemacht«, fügte er hinzu. »Sie beweisen, dass Sie ein Gewinn für die Galerie sind.«
»Wir haben den angeblichen Matisse noch nicht gesehen«, erinnerte Marcia.
»Nein, aber ich glaube, dass Cressida ihre Arbeit gut erledigt hat.«
Als der Mann, den Detective Chief Inspector Williams geschickt hatte, zum Büro geleitet wurde, um mit ihren Arbeitgebern zu reden, wurde Cressida von einem wahren Triumphgefühl erfasst. Es war offensichtlich, dass Marcia davon überzeugt war, der Mann existierte gar nicht, und es war ebenso offensichtlich, dass Guy sich darüber freute, dass es ihn doch gab. Was Cressida als Beweis dafür auslegte, dass Guy sie mochte. Sie hatte das Gefühl, dass ihre Arbeit ausgezeichnet verlief, und sie war als Bonus noch zum Abendessen mit Rick verabredet, worauf sie sich freute.
Als Rick kam, um sie abzuholen, war sie noch dabei, sich anzukleiden. Sie hatte schon einige Kleider als zu festlich oder als völlig unangemessen für den Anlass abgelehnt. Sie warf sich einen Bademantel aus Frottee über die Unterwäsche und führte ihn in ihr Wohnzimmer, dann lief sie wieder hinaus und hoffte, dass nichts herumlag, was ihren wahren Beruf verraten würde. Seit Tagen schon hatte sie alle Fotos entfernt, auf denen sie in Uniform zu sehen war, weil sie immer damit rechnen musste, dass jemand aus der Galerie mal unerwartet bei ihr auftauchte.
Schließlich zog sie ein ärmelloses Minikleid in Eiskremrosa an, dazu eine zweireihige Jacke, und ging zurück zu ihm ins Wohnzimmer. Rick schaute sich ein Kricketspiel im Fernsehen an und warf ihr bewundernde Blicke zu.
»Sehr schön! Diese glänzenden Strumpfhosen sind der Hit in diesem Sommer, nicht wahr? Sehr sexy!«
»Ich bin froh, dass sie Ihnen gefallen«, sagte sie lachend. »Ich war nicht sicher, was ich anziehen sollte, und dachte, mit diesem Outfit könnte ich mich überall sehen lassen.«
»Wir geben kein gutes Paar ab«, sagte er vergnügt, als sie ihn kurz musterte. Er trug einen petrolblauen Pullover über einem zu oft gewaschenen blauen T-Shirt, nicht ganz passend kombiniert mit einer marineblauen Streifenhose. Sie musste einräumen, dass er mit seiner Bemerkung Recht hatte.
»Soll ich mich umziehen?«, fragte sie eifrig.
Rick schüttelte den Kopf. »Du siehst viel zu attraktiv aus; ich bin es, der sich umziehen müsste, aber ich bin zu faul. Es ist egal. Sie sind daran gewöhnt, dass ich so aussehe. Ich werfe mich nur zu Guys Dinnerpartys in Schale. Und was dich angeht – sie werden sich fragen, was du in mir siehst.«
Sie stieg in Ricks verbeulten Ford Fiesta und war sicher, dass niemand sich diese Frage stellte.
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