Under Cover: Erotischer Roman (German Edition)
ging. Aber nach dem zweiten Klingeln hörte sie Schritte auf der Treppe, und als er die Tür öffnete, steckte ein Pinsel hinter seinem rechten Ohr. Er wurde blass, als er sie sah.
»Cressida!«, rief er.
Sie nickte. »Ja, die bin ich. Du hast Glück gehabt, dass ich keine Suppe in einem Thermoskessel und ein paar Trauben für den todkranken Rick mitgebracht habe, sonst hättest du noch alberner ausgesehen als jetzt.«
»Ich weiß nicht, was du meinst«, stammelte Rick. An den Pinsel hinter dem Ohr hatte er offenbar nicht gedacht.
»Nun, du hast eine wundersame Heilung erlebt, denn gestern hast du noch geklungen, als wärst du ein Todeskandidat«, erinnerte sie ihn.
»Ich habe mich vierundzwanzig Stunden ganz erbärmlich gefühlt«, wehrte er sich. »Ich habe mich heute Abend erst angezogen, bis dahin habe ich im Bett gelegen. Ich fühlte mich lausig.«
»Aber du malst«, sagte Cressida.
»Natürlich nicht«, blaffte er sie an.
»Wirklich nicht? Ist denn der Pinsel hinter deinem Ohr eine neue Art Schmuck, so ähnlich wie ein Ring, den man sich durch die Nase zieht?«, fragte Cressida.
Rick griff verdutzt nach dem Pinsel, aber man sah dem Maler an, dass ihm keine Ausrede einfiel.
»Was malst du denn?«, fragte Cressida. Sie dachte, sie könnte die Situation nutzen, denn er fühlte sich in die Enge getrieben. »Wieder ein Bild mit der Marionettenfrau, die diese zerrissene Jacke trägt?«
»Natürlich nicht. Wenn du es genau wissen willst, ich finde, Malen hat eine therapeutische Wirkung auf mich, deshalb habe ich heute Abend ein paar Striche geübt. Warum bist du so schlecht gelaunt? Du solltest dich freuen, dass ich nicht an die Himmelstür klopfen musste.«
»Sollte ich das?«, fragte Cressida leise. »Ich glaube, du irrst dich, denn ich habe das Gefühl, dass ich einfach fallen gelassen worden bin. Du warst niemals erkrankt, du hast nicht einmal den Hauch eines Schnupfens gehabt, du hast dich nur gewissen Befehlen gefügt und mich ihm wie auf einem Silbertablett angeboten. Das hat mir nicht gefallen. Ich dachte, wir hätten eine besondere Beziehung. Nun weiß ich, dass ich mich geirrt habe.«
Schmerz trat in Ricks Augen. »Komm herein«, sagte er plötzlich. »Wir reden ausführlich über dieses Thema. Du bedeutest was Besonderes für mich, das verspreche ich dir, aber ich kann mir nicht erlauben, eine echte Bindung einzugehen. Meine Arbeit kommt zuerst, und Guy hatte den Eindruck, dass du mich von der Arbeit abgelenkt hast.«
»Wirklich? Ich erinnere mich, dass er gesagt hat, ich wäre deine Muse, deine Inspiration.«
»Cressida, bitte, komm herein. Ich muss mit dir reden«, bat er, aber sie wusste, dass sie nicht dem zustimmen konnte, um was er sie bitten würde. Es wäre nicht fair, so zu tun, als wäre sie wirklich verliebt in ihn. Außerdem wollte sie nicht riskieren, in diesem vitalen Moment den Kontakt zu Guy zu verlieren.
»Lieber nicht, Rick«, sagte sie ruhig. »Weißt du, ganz egal, was die Wahrheit hinter der abgesagten Einladung von gestern Abend ist – für mich spielt das keine Rolle mehr. Guy und ich hatten einen wunderschönen Abend, und morgen werde ich auch wieder mit ihm ausgehen. Ich bin vorbeigekommen, um dir zu sagen, dass es aus ist zwischen uns.«
Ricks Kinn klappte nach unten. »Ich verstehe«, sagte er leise.
»Keine Proteste? Kein Streit?«
Rick schüttelte den Kopf. »Ich erwarte nicht, dass du es verstehst, denn es ist alles sehr kompliziert. Ich will nicht mit dir streiten, weil ich weiß, dass ich mit Guy nicht mithalten kann. Ich hoffe nur, dass er dir nicht allzu weh tut. Ich weiß, dass du mich nicht geliebt hast, aber ich bitte dich, Cressida, verliebe dich nicht in Guy. Er versteht gar nicht, was Liebe bedeutet, und ich will nicht, dass du ein weiteres seiner Opfer wirst.«
»Pass gut auf dich auf«, sagte Cressida leise, denn sie musste daran denken, wenn sie Guy und Marcia überführt hatte, würde auch Rick angeklagt werden, wenn auch nur als Mitwisser, aber er würde trotzdem hart bestraft werden.
»Das werde ich«, versprach Rick, aber Cressida wusste, dass er sie nicht verstanden hatte. Ihr Gewissen meldete sich, aber sie konnte nichts für ihn tun.
Später, nachdem sie von zu Hause aus mit Detective Chief Inspector Williams am Telefon gesprochen hatte, fühlte sie sich weniger schuldig. Unschuldige, ahnungslose Menschen zu betrügen und ihr Vertrauen zu missbrauchen war verwerflich, wie ihr Chef eindringlich schilderte.
Trotzdem, als sie sich an
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