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Undercover

Undercover

Titel: Undercover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Falkenhagen
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Wendeltreppe nach unten. Dabei hielt ich die Waffe in Richtung Jabbert und drückte blind ab, um uns zu decken.
    Die Holztreppe splitterte unter den Einschlägen von Jabberts Kugeln. Während wir fielen, drehte Cross uns um unsere Mittelachse, so dass er voranfiel und wir beide mit den linken Seiten über ein paar Stufen schrammten. Das tat weh, brachte mich aber mit der Rechten in eine optimale Schussposition. Als wir auf der Treppe zu liegen kamen, zog ich den Abzugshahn wieder durch, ohne zu zielen. Ich hörte ein paar Einschläge im Holz und ein Klirren, als die Laterne, an der Jabbert sich festhielt, zerbrach. Er stürzte ab. Da wir mit den Köpfen nach unten hingen, hatte ich einen wunderbaren Blick auf das, was im Erdgeschoss der Bar geschah.
    Menschen kauerten sich in die Ecken oder hatten sich hinter Tischen und Stühlen verschanzt. Noch immer liefen Männer und Frauen kreischend durcheinander. Vor allem sah ich Jabbert, der mitnichten unkontrolliert gestürzt war, sondern federnd in der Halbhocke aufgekommen war. Jetzt erhob er sich, als wäre er von einem flachen Podest gehüpft. Die Galerie im ersten Stock lag immerhin mindestens vier Meter hoch, er hatte noch darüber gehangen. Das war ein Fall von bestimmt fünf Metern. Jetzt wusste ich, warum man ihn »Die Maschine« nannte.
    Ich war fit, aber das traute ich mir nicht zu.
    Cross und ich lagen auf der halben Wendeltreppe zum Bodenniveau des Erdgeschosses. Jabbert würde sich nicht einmal sonderlich anstrengen müssen, um uns zu treffen. Es wäre wie Tontauben schießen. »Hoch!«, keuchte ich und begann, mich aufzurappeln. »Wir müssen hoch!«
    Cross und ich zogen uns unter den einschlagenden Kugeln von unten wieder auf die erste Galerie zurück. Hier eröffneten der Freibeuter und sein Kumpel das Feuer auf Jabbert. Von oben kam gerade das Walross hinunter.
    »Verdammt!«, fluchte ich und sicherte vorsichtshalber in ihre Richtung.
    »Eliza - oder wie auch immer du heißt - gib auf!«, keuchte Cross. »Wenn du mich freilässt, bist du vor meinen Leuten in Sicherheit. Die schaffen den Mann schon!«
    »Den Teufel schaffen sie. Jabbert bringt uns alle um, einen nach dem anderen!«
    Ich sah mich noch um und überlegte fieberhaft, wie wir aus dieser Situation herauskommen konnten, da flog eine Handgranate von unten auf die Galerie und kullerte mit beinahe lasziver Langsamkeit über den Boden auf uns zu.
    Man muss sagen, dass eine Handgranate keine Waffe für den Nahkampf in geschlossenen Gebäuden ist, sondern genau einen Zweck besitzt: unbekannte Räume oder Flächen zu säubern, um sie gefahrfrei betreten zu können. Im Straßenkampf zum Beispiel wirft man eine Granate in ein Haus, von dem man nicht weiß, ob Feinde darin Schutz gesucht haben, wartet darauf, dass sie explodiert, und kann sich hinterher relativ sicher sein, dass man nicht von Antipersonenmunition durchlöchert wird, wenn man selbst hineingeht. Dafür sind Handgranaten gut.
    Eine Handgranate ist nicht die Waffe der Wahl, um in hohen Räumen voller unbeteiligter Menschen über demjenigen, der sie warf, seine Feinde zu töten. Ich sah das Ergebnis der Sprengwirkung schon vor meinem geistigen Auge. Die Granate würde in einem Radius von mindestens sechs Metern die gesamte Galerie aufsprengen. Teile der Wände zu den Räumen, die an die Galerie und den Barraum angrenzten, würden mit weggerissen werden - ich hatte ja gesehen, aus was für dünnem Material die Wände waren, als Jabbert hindurchgeschossen hatte. Zumindest eine Handvoll Menschen dort unten würden von der Sprengwirkung getötet, noch mehr von Splittern verletzt werden. Es gab nur zwei gute Gründe, warum Jabbert diese Granate hier und jetzt geworfen haben konnte. Erstens: Er selbst hatte sich in Deckung gebracht, möglicherweise hinter der metallverkleideten Bar. Zweitens: Er wollte Cross und mich tot sehen und schreckte dazu vor nichts zurück.
    Drittens: Jabbert war entweder wahnsinnig oder wahnsinnig skrupellos. Oder beides.
    Vermutlich war es gut, dass mein Hirn den Dienst in solchen Situationen an meine Instinkte abgab, denn was ich dann tat, wäre von meinem Verstand niemals abgesegnet worden. Ich sprang der Granate entgegen. Ich bekam sie zu fassen und warf sie in die einzige Richtung, in die ich sie auf die Schnelle bringen konnte, ohne andere Menschen weiter zu gefährden: weiter nach oben auf die zweite Galerie. Ich hoffte, dass ich den offenen Durchgang zum Zimmer treffen würde, damit der Hauptteil der Sprengwirkung

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