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Undercover

Undercover

Titel: Undercover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Falkenhagen
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musterte ich ihn wohlwollend. Verdammt gut aussehend, geschmackvolles schwarzbraun gestreiftes Hemd zur Jeans. An der Gürtellasche hing ein im Dunkeln phosphoreszierendes Piektrum. Min Gitarrist? Das selbstbewusste Charisma sprach zumindest dafür, dass er ein Mann war, der keine Ablehnung kennt.
    Unwillkürlich lächelte ich ihn an. Was auch immer auf diesem Auftrag passierte, ich musste mal wieder Freizeit einplanen. Eine Frau hatte schließlich auch so ihre Bedürfnisse.
    »Hey, Falkenauge«, sagte er laut, um den Russenrock zu übertönen. »Magst du mit mir etwas trinken?« Er musste bemerkt haben, dass ich wachen Auges durch die Bar gestreift war. Offenbar war ich hier nicht die Einzige, die Menschen gut einschätzen konnte.
    »Du bist selbst nicht schlecht im Beobachten, hm?«, sagte ich.
    Er zuckte mit den Schultern. »Die meisten Menschen versuchen, etwas darzustellen, wenn sie zu dieser Tür hereintreten. Du hast dich nur umgeschaut und versucht, mit der Tapete zu verschmelzen.«
    »So auffällig, wie?«
    »Nein«, erwiderte er mit einem Schmunzeln. »Suchst du jemanden?«
    »Ja.«
    »Jemanden Spezielles, nehme ich an?«
    Auf der ersten Galerie hinter ihm blitzte ein blonder Schopf auf. Winslow? Doch als ich genauer hinsah, war niemand zu sehen. »Ja, leider. Den Mann meiner Schwester.« Ich lächelte den Freibeuter mit echtem Bedauern an und schenkte ihm einen Vielleicht-später-Blick. Bei den restlichen Stufen nahm ich immer zwei auf einmal und mischte mich unter die Leute, die hier oben standen und die Aussicht auf die Feiernden genossen.
    Von der Ecke der Galerie, wo ich eben noch Winslow vermutet hatte, konnte man den ganzen Raum mit Ausnahme der Tische direkt im Blick behalten, doch ich sah weder Cross noch Jabbert. Von unten blickten der Rocker und das Frettchen zu mir hoch. Ich versuchte, mir meine Nervosität nicht anmerken zu lassen, denn dann kamen sie vielleicht auf falsche Gedanken, oder schlimmer - auf die richtigen.
    Ich schaute mich nach der Blonden um, die ich hier oben wiedererkannt zu haben glaubte, und sah sie am Ende der Galerie. Winslow stand kurz vor der kleinen Wendeltreppe, die dort in der Nähe des Eingangs nach oben auf die zweite Etage und hinunter führte. Sie blickte mich finster an, und ich zog fragend eine Augenbraue hoch. Sie winkte mich zu sich herüber.
    Offenbar wollte sich Cross hier nicht erst einmal unverbindlich treffen, sondern ließ mich gleich in ein Hinterzimmer rufen. Zusammen mit der Armee an Leibwächtern, die hier unten herumstand, war das alles andere als neutraler Boden.
    »Schwesterchen«, sagte ich leise über Funk. »Ich glaube ich habe deinen Kerl gefunden. Ich fürchte, er ist nicht allein.«
    »Verstanden, Alpha One.«
    Ich wollte der Blonden auch über die zweite Hälfte der Galerie folgen, doch plötzlich fing mich ein mir unbekannter Mann mit dem Arm vor der Brust ab. Erst dachte ich, Jabbert hätte sich dieses Mal mit der Verkleidung echt übertroffen, doch er war es nicht, die Statur passte nicht. Vermutlich einer von Cross’ Leuten. Er trug Schnauzbart und Bierbauch und sah auch ohne Tiergene aus wie ein menschliches Walross.
    »Kein Wort«, raunte er mir zu, während er die Hände über meinen Körper gleiten ließ. »Es muss ja nicht die ganze Bar mitkriegen, was wir hier tun, hm?«
    »Was tun wir denn hier?«
    Seine Rechte schlüpfte unter meine Jacke und fand meine Versatile. Wortlos zog er sie heraus und ließ sie in seinem Hosenbund verschwinden. Er zog nur eine Augenbraue hoch - auf Pherostine war es üblich, bewaffnet herumzulaufen. Es gab hier genug Idioten und merkwürdige Viecher aus dem Wald, die sich manchmal bis in die Stadt trauten. Walross tastete weiter und hob eine Augenbraue, als er zu den Handschellen kam, die ich links an der Hüfte trug. Er ließ sie mir und zog die Hände zurück.
    Immerhin hatte er den Knopf in meinem Ohr und mein Messer nicht gefunden. Jemanden mit der Klinge zu töten war zwar umständlicher, dreckiger und gefährlicher für mich, aber es würde gehen. Ich wollte schon weitergehen, doch er hielt mich fest und tastete meine Arme ab. Schließlich fand er die Scheide am Unterarm und zog die Klinge heraus. »Misstrauisches Mädchen, hm?«
    »Die Welt ist schlecht.« Ich wandte mich endgültig ab, während sich meine Gedanken überschlugen. Jetzt würde ich wirklich improvisieren müssen. Gegen Cross allein konnte ich vielleicht ankommen, gegen seine Bodyguards hatte ich keine Chance. Nein, ich brauchte

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