Undercover
weitergab.
Außerdem hatte die Erkenntnis, was Jabbert mir alles verborgen hatte, mich nicht unbedingt vertrauensseliger gemacht. Ich musste ein ernstes Wörtchen mit dem Mann wechseln, sobald sich die Gelegenheit dazu fand.
Draußen war es frisch geworden. Ich sah in den Himmel, hinauf zu den drei Monden. Ich war gespannt, ob sich Richard wirklich melden würde. Vielleicht überlegte er es sich doch noch anders. Geduld war zwar nicht unbedingt meine Stärke, aber ich beschloss, Richard ein paar Stunden Zeit zu geben. Was blieb mir auch anderes übrig? Ich hatte nicht einmal die Geistesgegenwart besessen, ihm den Peilsender zuzustecken, als ich die Chance dazu gehabt hatte. Doch die Zeit wurde knapp. Spätestens morgen Abend musste Cross tot sein, sonst wäre ich es.
Jetzt hieß es abwarten und Tee trinken.
Dabei mochte ich Tee nicht einmal sonderlich.
29. März 3042 (Erdzeit) Ort: Carabine. Hotel Hyperion
Okay, den Satz mit der Paranoia verkneife ich mir dieses Mal. Wie anfangs beschrieben wechselte ich also auf der Tour von der stillgelegten Gießerei zurück zum Hotel Hyperion mehrfach das Antigravtaxi, fluchte über den Streik und betrat erst zwei Stunden später mein Zimmer.
Ich kann wirklich nicht erklären, was mich misstrauisch machte und meine Waffe ziehen ließ - vielleicht lag es daran, dass an diesem Abend schon so vieles anders gelaufen war, als ich es geplant hatte. Nachdem ich das Licht angemacht hatte, blickten Jabbert und ich uns über die Läufe unserer Pistolen an.
»Okay«, sagte ich, doch ich senkte die Waffe nicht. »Wir können jetzt ausprobieren, wer länger den Arm hochhalten kann. Oder wir fechten es aus wie Männer und schauen, wer als Erster zuckt. Möglicherweise bist du schneller als ich. Vielleicht aber auch nicht. Stattdessen könntest du mir aber auch endlich erklären, was hier gespielt wird, Jabbert.«
Der Mann hielt meinem Blick stand, ohne zu blinzeln. Schließlich nahm er seine Pacifier herunter und legte sie auf den Tisch des schäbigen Hotelzimmers. »In Ordnung«, sagte er. »Ich bin in diesem Beruf schließlich so alt geworden, weil ich gelernt habe, wann man aus einem Spiel aussteigen muss. Reden wir.«
Erstaunt sah ich ihn an, war aber selbst nicht so vertrauensselig, sondern hielt die Mündung weiterhin auf ihn gerichtet. »Okay. Aber ich warne dich - versuch deine Hirnwichserei bei mir, und ich drücke ab.«
Jabbert legte die Finger gespreizt zusammen und die Zeigefinger an die Lippen. »Was willst du wissen?«
»Warum hat man ausgerechnet mich ausgeschickt, um Richard Cross zu töten?«
»Definitiv nicht meine Entscheidung«, seufzte er. »Es ist eilig, und niemand anderes ist verfügbar.«
»Jeder andere meines Teams wäre genau so schnell hier gewesen wie ich.«
»Ja, aber die würden den Auftrag alle deutlich professioneller ausführen als du. Stewart will nicht, dass es nach Konzernjob aussieht.«
»Na, danke«, erwiderte ich. Natürlich hatte er Recht - ich war keine unauffällige Mörderin, das war einfach nicht mein Aufgabengebiet. Trotzdem fühlte ich mich gerade beleidigt. Ich hielt mich bereit, um die Versatile jeden Augenblick abfeuern zu können. »Soll ich dabei draufgehen?«
Jabbert bleckte die Zähne zu einem Haifischlächeln. »Wenn es so wäre, würde ich >Ja< sagen, während du mit einer Mündung auf mich weist?«
Ich funkelte ihn an und versuchte, in seinen Zügen zu lesen.
»Aber die Antwort ist Nein. Ich habe keine Order, dich im Anschluss an deinen Auftrag zu eliminieren.« Er nahm die Hände herunter und legte sie in den Schoß - und damit ein kleines Stückchen näher an die Waffe. »Natürlich hast du keinen Anlass, meinem Wort zu trauen. Aber glaub mir - dein Auftrag ist für Stewart sehr wichtig.«
Ich kann nicht in Worte kleiden, wie sehr ich ihm nicht traute. Er wirkte überzeugend, wie immer. Doch ob er log oder nicht, machte gerade keinen Unterschied. Kr würde mich mindestens so lange leben lassen, bis ich Cross getötet hatte. »Was ist deine Aufgabe auf Pherostine?«, fragte ich.
»Das darf ich dir nicht sagen.«
Ich zielte mit der Mündung ein wenig tiefer. »Ich würde vorschlagen, dass du es dir nochmal überlegst. Sonst werde ich doch noch misstrauischer, als ich es eigentlich vorhabe. Was ist deine Aufgabe hier, und warum erledigst du den Job mit Cross nicht einfach selbst? Du hast genug Talent dafür, es wie einen Amateur-Job aussehen zu lassen.«
Jabbert massierte sich die Nasenwurzel, als hätte er
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