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Undercover

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Titel: Undercover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Falkenhagen
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Dahinter fiel das Gelände ein bisschen tiefer ab und war so in Schatten getaucht. Die Blaulichter der Sicherheitsfahrzeuge auf und über der Brücke blinkten in regelmäßigen Intervallen auf, und ich war froh, dass die Dämmerung noch nicht weiter fortgeschritten war. Ein Sicherheitsscheinwerfer zuckte knapp über uns hinweg und zwang uns dazu, in den Schatten eine Zwangspause einzulegen. Wir lagen dort eine nervenzerrüttende Viertelstunde, dann wollte ich kurz aufstehen, um zu überprüfen, ob die Luft wirklich rein war. Ich warf Cross mehr zufällig einen Blick zu. Als ich sah, was er tat, fuhr ich herum.
    Cross hatte seinen Phonestick gezogen und tippte darauf herum. Ich schnappte ihm das Teil weg, warf einen Blick darauf und stellte erleichtert fest, dass er noch nichts gesendet hatte. Dann deaktivierte ich das Teil und nahm die Batterie heraus. »Was soll das? Willst du uns umbringen?«, zischte ich.
    »Ich wollte überprüfen, ob Winslow es geschafft hat«, erwiderte Cross ebenso leise.
    »Keine Telefonate, keine Nachrichten! Geräte gehören ausgeschaltet. Das überprüft Jabbert zuerst! Außerdem kannst du damit momentan eh niemanden erreichen.«
    Er wies auf meine Multibox. »Was ist damit?«
    »Die ist verschlüsselt. Er wird sie nicht aufspüren können.«
    »Siehst du? Mein Phonestick ist auch verschlüsselt.«
    Ich sah ihn überrascht an. »Stimmt. Ich habe ganz vergessen, dass du ja auch so ein Geheimniskrämer bist.« Ich deutete auf seinen Kopf. »Ein Störsender im Schädel, hm? Bisschen paranoid?«
    »Ich habe meine Gründe.«
    Die Antwort hatte ich doch schon einmal bekommen. »Na klar«, sagte ich spöttisch. »Wir haben alle unsere Gründe.«
    »Dann nenne du mir doch bitte den Grund, warum du mich töten wolltest.«
    Ich wich seinem Blick aus und beobachtete den Fluss, noch immer halb in der Hocke. »Ich sollte dich töten. Das ist ein Unterschied«, sagte ich dann.
    »Nicht von meinem Ende der Mündung aus gesehen.«
    »Möglich«, gab ich zu und sah wieder zu ihm herüber. »Trotzdem war es nur ein Job.«
    »Nur ein Job …«, wiederholte er. Er musterte mich, dann weiteten sich seine Augen. »Du bist ein Justifier.«
    Ich erwiderte nichts, steckte den Phonestick und die Batterie ein und sah mich um. Die Brücke war immer noch besetzt, und die Scheinwerfer zuckten hin und her, suchten aber eine andere Ecke ab.
    »Für welchen Megakonzern?«
    Ich schwieg.
    »Für welchen Mega?«
    Ich schüttelte den Kopf. Man redete nicht mit Außenstehenden über die Chefs. Fertig. Da gab es keine Diskussion.
    »Wir müssen los.«
    Im Schutz der Senke legten wir die letzten paar Meter zur nächsten Ecke zurück, wo die undurchsichtige Mauer aus Hartplastik wieder zum Fluss vorsprang und hinunter zum Ufer lief. Darauf war Stacheldraht mit rasiermesserscharfen Klingen gespannt, an den Säulen, die alle zwanzig Meter für Stabilität sorgten, hingen Kameras.
    Cross klopfte vorsichtig gegen den massiven Kunststoff und sah hinauf. Der Zaun schien stabil genug, unser Gewicht zu tragen, war allerdings knappe sechs Meter hoch. »Wie willst du da hinüberkommen?«
    »Gar nicht.« Ich schob die Jacke über dem linken Arm zurück und die Handschelle auf das Handgelenk. Dann suchte ich unter dem Stoff mein Armband mit den petrolfarbenen Perlen. Ich nahm das Band ab, zog vorsichtig eine davon von dem Draht, der sie hielt, und legte das Band wieder an. Dann formte ich aus der weichen Perle langsam ein schmales Band, das ungefähr dreißig Zentimeter messen mochte. Ich tastete an der Mauer aus Kunststoff herum, bis ich eine Naht gefunden hatte, dann klebte ich den Streifen senkrecht darauf. Kugeln oder ungezielte Granaten würden hier nicht viel ausrichten, doch Nähte waren immer Sollbruchstellen.
    »Jetzt sollten wir ein bisschen Abstand gewinnen«, sagte ich und eilte mit Cross ein Stück des Wegs zurück.
    »Was ist das?«, fragte er misstrauisch.
    »Nitramex«, erklärte ich. »Hochwirksamer Plastiksprengstoff. Klein, aber oho!« Ich wandte mich um und konzentrierte mich. Wie immer fühlte ich das Summen des Sprengstoffes erstaunlich schnell und deutlich, wenn ich unter Adrenalin stand. Leider, muss man sagen. Denn näher als der Plastiksprengstoff an der Mauer waren die anderen Perlen an meinem Handgelenk und das Ding in meinem Kopf. Ich versuchte, das alles zu ignorieren und mich vollständig auf die eine zu konzentrieren, die ich aktivieren wollte. Das war gar nicht so einfach, doch schließlich fand ich die Perle

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