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Undercover

Undercover

Titel: Undercover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Falkenhagen
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Handgranate vermutlich in genau den Raum geworfen hatte, in dem ich Winslow, von Jabberts Schüssen getroffen, zuletzt hatte liegen sehen. Aber vielleicht war sie ja bei Bewusstsein gewesen und rechtzeitig aus dem Raum gekommen. Schon klar, Elyzea, hielt ich mir spöttisch selbst vor. Genau so wird es gewesen sein. Ich hämmerte wahllos Zahlenkombinationen auf das Touchpad ein, doch es meldete weiter nonchalant: »please enter correct code first«.
    »Eine Maschine?«, fragte Cross. »Ein Android?«
    Ich rollte mit den Augen. »Nein. Eher ein Augie. Aber nicht minder gefährlich. Wir müssen hier weg.«
    »Aber solltest du nicht die Handschellen abmachen?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Mit Sicherheit nicht. Wir müssen hier weg.«
    Schüsse trafen den Antigravtruck in die Seite und brachten ihn zum Beben. »Der Kerl ist uns gefolgt!« Offenbar hatte bloß die nötige Motivation gefehlt. Cross riss die Verschalung unter dem Touchpad auf, tat dort etwas mit den Drähten und schloss das Fahrzeug kurz. Der Antigravtruck keuchte einmal auf, dann schnurrte er sich ein.
    Ich schrak zurück, als neben mir das Fenster aufplatzte und eine Hand nach meinem Hals griff - schon wieder.
    Dieses Mal riss ich instinktiv die Waffe hoch und drückte ab. Ich hatte vermutlich nichts getroffen, doch der Schuss machte einen Heidenkrach. Als ich noch einmal durchzog, klickte die Waffe bloß. Entweder war die Munition alle, oder das Ding hatte eine Ladehemmung. Verdammt.
    Ich drehte mich auf dem Beifahrersitz, so dass meine Beine gen Fenster wiesen, rief: »Los!« und trat, sobald ich wieder eine Bewegung sah, mit beiden Füßen aus. Keine Millisekunde zu spät, denn Jabbert steckte schon wieder die Waffe herein. Ich lenkte den Schuss ab -dachte ich zumindest. Das Polster hinter mir platzte auf. Dann spürte ich ein kaltes Brennen am Oberarm. Als Cross auf einen Knopf drückte, ging ein Stöhnen durch das ganze Vehikel, dann rauschten die Turbinen, und es hob ab.
    Ich sah Jabbert für einen Moment in die Augen, als ihm Staub und Steinchen um die Ohren flogen. Er trat einen Schritt zurück, lächelte und legte neuerlich an.
    Das war der Augenblick, in dem Cross den Steuerknüppel des Antigravtrucks ansatzlos von null auf hundert durchzog. Das Lastfahrzeug brüllte auf, scherte aus und stieß Jabbert von den Beinen. Dann beschleunigte es gehorsam durch die frühmorgendliche Straße des ersten Rings von Carabine City. Wir gingen mit viel zu viel Schwung in die erste Kurve.
    Hinter uns hörte ich schnell weitere Schüsse, die den Truck zum Zittern brachten. Dann blinkte ein plötzliches Warnlicht rot auf der Konsole auf. Es war die Leuchte, auf der »engine« stand.
    Verdammt.
    »Ich glaube, er hat uns getroffen!« Cross versuchte mit aller Kraft, den Steuerknüppel festzuhalten, als das Fahrzeug halbseitig auf dem Boden schleifte. »Wir müssen hier raus!« Doch es war zu spät. Das Fahrzeug schlingerte, geriet außer Kontrolle, streifte einen Laternenmast und schleuderte waagerecht um die eigene Achse.
    Ich schrie und riss die Hände vor das Gesicht, dann wurde ich rechts auf die Bank gepresst. Cross wurde mit ganzem Gewicht auf mich geworfen.
    An den Aufprall erinnere ich mich nicht.
    29. März 3042 (Erdzeit) Ort: Carabine
    Mein Kopf fühlte sich an wie ein Schwamm, das Bild, das meine Augen wiedergaben, war verengt wie durch das Visier eines Raumanzugs. Ich fühlte mich hochgezogen und aus dem Truck gehoben. Mein Selbsterhaltungsprogramm brachte mich langsam auf die eigenen Füße. Verblüfft stellte ich fest, dass ich die Pistole noch immer in der Hand hielt.
    Der Antigravtruck hatte sich einmal gedreht und hatte mit dem Hinterteil seitlich ein Gebäude gerammt. Das Fahrzeug war nur noch Schrott, und das Haus, ein Reisebüro, besaß im ersten Stock keine Front mehr. Eine Leuchtreklame darüber hing schief herab, die losen Kabel versprühten helle Funkenregen. Sie verkündete fröhlich blinkend »Visit Our Future - Visit Other Planets«, bevor sie endgültig erlosch.
    Die Blaulichter der UI-Sec näherten sich schnell, und erste Suchscheinwerfer erleuchteten die Straße. Ich sah mich nach Jabbert um, sah ihn jedoch nirgends. Vermutlich hatte er sich abgesetzt, um nicht verhaftet zu werden.
    Aufeinandergestützt ließen Cross und ich das Fahrzeug stehen und machten uns zu Fuß weiter. Wir liefen durch die Straßen des ersten Rings, die im gerade erwachenden Morgenlicht noch grau und trist schienen. Ein paar Straßenzüge lang blieb das blaue

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