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Undercover

Undercover

Titel: Undercover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Falkenhagen
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meinst, du musst hier weg. Lass mich los!« Er rüttelte an den Handschellen.
    »Ich habe keine Zeit für so was!«, grunzte ich, schob ihm unsanft die Waffe in die Seite und deutete mit dem Kopf zum Ausgang. Was als Mordversuch begonnen hatte, war fließend in einen Überfall übergegangen und endete gerade in einer Entführung. An manchen Tagen hat man eben einen vollen Kalender.
    Was auch immer Cross in meinem Gesicht las, motivierte ihn genug, um seinen Widerstand aufzugeben. Er folgte mir zur ersten Tür, derjenigen, die sich näher an der Wendeltreppe hinunter zur Bar und zum Ausgang befand.
    Hinter uns stöhnte Winslow vor Schmerzen.
    Ich steckte meinen Kopf mit einem Auge kurz durch die Tür und zog ihn sofort zurück. Vollautomatisches Feuer begrüßte mich. »Pfeif deine Leute zurück!«
    »Nicht schießen!«, rief Cross. »Ich bin’s! Ich komme raus!«
    »Und jetzt langsam voran.« Ich schlang Cross den Arm über den Kopf, so dass er darunter wegtauchen musste.
    Unsere durch die Kette verbundenen Hände lagen damit vor seinem Bauch, ich wurde mit der Brust an seinen Rücken gepresst. Dann gingen wir hauteng wie ein Tangopärchen (nur umgekehrt, er vorne, ich hinten) durch die Tür. So hatte ich immerhin meine Rechte mit der Waffe frei.
    Als ich auf die Galerie trat, sah ich rechts von mir bei der anderen Tür Walross stehen. Zwei seiner Leute lagen bereits stöhnend in ihrem Blut, doch er legte auf uns an. Cross hob beruhigend die linke Hand. »Keine Dummheiten, Chanterons!«
    Das Holz unter unseren Füßen stöhnte. Vor uns war das Geländer dort zerbrochen, wo Jabbert seinen Abgang gemacht hatte. Jetzt hörte ich auch die Schreie, das Trampeln und das Klappern von Stühlen und Tischen unten in der Bar. Ich unterschätze immer, wie wenig Zeit vergeht, während man um sein Leben kämpft. Ich wagte nicht hinunterzuschauen, konnte mir aber lebhaft vorstellen, was bei den ersten Schüssen geschehen sein mochte. Ganz zu schweigen davon, dass kurz darauf ein Mann mit von mehreren Einschüssen zerfetztem Brustkasten zwei Stockwerke tief auf einen der Tische gestürzt sein musste.
    Ich schob mich mit Cross zur Wendeltreppe hinüber, die Waffe inzwischen mehr in die generelle Richtung von Walross und Konsorten gehalten. Ein Blick voran bewies mir, dass auch auf der Treppe zwei Bewaffnete warteten, die jetzt langsam den Weg freigaben. Einer davon war der charmante Freibeuter. Er zuckte nur mit den Schultern, als ich ihn erstaunt ansah - bei ihm hatte ich nicht damit gerechnet, dass er zu Cross’ Leuten gehörte. Manchmal blockieren die Hormone einem das Urteilsvermögen, schätze ich.
    »Sag ihm, er soll sich beherrschen«, befahl ich Cross.
    Er gehorchte. »Turner, nur die Ruhe.« Der Freibeuter nickte zur Bestätigung bloß, nahm die Waffe aber nicht herunter.
    »Langsam vorwärts!«, sagte ich, als wir die Wendeltreppe erreicht hatten, die uns direkt zum Eingang bringen würde. Hier wurde die Situation noch einmal richtig haarig, denn durch das Gefälle gab es immer einen Bereich, auf dem ich nicht sichern konnte - anfangs unterhalb der Galerie, danach oberhalb davon. Ich hoffte bloß, dass keiner von Cross’ Leuten ein Cowboy war, der wild drauflos ballerte. Kugeln lassen sich nicht von einem menschlichen Körper aufhalten, nicht bei der Tuchfühlung, die Cross und ich momentan aufgenommen hatten.
    Wenn auf mich geschossen wurde, wäre Cross genauso tot wie ich, und umgekehrt.
    Also sicherte ich zunächst oberhalb der Treppe in Richtung Walross und Partner und versuchte dafür zu sorgen, dass Cross mir nach unten hin als Schild diente. So kamen wir Schritt für Schritt voran, an dem Fenster vorbei, das am Ende der Galerie zur Straße wies. Wir traten aus dem Schatten der Säule, die den Kern der Wendeltreppe bildete, und blickten auf die Galerie im ersten Stock, als ich mit meiner flachen Hand auf Cross’ Bauch spürte, wie er nach Luft schnappte. Ich nahm das als subtiles Signal, dass etwas nicht stimmte.
    Vor uns baumelte Jabbert. Er klammerte sich mit einem Arm an eine der antiquiert aussehenden Laternen, die an einer Säule auf Höhe des zweiten Stocks der Galerie befestigt waren. Er musste sich beim Sturz dort abgefangen haben. In der freien Hand hielt er seine Maschinenpistole, und ich sah unter dem halbzerfetzten Hemd eine schusssichere Weste. Jetzt richtete er die Waffe auf uns und drückte ab.
    Cross reagierte wie ich auf die einzige mögliche Weise: voran. Wir stürzten kopfüber auf die

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