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Undercover

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Titel: Undercover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Falkenhagen
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Licht der Sicherheitsfahrzeuge hinter uns. Das änderte sich, sobald wir in die Nähe des Messegeländes kamen.
    Der Carabine Fair Ground erhob sich weiß und strahlend vor uns. Ich weiß nicht genau, wie die Leute von United es fertigbrachten, dass die vom Stil her sicher zwanzig Jahre alten Fassaden immer noch so frisch und sauber aussahen, als seien sie gerade neu gebaut worden, doch sie taten es. Das Hauptgebäude ragte hoch in den Himmel, flankiert von zwei nach vorne ragenden Seitenflügeln. Der Hof dazwischen war mit Glas überdacht.
    Die Brücke beim Messegelände, die sich über den Bent River spannte, lag in Sichtweite. In gespenstischem Blau erleuchtet erkannte man gut, dass die Innenstadt gerade von außen durch Sicherheitsfahrzeuge abgeriegelt wurde.
    Die Sirenen wurden vom anhebenden Wind flussaufwärts, gen Berge geweht: Die UI-Sec reagierte schnell und professionell. Auch in der Nähe kreisten Helikopter mit Suchscheinwerfern. Dieser Weg war definitiv versperrt.
    »Und was jetzt?«, fragte Cross schwer atmend. Er war fit und besaß Nerven, das musste ich ihm lassen. Andere Leute wären nach der Tortur, die wir gerade hinter uns hatten, reif für das Krankenhaus - oder die Klapsmühle.
    Apropos - ich zog zwei Aufputschpflaster aus einer Tasche meiner Cargo-Hose, klebte mir eines auf die Schulter und reichte Cross das zweite. Er beäugte es misstrauisch, bevor er es auf dem Arm anbrachte. Ich wartete auf die vertraute Wirkung des Xtremes, das Schmerzen dämpfte, wach machte und die Sinne schärfte. Dann prüfte ich meine Optionen. Der Luftraum war gut geschützt - zu gut, wie üblich, Konzerne legten immer viel Wert darauf.
    Ein Antigravtaxi oder einen Helikopter kurzzuschließen und den ersten Ring fliegend zu verlassen, konnte ich mir also abschminken. Ein Bodenfährzeug fiel auch aus, denn dann musste ich über eine Brücke, und die Brücken waren abgeriegelt worden.
    Mein Blick fiel auf ein Straßenschild, das den Verkehr auf der vierspurigen Straße regelte. Darauf war neben den Abbiegemöglichkeiten gen MESSEBRÜCKE rechts, MESSEGELÄNDE geradeaus und 2. OSTRING links noch ein Unterpunkt ZUM MESSEHAFEN aufgeführt.
    »Dorthin«, sagte ich und wies auf das Messegelände. »Auf Messen wird an- und abtransportiert. Da finden wir etwas.«
    »Ich weiß nicht. Aber das Messegelände wird gut bewacht.«
    »Hast du einen besseren Plan?«
    »Wir können umdrehen, zu meinen Leuten zurückkehren. Die helfen uns.«
    »Falsch. Sie helfen dir. Mich werden sie abknallen wie einen räudigen Hund.« Ich zog an der Handschelle, doch er hielt gegen.
    »Und … wenn ich dir verspreche, dass das nicht passiert? Dass meine Leute dich nicht erschießen?«
    Ich musterte ihn im Zwielicht des jungen Morgens. Möglicherweise meinte er es ernst. Möglicherweise wollte er bloß zurück in den Schutz seiner Kumpel, und es war ihm egal, was aus mir wurde. Vielleicht aber auch nicht. Ich hatte ihn mit einer Waffe bedroht, versucht, ihn zu töten. Momentan war er mehr oder weniger meine Geisel.
    Geiseln sagten alles, um in Sicherheit zu gelangen. Nennen Sie mich einen Kontrollfreak, aber ich konnte nicht darauf bauen, dass Cross sein Wort noch hielt, wenn ich nicht mehr die Oberhand besaß. Und ich brauchte ihn.
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, ‘tschuldigung. Kann ich nicht riskieren.«
    »Du glaubst, ich halte mein Wort nicht?«, fragte Cross. »Du hast kein Vertrauen in die Menschen, oder?« Er bewegte sich immer noch nicht.
    Ich hatte genug von dem Tauziehen und hob die Waffe. »Ich vertraue darauf, dass ich die besseren Argumente habe.« Dass sie beim letzten Schuss nicht funktioniert hatte, wusste Cross nicht.
    Er erstarrte. »Warum solltest du mich jetzt erschießen, wenn du es vorhin nicht getan hast?«
    »Falls es dir nicht aufgefallen ist, hat sich gerade alles geändert. Und momentan hängt mein Leben davon ab, dass wir uns einigen. Außerdem - willst du dorthin zurück?« Ich wies hinter uns. Über dem ersten Ring von Carabine schwebten Helikopter mit Lautsprechern und das Blaulicht von schwebenden Sicherheitsfahrzeugen.
    Cross folgte der Richtung, in die mein Finger wies. Er wirkte unschlüssig, doch dann gab er seinen Widerstand auf.
    »In Ordnung.«
    Ich versuchte, mir meine Erleichterung nicht anmerken zu lassen, sondern winkte mit der Mündung der Waffe in eine Richtung. »Komm, dort ist die Mauer.« Wir eilten die Straße hinunter.
    Wir flohen vor den Suchscheinwerfern der Sicherheitsfahrzeuge um eine Ecke.

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