Undercover
durch Wände und den Boden gedämpft wurde.
Ich hörte die Granate über mir auf dem Holzboden der Galerie aufschlagen und wusste, dass uns nur noch eineinhalb, vielleicht zwei Sekunden Zeit blieben, um hier wegzukommen. Hinter uns sprangen die Männer, die hier oben noch standen, über das Geländer der Galerie hinunter in die Tiefe.
»Raus! Zum Fenster!« Ich tauchte unter Cross hindurch, so dass wir wieder nebeneinander laufen konnten und sprintete los.
»Spring!«, schrie ich. Im Laufen schoss ich auf die Scheibe am Ende der Galerie, dann riss ich den schweren roten Fenstervorhang auf uns herunter. Von dem Stoff gedeckt warf ich mich mit der Schulter in Richtung Scheibe und betete, dass Cross es mir gleichtat. Wenn er auch nur eine Sekunde langsamer war als ich, würde er meinen Sprung derart bremsen, dass wir beide abstürzten wie Steine.
Schauen Sie mich nicht so an. Die Aktion war weniger halsbrecherisch, als sie auf den ersten Blick aussehen mochte. Ich verließ mich auf drei Dinge: Erstens, dass die Scheibe nicht aus schusssicherem Sicherheitsglas bestand und wir uns die Schädel einrammen würden, zweitens, dass Cross ebenfalls nicht nachdachte, sondern sich auf mich verließ, und dass drittens der verdammte Antigravtruck immer noch an derselben Stelle stand wie vorhin, als ich das Potemkin’s betreten hatte. Ich gebe zu, spätestens wenn die dritte Annahme falsch war, würde uns das in Teufels Küche bringen - und zwar auf direktem Wege, ohne Rückfahrtschein. Dann fielen wir kopfüber vier Meter auf harten Asphalt.
Ich hörte Glas splittern, ohne dass wir auf Widerstand trafen. Also hatten meine Schüsse die Scheibe zerschmettert.
So weit, so gut. Der Aufschlag war verdammt hart. Ich fragte mich schon, ob ich den Truck nicht verfehlt und doch die Straße getroffen hatte, doch die Tatsache, dass ich diese Gedanken noch fassen konnte, bewies eigentlich das Gegenteil. Ich stöhnte und zählte meine Gliedmaßen - nichts fühlte sich so an, als sei es gebrochen. Auf der anderen Seite war ich vermutlich so mit Adrenalin vollgepumpt, dass mir ein fehlender Fuß nur auffallen würde, wenn ich darüber stolperte.
Hastig versuchte ich, mich aus dem Vorhang zu befreien und einen Überblick zu gewinnen. Schließlich lagen Cross und ich auf dem Truck in einem Meer aus Scherben, während über uns im zweiten Stock eine Explosion das Potemkin’s zerriss. Unter uns flohen Männer und Frauen panisch aus der Bar, aus der Schmerzensschreie wie aus einem Kriegsgebiet drangen.
Cross starrte mich mit aufgerissenen Augen an. Er hatte im Kampf nicht den Kopf verloren, aber er besaß keine Felderfahrung - ich auch nicht, aber ich war die Arbeit unter Adrenalin gewohnt, es bremste mich nicht mehr aus.
Bei ihm war das anders. »Wer zur Hölle ist das?«, keuchte er.
Zeit für Diskussionen blieb später. »Los!« Irgendwie hatte ich bei dem Sprung sogar die Waffe festgehalten. Ich fuchtelte damit gen Führerkabine des Trucks. »Runter!«
Ich weiß nicht genau, ob Cross wegen der Pistole reagierte oder weil er im Eifer des Gefechtes einfach gehorchte, zumindest rutschten wir zusammen die kleine Stufe auf das Dach der Führerkabine hinunter. Als wir hier die Schräge nutzten, um auf den Asphalt zu gleiten, flogen uns erneut Kugeln um die Ohren. »Rein da!«, sagte ich, zog die Luke hoch und krabbelte auf den Führerstand.
Hier eröffnete sich mir, dass die Sache mit der Handschelle vielleicht doch nicht ganz so weise gewesen war, wie ich gedacht hatte. Um die Rechte frei zu haben, hatte ich Cross an meine Linke gekettet. Das bedeutete nun, dass er fahren musste, weil ich nicht auf dem linken Sitz sitzen konnte, ohne mir den Arm auszurenken - oder meinen unfreiwilligen Partner links neben dem Fahrzeug laufen zu lassen.
Cross folgte, stieß mich unsanft hinüber auf den Beifahrersitz und drückte auf den Anlasser. Nichts geschah, außer, dass neben dem Anlasser ein Touchpad mit einer Zahlentastatur aufleuchtete und ein blinkendes Signal »please enter correct code first« anzeigte. Er sah mich fragend an. Dann schlug eine Kugel ein Loch in die Kabine.
»Mist!«, fluchte Cross. »Wir sollten bleiben und den anderen gegen den Kerl helfen! So schwer kann es doch nicht sein, zu viert oder fünft gegen ihn anzukommen!«
»Winslow und deine Leute sind längst tot«, entgegnete ich gepresst. »Jabbert ist nicht wählerisch. Und er ist eine Maschine. Er schreckt vor nichts zurück.« Ich erklärte Cross nicht, dass ich die
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