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Undercover

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Titel: Undercover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Falkenhagen
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unter Wasser und zog nacheinander die Wölbungen unter meinen Schulterblättern nach.
    Als Richard mir zaghaft das Schlüsselbein und den Hals wusch, war es mit der Entspannung allerdings vorbei.
    Zärtlich strich er mir über das Kinn. Ich suchte seinen Blick und wollte die Frage stellen, die zwischen uns im Raum hing. Dann fühlte ich auch schon seine Lippen auf meinen und hörte auf zu denken. Mir fuhr eine elektrische Entladung ausgehend von der Zunge durch meinen Körper. Meine Knie verwandelten sich endgültig in Pudding, und ich war froh, dass ich bereits saß.
    Doppelt verdammt - Liebesromanmetaphern, und das aus meinem Mund. Finden Sie mal bessere Worte dafür! Was soll ich sagen, genau so hat es sich angefühlt. Um mich war es wirklich geschehen, schätze ich.
    Hungrig erwiderte ich seinen Kuss und legte ihm die schaumbedeckte Rechte zärtlich in den Nacken. Von dort ließ ich sie unter sein Hemd auf die Brust gleiten. Erst, als ich ein Pflaster spürte und Cross zusammenzuckte, lösten wir uns voneinander. Er schien auch neu verarztet worden zu sein; vermutlich hatte ich einen der Kratzer von den Splittern erwischt, die ihn am Messehafen getroffen hatten, »tschuldigung«, flüsterte ich.
    »Nicht schlimm. Aber wir beide sind schon ganz schön kaputt.«
    Die Zweifel, die ich auf der Rosario gehegt hatte, kehrten zurück. »Ja. Richard… Das ist immer noch keine gute Idee. In ein paar Stunden…«
    »In ein paar Stunden ist noch ein paar Stunden hin, Elyzea«, murmelte er. Sein Blick suchte und fand meinen.
    »Was zählt, ist der Augenblick. Und willst du die Zeit, die dir bleibt, nicht noch ein wenig genießen?«
    »Schon.« Ein Lächeln kräuselte meine Lippen, und ich strich mit den Fingern vorsichtig wieder über das Pflaster.
    »Und du bist auch nicht zu kaputt?«
    Er schüttelte schmunzelnd den Kopf. »Zu kaputt gibt es nicht. Halt dich fest.«
    Ich schlang ihm die Arme um den Nacken, als er mich aus dem Wasser hob. Meine Schulter meldete sich mit einem dumpfen Schmerz, der mir die Lust beinahe vertrieb. Aber eben auch nur beinahe. »Bei mir schon. Ich glaube, du musst vorsichtig mit mir sein.«
    Richard küsste mich erneut, dann glitten seine Lippen über das Kinn hinunter zu der weichen Haut an meiner Kehle. Als er mich auf dem kleinen Tisch absetzte, blies er ein Schaumkrönchen von meiner Brust. »Versprochen«, sagte er lächelnd.
    Und als seine Lippen die nun schaumbefreite Haut wärmten, hatte ich die Nachrichten von Stewart beinahe vergessen.
    Mein Blick streifte eine Uhr, die an der kargen Wand des Raums hing. Sie hatte ein analoges Ziffernblatt; eines dieser antiquierten Relikte, die man nur noch selten sah, mit drei Zeigern, jeweils für Stunden, Minuten und Sekunden. Der Sekundenzeiger tickte in schläfriger Beständigkeit von einer Markierung zur nächsten. Ich musste im Kopf erst auf digital umrechnen - es war jetzt auf Pherostine 16:23h.
    Wir hatten uns inzwischen eng aneinandergeschmiegt an die Wand gelehnt, meine Wange ruhte auf Richards Brust. Eine angenehme Schwere hatte von mir Besitz ergriffen und überlagerte die Müdigkeit, die immer noch an meinen Kräften zehrte. Trotzdem fühlte ich mich derzeit nirgendwo wohler als hier in dieser kleinen Kammer.
    Jemand klopfte an die Tür, und das durchdringende Geräusch weckte mich unwiederbringlich aus meiner Gemütlichkeit auf. Richard rührte sich nicht.
    »Willst du nicht schauen, wer da ist? Vielleicht war es wichtig.«

»Ungern.« Doch er löste sich von mir, ging zur Tür und steckte kurz den Kopf hinaus. Dort wechselte er ein paar Worte mit jemandem, bevor er zurückkam und sich wieder an mich schmiegte.
    »Das sind mal gute Neuigkeiten«, sagte er.
    »Was denn?«
    »Lass dich überraschen, ja?«
    »Ich hasse Überraschungen«, erwiderte ich wahrheitsgemäß.
    Doch die Störung hatte mich daran erinnert, dass ich Stewart noch eine Antwort schuldete. Sollte ich ihm noch eine Absage zusenden? Ich entschied mich dagegen - einmal musste reichen.
    Mein Blick streifte erneut die Uhr. Jedes »Tick, Tack« bedeutete, dass ich zwei Sekunden weniger alt wurde. Meine alte Rastlosigkeit kehrte zurück.
    Siedend heiß fiel mir ein, was Stewart mir geschrieben hatte. »Gib mir Cross und die Datenchips.« Warum hatte er die Mehrzahl verwendet? Hatte er inzwischen von Cagliostro gehört, dass der Chip aus Geronimos Werkstatt verschwunden war? Und was mochten der oder die anderen Chips sein? All die Fragen ließen mich nicht los. Ich küsste

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