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Undercover

Undercover

Titel: Undercover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Falkenhagen
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der Angst - oder der Paranoia. Man geht nicht an die Orte, von denen man selbst weiß, dass man dort regelmäßig aufzufinden ist. Er wird sich bei jemandem verstecken, der wenig mit ihm assoziiert wird, aber auf derselben Seite steht wie er.«

    Jabbert furchte die Stirn. »Gerhard Müller, der Gewerkschaftsboss?«
    »Genau der. Müller schien Cross nicht sonderlich zu mögen. Aber wenn er die PLU nicht vollständig zertreten will, braucht er Cross.«
    »Müller klang nicht danach, als sei er von Cross’ politischem Programm so überzeugt.«
    »Nein, das sicher nicht. Aber sie haben ein gemeinsames Ziel: Den Xenanfund für die Gewerkschaft zu nutzen.«
    Jabbert nickte langsam. »Eine taugliche Hypothese. Aber auch nicht sehr viel mehr als das - eine Hypothese.
    Immerhin die einzige, die wir haben. Müller ist eine so bekannte Persönlichkeit, dass er sich deutlich leichter finden lassen sollte als Cross.«
    »Allerdings. Vielleicht geht dann alles schneller, als man denkt.«
    »Das sollte es auch. Wir haben nur noch einen Tag.« Er verzog den Mundwinkel zu einem trockenen Lächeln.
    »Immerhin würden wir dich dann nicht mehr under-cover in die Gewerkschaft schicken müssen.«
    »Das wäre definitiv ein Plus.« Ein Teil von mir hoffte sogar, dass sich Cross nicht meldete. Auf dem Parkett, auf dem zum Takt von halb- und vollautomatischen Waffen getanzt wurde, kannte ich wenigstens die richtigen Schritte.
    Dann brummte meine Multibox.
    Ich sah Jabbert an. »Keine Kontaktdaten.« Ich stellte das Gerät laut.
    »Ja?«
    »Eliza?«
    »Wer ist da?«
    »Hier ist Richard Cross.«
    Mein Herz tat erst einen freudigen Hüpfer - dann wurde es schwer.
    So viel zu »keine Undercover-Arbeit mehr«.
    Das Potemkin’s, in dem Cross und ich uns verabredet hatten, stellte sich als Bar heraus, in der - Überraschung -
    nichts so war, wie es schien. Von außen wirkte das Eckgebäude teuer, beinahe pompös aufgemacht. Weiß-golden gestrichene griechische Säulenreliefs und zwiebelturmartige Aufbauten in Rot und Gold scheiterten kläglich daran, die Optik griechischer Tempel mit der Architektur der russischen Zarenzeit zu vereinbaren.
    Ich hatte meine Müdigkeit weggeduscht, ein neues Shirt in Schwarz und Dunkellila angezogen, zum Makeup gegriffen und mich ein wenig geschminkt, gerade so, dass die Wimpern betont waren und Lippen und Wanden frisch wirkten und die leichte Schwellung von dem Schlag abgedeckt war. Pinsel und Lidschatten hatten sich fremd angefühlt - im Feld war weniger Zart Rose und Dark Mauve, sondern mehr Schlammbraun and Camouflage Green angesagt. Doch manche Dinge verlernt man offenbar nicht. Schlussendlich hatte ich das Armband mit den petrolfarbenen Perlen angelegt, das ich
    mir bereits vor Jahren angeschafft hatte und für das sich viel zu selten Gelegenheiten boten. Sie fühlten sich warm und weich unter meiner Hand an und gaben ein vielstimmiges zartes Summen von sich.
    Dann hatte ich mich per Taxi in eine Straße in der Nähe des Potemkin’s fahren lassen und meinen Rucksack in der Nähe einer S-Bahnstation hinter der losen Vernagelung eines leerstehenden Gebäudes versteckt. Ich wollte meine beiden Mikrogranaten, die SuperSight sowie den Probenbehälter mit dem Xenan und meine restliche Ausrüstung nicht bei mir tragen. Wenn Cross mich durchsuchen ließ, waren sie definitiv das falsche Signal. Jabbert hatte sich einen Vorsprung erbeten und einen Umweg gemacht. Er wollte sich noch ausrüsten und umziehen, damit man ihn nicht erkannte.
    Ich ging den Rest der Strecke zu Fuß. Links von mir türmte sich das Messegelände auf, geradeaus die Skyline des Zentrums. Ich sah hoch zum nächtlichen Himmel. Dunkel war er nicht gerade, denn der erste Ring erstrahlte noch unter dem hellen Licht des Zentrums von Carabine, in dem ein Dutzend Strahler die Wolken beschienen. An den Gebäuden um mich herum flackerten wechselnde Leuchtreklamen mit Bildern von nackten Frauen, die sich nur durch Stil und Geschmack von Bordellwerbungen unterschieden. Ein kometenhaft grelles Licht über dem Messegelände ging wohl von einem Raumfrachter aus, der dort Lieferungen machte. Dieser Teil der Stadt schlief nie. Der Unterschied zu den äußeren Ringen von Carabine hätte nicht größer sein können.
    Ich überprüfte den Sitz meines Messers in der Scheide, die ich am Unterarm angebracht hatte, lud meine Versatile durch und tastete nach den beiden zusätzlichen Ladestreifen in den Taschen meiner Cargohose.
    Was würde mich im Potemkin’s

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