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Undercover

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Titel: Undercover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Zeitlang, schaut aus dem Fenster, trinkt seinen Wein. Stump spürt seine Distanz, es ist, als sei die Luft zwischen ihnen gerade abgekühlt, und mit Macht wird sie von Schuldgefühlen und Sorgen erfüllt. Es ist falsch, was sie hier gerade tut. Es ist falsch, was sie getan hat. Sie steht auf.
    »Danke«, sagt sie. »Ich gehe jetzt besser.«
    Win fasst sie an den Schultern, nur noch Zentimeter von ihrem Gesicht entfernt, als wolle er sie küssen, und Stumps Herz klopft so laut, dass es in ihrem Hals pocht.
    »Was war zwischen Ihnen und Lamont?«, fragt er. »Sie haben mir dieselbe Frage gestellt. Jetzt frage ich Sie.«
    »Nicht das, was Sie denken.«
    »Woher wollen Sie wissen, was ich denke?«
    »Ich weiß genau, was Ihnen durch den Kopf geht. Was jemand wie Sie denken würde. Alles, woran Kerle wie Sie denken, ist Sex. Wenn also was passiert, worüber man nicht sprechen kann, muss es um Sex gehen. Na gut, das mit Lamont ging um Sex, stimmt.«
    Stump zieht Win auf die Couch herunter und legt seine Hand auf ihren Unterschenkel, klopft gegen ihre Prothese. Es klingt hohl.
    »Nicht«, sagt er, liegt fast auf ihr. Das Licht der Kerze flackert sanft im Dunkeln. »Nicht«, sagt er und setzt sich wieder auf.
    »Der Abend im Sacco. Sie hatte selbst mindestens eine Flasche Wein getrunken, erzählte ständig von ihrem Vater, einem reichen Adligen, einem international bekannten Anwalt, sie hätte ihm nie etwas bedeutet und hätte große Angst, davon einen Knacks bekommen zu haben, sich deshalb manchmal auf eine Art zu benehmen, die sie selbst nicht verstünde und die ihr später leidtäte. Da war so ein Kerl, der sie den ganzen Abend anstarrte und mit ihr flirtete. Sie hat ihn mit zu mir genommen und es in meinem Schlafzimmer mit ihm getrieben. Ich war diejenige, die auf der Couch schlafen musste.«
    Schweigen. Win reibt sich den Nacken.
    »Der Typ war ein Loser, ein dämlicher, dumpfer, hohlköpfiger Loser und, wie es das Glück wollte, ein verurteilter Krimineller, den Lamont ein paar Jahre zuvor ins Gefängnis gesteckt hatte. Wusste sie natürlich nicht mehr. Stehen zu viele Leute vor Gericht, zu viele Fälle, da kann man sich nicht mehr an jedes Gesicht oder jeden Namen erinnern. Aber er kannte sie natürlich noch. Weshalb er sich in der Bar überhaupt an sie rangemacht hatte.«
    »Gut, sie hat eine Dummheit gemacht«, sagt Win ruhig. »Und Sie waren dabei. Ist das wirklich so schlimm?«
    »Er wollte sich an ihr rächen. Sie richtig langmachen, wie er sich ausdrückte. Schlimmer, als sie ihn langgemacht hätte, rief er am nächsten Morgen, als er meine Wohnung verließ. Und wie reagierte Lamont? Nimmt sich seinen Fall vor, gräbt ein bisschen herum und findet heraus, dass er gegen seine Bewährungsauflagen verstößt. Musste für - keine Ahnung - sechs Monate, ein Jahr zurück in den Knast. Irgendwann danach erkannten er und zwei Kumpel mich an einer Tankstelle auf der Route 2, als ich meine Harley tankte. Sie verfolgten mich, er johlte zu mir rüber, schrie mich an, damit ich auch ja sein Gesicht sah, bevor er mich in die Leitplanke drängte.«
    Win zieht Stump an sich, legt sein Kinn auf ihren Kopf. »Weiß sie das?«, fragt er.
    »Aber sicher. Konnte aber nichts dran ändern, nicht wahr? Sonst wäre ja vor Gericht herausgekommen, woher ich den Kerl kannte. Dass ich dachte, es wäre sicherer, die beiden in meinem Schlafzimmer bumsen zu lassen, damit Lamont nicht mit so einem Spinner verschwindet, den sie gerade erst kennengelernt hat. Dass ich also, anders ausgedrückt, ein Bein verlor, weil ich sie wie meine Freundin behandelte.«
    Win berührt das Bein, fährt mit dem Finger darüber, über Stumps Knie, lässt die Hand auf ihrem Oberschenkel ruhen und sagt: »Es geht nicht um Sex. Nicht so, wie du meinst. Den Teil von dir konnte sie nicht zerstören, selbst wenn sie gewollt hätte.«
     
    Der Pathologe, der die Obduktion von Janie Brolin vornahm, wohnt an einer schmalen Bucht des Sudbury River in einem eigenartigen kleinen Haus auf einem eigenartigen Grundstück, das ebenso verwildert ist wie das von Nana.
    Auf der Terrasse hinter dem Haus fehlen Steine, sie ist fast vollständig mit Efeu überwuchert. Ein altes Holzkanu liegt gestrandet im Garten, in dem Unmengen von leuchtend gelben Narzissen, Veilchen und Stiefmütterchen wachsen. Win drückt auf die Klingel, er hat sich nicht angekündigt. Sein Tag hat schlecht angefangen, als er gute Nachrichten aus dem Labor bekam. Tracy hat Fingerabdrücke gefunden.
    Sein

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