Under Cover: Erotischer Roman (German Edition)
diesem Abend ins Bett legte, freute sie sich viel zu sehr auf den morgigen Abend und auf das, was dann auf sie zukam. Ihre Sexualität, die sich früher ihrer Karriere unterwerfen musste, schien nun Priorität über alles andere in ihrem Leben zu gewinnen. Sie konnte es kaum erwarten, bis sie wieder Guys Hände auf ihrem Körper spüren würde.
Am nächsten Tag schaffte sie es, während Marcias Mittagspause in ihr Büro einzudringen, und dort fand sie unter der Akte ›Restaurierungen‹, abgelegt unter E, einen neuen Eintrag, der für den Fall so wichtig war. Lord Truscotts Correggio war registriert worden.
Cressida gelang es, den Eintrag abzufotografieren. Gleich zu Beginn ihrer Arbeit als verdeckte Ermittlerin hatte man ihr eine winzige Kamera gegeben. Als sie zurück an ihren Empfangstisch trat, war sie überrascht, dass sie kein größeres Glücksgefühl empfand.
Cressida trug ein weißes Sommerkleid mit einem auffälligen Design aus blauen und gelben Muscheln und vielen Fischen. Sie fand das wadenlange Kleid angemessen für ihren zweiten Abend mit Guy. Das Kleid hatte vorn eine lange Knopfleiste, und als sie es anzog, dachte sie lächelnd, dass sich die Knöpfe noch nützlich erweisen würden, wenn der Abend so verlief, wie sie hoffte. In ihrem V-Ausschnitt trug sie eine winzige Perle an einer dünnen Goldkette, ein Geschenk ihrer Patentante zu ihrem einundzwanzigsten Geburtstag.
Sie wusste, dass ihre Wahl genau richtig gewesen war, als sie Guy aus dem Wagen aussteigen sah. Er trug einen Blazer als Einreiher über einem weißblauen Hemd, eine dunkelgraue Hose und eine dunkelrote Krawatte mit weißen und blauen Streifen. Er sah leger gekleidet aus, aber trotzdem sehr modisch, und sie sah ein bewunderndes Lächeln auf seinem Gesicht, als sie ihn begrüßte. Aber das Lächeln wich bald einem konzentrierten Blick, als sie sich durch den Verkehr quälten.
»Wohin fahren wir?«, fragte Cressida.
»Das wird eine Überraschung«, sagte er ihr. »Das ist typisch für mich – immer für eine Überraschung gut.«
»Das glaube ich gern.«
Guy sah sie von der Seite an. »Ja, ich gehe davon aus, dass du Verständnis dafür hast. Schließlich bist du das Mädchen, das es liebt, andere Menschen zu überraschen, nicht wahr? Ich meine, da stellen wir ein kluges, zurückhaltendes Mädchen ein, und bevor wir uns umsehen, hat sie eine leidenschaftliche Affäre mit Rick Marks, dem anerkanntesten Künstler erotischer Bilder unserer Tage. Ich glaube fast, du hast uns bei deinem Bewerbungsgespräch hinters Licht geführt.«
Ein Anflug von Kälte breitete sich in Cressidas Nacken aus. »Hinters Licht geführt?«
»Ja, du hast dich für eine Frau ausgegeben, die du in Wirklichkeit nicht bist«, sagte Guy.
»Nein. Ihr habt mich für eine Frau gehalten, die ich nicht war. Das ist ein großer Unterschied.«
»Tatsächlich? Ich sehe den Unterschied nicht so groß. Wie zum Beispiel ›Ich sage, was ich meine‹ oder ›Ich meine, was ich sage‹. Wir haben dich falsch eingeschätzt, aber wohl nur, weil du uns in die Irre geführt hast.«
»Überhaupt nicht«, widersprach Cressida. »Vielleicht seid ihr nicht so gut, die Leute richtig einzuschätzen. Versuche doch, einen Psychologen einzuschalten, wenn du das nächste Mal eine Stelle besetzen willst. Viele große Firmen bedienen sich eines Psychologen.«
»Keine schlechte Idee.« Guy lachte. »Aber ich betreibe gern meine eigene amateurhafte Psychologie, und wenn ich Fehler mache, dann sind sie hoffentlich alle so lohnend, wie du dich erwiesen hast.«
»Wenn ich denn ein Fehler war, dann wäre ich Marcias Fehler, nicht deiner«, erinnerte Cressida ihn. Sie fand die Auseinandersetzung mit Worten sehr spannend.
»Und Sues«, sagte Guy.
»Sues?«
Er lachte wieder. »Ja, Sue! Deine Vorgängerin und langjährige beste Freundin! Sage mir bloß nicht, dass du sie schon vergessen hast. Wie geht es ihr eigentlich? Wo arbeitet sie jetzt und in welcher Branche?«
Cressida saß da, als könnte sie nicht bis drei zählen. Sie war völlig unvorbereitet auf diese Frage, und da es unmöglich war, die Wahrheit zu sagen – »Sie ist zurück im alten Trott und läuft wieder Streife« – überlegte sie sich eine andere Erklärung.
Sie sah nicht, wie sich Guys Lippen zu einem Lächeln verzogen. »Ich schätze mal, dass ihr nicht mehr so gut befreundet seid wie noch vor ein paar Wochen.«
»Wir haben kleine Meinungsverschiedenheiten«, sagte Cressida. Seine Bemerkung inspirierte sie. »Sue
Weitere Kostenlose Bücher