Undercover
kleinere von beiden - Smithers, wie sein Namensschild am Hemd verriet - runzelte die Stirn. Offensichtlich hatte er nicht gewusst, dass die kämpfenden Truppen bereits die menschliche Sprache entwickelt hatten. Er ließ sich trotzdem zu einer Antwort herab. »Ein hohes Tier - eine Abteilungsleiterin - ist überführt worden, Privatgeschäfte auf Kosten des Konzerns zu machen.«
»Autsch«, erwiderte ich. Neben Versagen sah Enclave es überhaupt nicht gern, wenn die Verantwortlichen versuchten, ihren Mutterkonzern hinters Licht zu führen. »Lebt sie noch?«
»Noch, ja. Die Leute sind ziemlich aufgeregt.«
»Verständlich.« Ich nickte ihm und seinem Kollegen zu und ging hinein.
Im Innern begrüßte mich milderes Licht, das eine große virtuelle 3D-Leinwand an der gegenüberliegenden Wand bildete, die wiederum in zwölf verschiedene Monitore eingeteilt war. Auf einigen Kanälen liefen in stummer Pantomime verschiedene Nachrichtensendungen - Freepress, FTLNews, Starlook sowie einige globale Programme von Pherostine und den umliegenden Planeten spulten Börsendaten und geräuschlose Katastrophen herunter. An den verschiedenen Plätzen wurden die Oberkörper von Männern und Frauen ebenfalls im 3D-Format an den Konferenztisch projiziert.
Stewart saß am Kopf der langen Versammlungstafel und sprach mit seinen Gesprächspartnern, die an den Revers ihrer Anzüge und Kostüme jeweils ein kleines metallenes Abzeichen der Enclave Limited trugen. Ob es sich dabei um Stewarts Chefs handelte? Sie sahen nicht erfreut aus - entweder wegen der Abteilungsleiterin oder meinetwegen. Ich hütete mich, in den Radius der Konferenzkameras zu treten. Manchen Leuten will man ums Verrecken nicht auffallen.
»… alles zu unserer Zufriedenheit. Ich versichere Ihnen, dass Sie den Bericht in vier, spätestens fünf Tagen im System haben.« Das klärte die Frage, worüber die Herrschaften so aufgeregt waren - der Grund schien die Situation vor Ort, auf Pherostine zu sein.
Stewart kappte die Verbindung mit der Fernbedienung und wandte sich zu mir um. Auf dem Tisch war ein Arbeitsschirm hochgefahren, verschiedene Pads lagen herum. Dies war praktisch Stewarts Wohn-, Schlaf-und Aufenthaltszimmer. Der Mann war ein Workaholic. »Elyzea. Du kommst spät.«
Ich nickte bloß, setzte mich geduldig auf den Tisch und ließ die Beine baumeln, während er noch Programme hin und her schob. Viele davon erkannte ich nicht; nur eines davon weckte unangenehme Erinnerungen in mir: das Logo von WasteLand, meinem früheren Arbeitgeber.
Nebenbei war er bei Enclave Limited der Head of Special Resources - der Chef sämtlicher Justifiers. Momentan gab es vermutlich keinen höherrangigen Vertreter von Enclave Limited in diesem System. Selbst die Gouverneure der einzelnen Planeten würden für ihn den roten Teppich ausrollen - wenn er sie denn überhaupt wissen ließ, dass er hier war. Da unsere Einsätze meist hochgradig inoffiziell waren, hütete er sich davor, das zu tun. Doch in der Regel begleitete er uns nicht persönlich und flog uns auch nicht zum Einsatzziel. Das hieß, die Jobs, die wir hier erledigten, mussten wichtig sein.
Mein Chef war mindestens doppelt so alt wie ich, ich schätzte ihn knapp über fünfzig Jahre. Er war sportlich, mittelgroß, und man sah ihm den ehemaligen Sicherheitsmann noch immer an. Obwohl der Geschäftsanzug, den er trug, gut geschnitten war, wirkte er an dem muskulösen Körper unpassend. Sein weißes Haar war penibel geschnitten, erinnerte aber eher an einen Space Marine als einen Bürohengst. Sein Gesicht war hart, trug aber um die Augen sympathische Lachfältchen.
Schließlich stand Stewart auf und kam näher. Er musterte mich. »Geht es dir gut?«
Ich nickte wenig entschlossen. »Mir ist nichts passiert. Mein Respirator war beschädigt, und ich habe eine Weile Sauerstoffmangel gehabt. Ein paar Xenandämpfe … Nichts, was nicht wieder wird.«
»Gut. Aber du lässt dich heute noch durchchecken, ja?«, bat er. »Hast du die Probe?«
Stumm stellte ich das Gefäß auf den Tisch.
»Sehr gut«, sagte er. Dann runzelte er die Stirn, und ich erkannte, warum Estyxia ihn als ungehalten eingeschätzt hatte. »Du hast da unten ein ganz schönes Chaos hinterlassen.«
»Oh«, erwiderte ich in gespieltem Erstaunen. »Hätte ich gewusst, dass du das Ganze subtil geregelt haben willst, hätte ich eine unauffälligere Bombe gelegt.« Ich runzelte die Stirn, denn wenn jemand Chaos verursacht hatte, dann war er das mit seinem
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