Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Undercover

Undercover

Titel: Undercover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Falkenhagen
Vom Netzwerk:
Schmerz, den er darüber empfand; die Tatsache, dass ich ihn erschießen würde - all das tat mir leid. Dann legte ich die zweite Hand an die Waffe und zielte zwischen Cross’ Augen.
    Mitten in diese Situation hinein riss jemand die Tür auf. »Richard, du musst hier weg! Auf ein paar Funkfrequenzen geht der Teufel ab, irgendjemand startet hier eine Operation, vielleicht die UI-Sec! Du musst deinen Störsender aktivieren und dann …« Winslow platzte in den Raum und erstarrte auf der Schwelle, als sie uns so stehen sah.
    Nach einem Schreckmoment sprang sie zurück und schlug die Tür wieder hinter sich zu.
    Der Zähler zeigte die 8. Ich riss mich zusammen, konzentrierte mich erneut, atmete sanft aus und krümmte den Finger über dem Abzug.
    In diesem Augenblick presste Cross die Lider zusammen, als könne er mein Geschoss mit purer Willenskraft davon abhalten, seine Stirn zu durchbohren. Es war eine hochkonzentrierte Geste, eine, die nicht dazu passen wollte, dass er gleich sterben würde. Er sah mehr so aus, als wolle er einen Jedi-Gedankentrick anwenden. Sie wissen schon -
    die Star Wars Super I - XX Revival Edition für den 3D-Cube.
    Der Zähler sprang auf die 6, und ich machte mich schon für die 5 bereit. Doch die 5 kam nicht.
    Der Digitalzähler blieb auf der 6 stehen. Einfach so.
    Auch das funkensprühend animierte Bombensymbol fror ein. Auch das Rauschen in meinem Ohr war weg - der Funkempfänger war tot.
    Ich starrte Cross an. Mein Finger verharrte, halb gekrümmt, über dem Abzugshahn der Waffe. »Warst du das? Hast du den - den Funk ausgestellt?« Immerhin hatte Winslow von einem Störsender gesprochen.
    Doch es ergab trotzdem keinen Sinn, dass die Bombe nicht weitertickte.
    Lange hatte ich heimlich nach einem System gesucht, das ausgeklügelt genug war, die Verschlüsselung des Funkempfängers der Bombe in meinem Kopf zu brechen oder auch nur gegen das Empfangen des Signals abzuschirmen und nichts gefunden. Aber selbst wenn Cross’ Störsender stark genug war, um das zu schaffen -
    Stewart hatte die Bombe längst aktiviert, dadurch war sie autonom. Sie hätte auch ohne Funkkontakt bis zur null herunterzählen und mich töten sollen.
    Die einzige Erklärung war ein Fehler im System des Zündmechanismus selbst.
    Und wenn das der Fall war, dann versuchte Stewart jetzt vermutlich gerade, diesen Fehler zu beheben und die Bombe erneut zu starten. Und da half mir Cross’ Störsender dann doch, denn dadurch konnte mich das Signal momentan nicht erreichen.
    Ich erkannte, was für ein unglaubliches Glück ich gerade gehabt hatte.
    Auf der Galerie krachte etwas, doch ich hörte es kaum. Alles, was ich sah, war die Chance, die sich mir in diesem Augenblick bot. Die Chance, die es nur einmal im Leben gab und die, wenn ich sie verstreichen ließ, nie wieder käme.
    Die Chance auf Freiheit.
    Den Unterschied zwischen Freiheit und Tod machte nur der Störsender in Richard Cross’ Kopf aus. Die Realität holte mich ein, als ich erkannte, dass der vermutlich eine begrenzte Reichweite besaß. Das bedeutete, dass Stewart meine Bombe so lange nicht erneut zünden konnte, wie ich diesen Radius nicht verließ. Oder er umgekehrt meinen.
    Plan und Ausführung trennte nur ein Wimpernschlag. Ich griff mir mit links an den Gürtel, zog meine Handschellen heraus und streifte sie Cross in einer fließenden Bewegung über das rechte Handgelenk. Sie schnappte mit einem metallischen Knirschen zu. Dasselbe tat ich mit meinem linken Arm. »Was zur Hölle …«, begann Cross, doch er konnte seinen Satz nicht beenden.
    Die erste Tür, an der ich vorhin vorbeigeführt worden war, brach der Länge nach in den Raum. Jabbert hatte die Linke am Ohr, in dem er vermutlich den Funkempfänger trug, in der Rechten hielt er die Maschinenpistole, die vorhin unter der Jacke verborgen gewesen sein musste. »Omega One an Elephant - Kontakt positiv.« Dann legte er auf Cross und mich an. Was war aus der Politik geworden, dass er auf Pherostine nicht als Mörder gesucht werden wollte?
    Als der erste Schuss fiel, brach die Hölle über das plüschrote Zimmer im Potemkin’s herein.
    Der ganze Auftritt hätte sicher verdammt beeindruckend gewirkt, wenn unser Gegner nicht ausgesehen hätte wie ein verdammter Gigolo.
    Ich brüllte: »Runter!« und riss Cross an der Handschelle zu Boden. Ich ging über ihm in die Hocke und versuchte gleichzeitig, über die Fußblende des riesigen hölzernen Himmelbetts hervorzuschauen. Dann hob ich die Waffe und feuerte drei

Weitere Kostenlose Bücher