Under Cover: Erotischer Roman (German Edition)
Rick sah in ihren Augen noch viel besser aus als vor ein paar Stunden in der Galerie. Seine helle Haut war leicht gebräunt, wodurch die graublauen Augen noch mehr zur Geltung kamen. Er hatte einen großen Mund, ausgeprägte Wangenknochen und eine gerade römische Nase. Diese Kombination raubte ihr schier den Atem, was daran lag, dass sie ihn begehrte, dachte sie. Falls das stimmte, hatte sie Tom nie begehrt, schloss sie wehmütig.
Das Restaurant, klein und versteckt am Rand der Covent Garden Piazza, war einem Gewächshaus nachempfunden, und als sie durch die Tür gingen, schien ihr die Hitze ins Gesicht zu schlagen. Sie war dankbar, dass Rick ihr die Jacke abnahm.
Der Besitzer hastete ihnen entgegen, um Rick zu begrüßen. Sie schüttelten sich die Hand, und er führte sie zu einem Tisch in einer Ecke des Raums, wo sie relativ für sich waren. Der Besitzer brachte ihnen eine Flasche Hauswein und ging dann, damit sie sich in Ruhe die Speisenkarte ansehen konnten.
»Wo ist dein Gemälde?«, fragte Cressida und wünschte, sie könnte die Speisenkarte als Fächer benutzen.
»Hinter dir.«
Cressida drehte sich um und sah, dass die Wand hinter ihr mit jungen Männern und Frauen bemalt war. Einige küssten sich, andere fassten sich an den Händen an, während sich viele auch nur anstarrten, aber jedes Paar verströmte das Gefühl unglaublicher Sexualität.
Es war, als würden sie im nächsten Moment ihre spärlichen Kleider abstreifen und sich lieben wollen. Cressida begriff nicht, wie es Rick gelungen war, so ein Gefühl festzuhalten, auch wenn nichts Sexuelles auf dem Bild geschah.
»Gefällt es dir?«
»Es ist sehr beeindruckend«, sagte Cressida, und sie wusste, dass dieses Wort viel zu schwach war, um ihre Gefühle auszudrücken, die sie beim Anblick des Wandgemäldes empfand, aber sie wusste sonst nicht, was sie sagen sollte.
Er nickte. »So wollte ich es auch haben. Es ist eine Erklärung, ein Statement über den Kontrast zwischen dem, was die Gesellschaft den Menschen aufdrängt und dem, was die Menschen selbst wollen – immer von einem erotischen Blickpunkt aus betrachtet.«
Sie übernahm seine lockere Anrede. »Nun, man sieht genau, was diese Leute jetzt am liebsten tun würden«, versicherte sie ihm. »Ich bin nicht sicher, wie du es geschafft hast, ihnen dieses Verlangen ins Gesicht zu legen.«
»Es liegt an den Muskeln und an den Gesichtsausdrücken«, sagte er. Sein Gesicht war ernst, und die Stimme voller Leidenschaft. »Anspannung, das ist der Schlüssel zur Erotisierung. Es muss eine sexuelle Spannung da sein. Schokolade, Blumen und ein Kuss auf dem Sofa sind keine echten Leidenschaften, sie dienen nur der Verschleierung. Meine Arbeiten zeigen uns die Wahrheit.«
Der Kellner trat an den Tisch und wollte ihre Bestellung aufnehmen. Cressida hatte nicht einmal die Karte aufgeschlagen. Sie ließ es geschehen, dass Rick für sie beide mixed grill von verschiedenen Fischen bestellte.
»Das ist zurzeit das beste Hauptgericht in ganz London«, versprach er ihr.
Cressida war es egal. Ihr Magen fühlte sich so an, als hätte er für den Tag geschlossen. Essen war keine große Leidenschaft für sie. Je länger sie sich in Ricks Gesellschaft aufhielt, desto attraktiver fand sie ihn, und sein Wandgemälde hatte sie so eigenartig berührt wie auch seine Zeichnungen, die sie in der Galerie gesehen hatte.
»Guy hat mir gesagt, dass du an einem neuen Motiv arbeitest«, sagte sie, als sich der Kellner zurückgezogen hatte.
Rick, der an einem Stück Brot knabberte, nickte. »Ich sollte daran arbeiten. Die Wahrheit ist, dass ich noch nicht einmal damit begonnen habe. Ich habe auf eine Inspiration gewartet. Jetzt, glaube ich, habe ich sie gefunden.«
»Das ist gut«, sagte Cressida leichthin. Sie traute sich nicht zu glauben, dass sie der Auslöser für eine seiner erotischen Zeichnungen sein könnte.
Rick sah sie grinsend an. »Ich spreche von dir«, sagte er. »Als ich dich das erste Mal in der Galerie gesehen habe, war mir das Bild plötzlich klar, und heute Abend, als du in dein Wohnzimmer kamst, in dem Klein-Mädchen-Pink, das so aussieht, als wäre es der Werbung für ein Getränk entstiegen, wusste ich, dass ich Recht hatte.«
»Aber das ist nicht dein Stil«, rief Cressida aus, ziemlich verstimmt über die Beschreibung ihres Outfits.
»Ich spreche nicht vom Äußeren, das du der Welt präsentierst, sondern vom Kontrast zwischen meinem Bild von dir – welche Gefühle du in mir auslöst, die Dinge,
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