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Undercover

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Titel: Undercover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Allgemeinheit. Alle noch vorhandenen Protokolle müssten in Countway sein, der Medizinischen Bibliothek von Harvard. Aber Beweismittel werden nicht eingelagert. Es könnte Jahre dauern, dort herumzusuchen.«
    Win schaut sich Fotos von Janie Brolins Schlafzimmer an. Geplünderte Schubladen, auf dem Boden verteilte Kleidung. Parfümflakons, eine Bürste auf einer Kommode, dann noch etwas. Eine dunkle Brille.
    Verwirrt sagt Win: »Warum tragen Menschen, die blind oder sehbehindert sind, eine dunkle Brille?«
    Stump erwidert: »Ich schätze mal, um andere darauf aufmerksam zu machen, dass sie blind sind. Und weil sie sich schämen - sie verdecken die Augen.«
    »Gut. Also nicht wegen des Wetters. Nicht wegen der Sonne«, sagt Win. »Ich will damit nicht sagen, dass blinde Augen nicht auf Licht reagieren, aber das ist nicht der Grund, warum Blinde dunkle Brillen tragen, sogar in der Wohnung. Hier.« Er zeigt Stump ein Foto. »Wenn Janie Brolin passend für die Arbeit angezogen war und darauf wartete, abgeholt zu werden, warum lag ihre dunkle Brille dann im Schlafzimmer? Warum hatte sie sie nicht aufgesetzt? Warum hatte sie sie nicht dabei?«
    »Es regnete, es war ein düsterer Tag …«
    »Aber Blinde tragen die dunkle Brille nicht wegen des Wetters. Das haben wir doch gerade festgestellt«, gibt Win zurück.
    »Vielleicht hatte sie sie aus irgendeinem Grund vergessen. Vielleicht war sie gerade im Schlafzimmer, als jemand bei ihr auftauchte und sie bei dem unterbrach, was sie gerade machte. Könnte alle möglichen Gründe haben.«
    »Vielleicht«, sagt Win. »Vielleicht auch nicht.«
    »Was denken Sie?«
    »Ich denke, wir sollten uns etwas zu essen besorgen«, sagt Win.
     
    8. Kapitel
     
    Neun Uhr abends. Die Außenstelle des FBI in Boston. Special Agent McClure benutzt den Network Sniffer der Ermittlungsgruppe Cyber, um verdächtige Internetkommunikation aufzuspüren.
    Insbesondere E-Mails, die von Monique Lamonts IP-Adresse verschickt und von einer anderen Adresse, ebenfalls in Cambridge, empfangen werden. Lamont hat in letzter Zeit viel geschrieben, und McClure muss sich durch deren gesamten Schriftwechsel lesen, auch wenn die Nachrichten überhaupt nichts mit Terrorismus oder dem Verdacht zu tun haben, dass die Staatsanwältin den internationalen Terrorismus mit Geld fördert - über einen rumänischen Kinderhilfsfonds, der wiederum etwas mit einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung namens FOIL zu tun haben könnte. Beim FBI wächst die Überzeugung, dass es in Cambridge eine größer werdende terroristische Zelle gibt, die finanziell von Lamont unterstützt wird.
    Es würde McClure nicht im Geringsten wundern. All diese radikalen Studenten hier - von Harvard, Tufts, vom MIT -, die der Meinung sind, die Verfassung garantiere ihnen, praktisch alles zu sagen und zu tun, was ihnen in den Sinn kommt, selbst wenn es antiamerikanisch ist. Beispielsweise Demonstrationen gegen den Krieg im Irak, Kundgebungen für die Trennung von Kirche und Staat, Respektlosigkeit gegenüber der Flagge und, was persönlich am beleidigendsten für die Behörde ist, heftige Angriffe auf den Patriot Act, der genau das erlaubt, was McClure in diesem Moment tut: einen Bürger ohne Gerichtsbeschluss ausspionieren, um andere Bürger vor weiteren terroristischen Anschlägen oder der Angst davor zu schützen. Natürlich kann das mal danebengehen. Durch die Überwachung von Bankkonten, Krankenakten, E-Mails, Telefongesprächen werden leider auch Menschen in ihrer Privatsphäre verletzt, die letztlich überhaupt nichts mit Terrorismus zu tun haben.
    So wie McClure es sieht, hat jedoch jeder Ausspionierte eine gewisse Schuld. Wie vor ein paar Monaten der John-Deere-Vertreter aus Iowa, der auf einmal über so viel Geld verfügte, dass er die fünfzigtausend Dollar zurückzahlen konnte, die er verschiedenen Kreditkartenfirmen schuldete. Als sein Konto daraufhin automatisch beobachtet wurde, ergaben die weiteren Ermittlungen, dass er einen Cousin zweiten Grades hatte, dessen Neffe eine Frau heiratete, deren Schwester eine Zeitlang die lesbische Geliebte einer Frau war, deren beste Freundin als Sekretärin an der Botschaft der Islamischen Republik Iran in Ottawa arbeitete. Möglicherweise hatte dieser Landmaschinenvertreter nicht direkt mit Terrorismus zu tun, aber wie sich herausstellte, kaufte er Marihuana für medizinische Zwecke, da er unter Übelkeit infolge einer Chemotherapie litt. McClure liest eine gerade an Lamont gesendete E-Mail: So einfach

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