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Undercover

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Titel: Undercover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Falkenhagen
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erwarten? Ein romantisches Dinner oder eine Kugel zum Dessert? Cross hatte in dem Gespräch gesagt, dass wir uns unterhalten müssten. Hatte Winslow ihn weiter misstrauisch gemacht? Ich kannte mein Glück - im Zweifel wollte man mich in eine Falle locken, töten und meine Leiche auf einer Schlackehalde begraben.
    Super. Nach Jahren des Arbeitslagers und des Dienstes für Enclave Limited hatte ich endlich mal wieder so etwas Ähnliches wie eine Verabredung. Und anstatt mich darauf zu freuen, mit dem gut aussehenden jungen Typen hinterher im Bett zu landen, stand ich hier und musste mir überlegen, wie ich ihn am besten umlegte, ohne selbst dran glauben zu müssen.

    Bei der Ankunft umrundete ich erst einmal den Block und stellte fest, dass das Potemkin’s einen sicherheitstechnischen Alptraum darstellte. Es gab nur eine Tür, vor der momentan ein großer TransportAntigrav parkte, und keinen Hinterausgang oder Innenhof, durch den man fliehen - Verzeihung, ich meine natürlich »einen kontrollierten Rückzug durchführen« - konnte.
    Wie würde ich es anstellen? Ich traf mich mit Richard Cross in einer Bar. In jedem Fall musste ich ihn unter vier Augen zu greifen bekommen - im besten Fall in einem Raum oder Gebäude mit guten Fluchtmöglichkei-ten. Und das alles, ohne dass man mich vorher entwaffnet hatte. Jabbert würde sich im Hintergrund halten - trotz anderer Kleider konnte es immer noch sein, dass ihn jemand erkannte. Er würde im Notfall eingreifen, besonders, was den Rückzug nach vollbrachter Tat anging. Wie auch immer, ich konnte nicht planen, ohne die Situation zu kennen.
    Ich aktivierte das Funkgerät in meinem Ohr über die Multibox und überprüfte mit einem Räuspern, ob das winzige aufgeklebte Mikro an meinem Kehlkopf funktionierte. Die Leitungen sangen wie überall auf Pherostine. »Alpha One an Elephant, bitte kommen.«
    Es dauerte gar nicht lange, bis ich Stewarts Stimme hörte. Er hatte die Apathos Vierhundert mit zwei KSP wieder in den Orbit von Pherostine bringen lassen. Vermutlich steckte das Schiff irgendwo im Schatten von Ariel und hatte einen Relaissatelliten an die Seite des Mondes geschossen, damit wir ohne Zeitverlust miteinander kommunizieren konnten. Mein Chef wollte die Aktion persönlich überwachen. »Elephant an Alpha One. Höre.«
    »Bin vor Ort, Schwesterchen.« Ich hasste diese neuen Codebegriffe. Doch sie erfüllten ihren Zweck - sie sorgten dafür, dass jemand, der mir zufällig zuhörte, nicht sofort misstrauisch wurde. Nicht sehr einfallsreich, ich weiß, aber mit solchen Tarnbegriffen will man die Leute langweilen.
    »Verstanden, Alpha One. Bin bei dir.« Stewart wäre ständig für mich ansprechbar und konnte im Zweifel reagieren.
    Nicht, dass er mir aus der Entfernung großen Beistand leisten konnte, aber immerhin. Er hatte sich vermutlich in das System der örtlichen Sicherheitskräfte eingeklinkt, konnte mich so an ihnen vorbeilotsen und im Zweifel eine Ablenkung erzeugen.
    Stewart zögerte kurz, bevor er hinzufügte: »Pass auf dich auf, Alpha One.«
    »Du kennst mich doch. Ich passe immer auf mich auf.«
    »Ja, ich kenne dich. Also pass auf dich auf.« Er räusperte sich. »Und Elyzea?«
    »Ja, Elephant?« Warum benutzte er meinen Namen? Immerhin, die Funkverbindung war verschlüsselt, aber Stewart war sonst immer derjenige, der auf der Funketikette herumritt.
    »Dieses Mal gibt es keine Fehler.« Das war keine Frage, sondern eine Feststellung.
    Meine Gedanken wanderten unwillkürlich zu der Karikatur einer funkensprühenden runden Bombe von vor ein paar Tagen. Nein, ich zweifelte nicht daran, dass er sie wieder aktivieren würde. Er war ein Geschäftsmann und hatte selbst einen Kopf zu verlieren. Nein, ein Versagen war unmöglich.
    »Keine Fehler«, bestätigte ich.
    Dann trat ich wachsam um den Antigravtruck herum durch die Tür des Potemkin’s. Bei der Fassade hatte ich im Inneren einen Puff mit roten Plüschsofas erwartet, doch ich wurde positiv überrascht. Die Türzarge war mit Flugblättern plakatiert, deren große Titelzeilen sehr empört aussahen. Da sie in kyrillischen Buchstaben verfasst waren, konnte ich den Inhalt nur erraten - vermutlich ging es um Die Revolution. Eine rote Flagge mit Hammer und Sichel hinter der Bar verkündete die Auferstehung der Sowjetrepublik, die es vor ein paar Jahrhunderten auf der Erde gegeben hatte. Daneben hing ein Poster von Lenin. Mein Großvater, der Bergbau-Kumpel, hatte mir stets in glühenden Tönen von Marx, Engels,

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