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Undercover

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Titel: Undercover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Falkenhagen
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und ließ ihr Summen meinen Kopf erfüllen. Dann bündelte ich meine Panik und meinen Stress und formte daraus einen Pfeil, den ich geistig auf die Perle abfeuerte.
    »Sprengstoff? Ist das nicht ein bisschen laut, um …«
    Noch während er sprach, erklang hinter ihm ein Geräusch, dem kurzen »Poff!« eines Feuerlöschers nicht ganz unähnlich. Eine kleine Wolke ungesund dunklen Rauchs stieg von dem Kunststoff auf, doch es war ein enges Loch darin, durch das ich locker hindurchpassen würde - Cross hingegen nur mit Mühe.
    Cross starrte mich an. »Wie hast du das gemacht? Ich habe keinen Zünder gesehen …«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Nennen wir es ein Talent.«
    »Wie funktioniert es?«
    »Über Wut, Ärger, Stress.« Ich versuchte die restlichen Perlen an meinem Armband zu ignorieren, die aufgeregt vor sich hin summten.
    »Okay…« Seiner Stimme entnahm ich, dass er sich daran erst mal gewöhnen musste. »Der Sprengstoff geht aber nicht mal eben so von allein hoch, oder? Immerhin ist er direkt neben meiner Hand.«
    »Nein, mach dir keine Sorgen«, erwiderte ich. »Ohne Zünder - ob technisch oder mental - passiert da gar nichts.
    Du kannst das Zeug kauen, wenn du willst.«
    »Nein danke.«

    Wir passten einen weiteren Suchscheinwerfer ab und hetzten dann zu dem Loch. Ich steckte halb drinnen, halb draußen, als mir ein Geräusch am Rande meines Wahrnehmungsbereiches die Nackenhaare aufstellte. Ich legte den Kopf schief, um besser lauschen zu können, und bewegte mich nicht. »Was ist das?«, fragte ich Cross leise.
    Auch er horchte auf.
    Schließlich war ich mir sicher: Ein Surren kam näher, das sich anhörte, als hätte man einen Turbostaubsauger mit einem zornigen Wespenschwarm gekreuzt. Ich sah hoch - ein ballförmiges Ding schwebte vom Fluss zu uns herüber.
    »Eine Sicherheitsdrohne!«, flüsterte Cross. »Das Messegelände und der Fluss sind offlimits, hier wird auf Sicht scharf geschossen. Zu viele Schmuggler, Dealer und andere Kriminelle, die hier Geschäfte getrieben haben. Das Ding wird uns umlegen. Wir brauchen Hilfe!«
    »Willst du lieber zurückgehen und es mit Jabbert ausschießen? Vielleicht noch ein paar mehr deiner Jungs ins Leichenschauhaus bringen?«
    Er schwieg, ich konnte die Augen in den Schatten seiner Brauen nicht sehen. Ich vermutete, dass ich ins Schwarze getroffen hatte.
    Doch wir hatten dringlichere Probleme. Die Drohne zog in einem eleganten Bogen vom Fluss herüber. Wenn man den Kurs weiterdachte, führte er über die Dockarbeiter direkt zu uns herüber. »Heiliger Dreck«, fluchte ich und zog mich aus dem Loch wieder zurück vor die Mauer.
    »Hat sie uns entdeckt?«, fragte Cross.
    »Keine Ahnung.«
    »Was machen wir jetzt?«
    »Nicht die Nerven verlieren. Sie werden die Leute sicher nur innerhalb des Geländes überprüfen. Wie funktionieren die?«
    »Vermutlich haben die Arbeiter hier einen Chip, der sie freischaltet. Wenn man nicht freigeschaltet wird …«
    »Dann sollten wir dem Ding besser nicht persönlich begegnen.«
    Wir drückten uns an die Plastikmauer. Das Surren kam näher, und der zarte Morgen wurde von einem kaum wahrnehmbaren roten Licht erhellt, das über den Asphalt zuckte. Ich hatte das unmissverständliche Gefühl, als läge ein unsichtbares Fadenkreuz auf meinem Rücken. Ich riss mich zusammen und versuchte, normal zu atmen.
    Trotzdem konnte ich es mir nicht verkneifen, durch das Loch einen Blick auf das Ding zu riskieren. Ich sah einen metallisch glänzenden Ball, der durch die Luft zog. Der Ursprung des roten Lichts sah aus wie ein übelwollendes Auge. Der rote Laserstrahl fuhr auf dem Boden hin und her, dann erfasste er ein paar Männer. Der Ball flog weiter, drehte sich dabei aber so, dass er die Männer weiterhin im Visier hielt. Sie standen da und glotzten, die Augen mit den Händen beschirmt. Schließlich erlosch das Licht, und der Ball schwebte weiter, in unsere Richtung. Er war nicht blitzschnell, sondern besaß eher das Tempo eines Joggers, mit dem er sich uns jetzt annäherte. Vielleicht hatte ich ja mal Glück, und es zog einfach weiter.
    Dann tastete der rote Lichtstrahl das Loch ab. Das Surren näherte sich uns. Ich fluchte beinahe geräuschlos und beobachtete es mit einem Auge. Plötzlich sackte das Gerät zwei Meter ab, so dass es nur noch doppelt mannshoch über uns schwebte. Es stieg wieder an und näherte sich weiter dem Zaun, hinter dem wir hockten. Dann sackte sie ein zweites Mal im freien Fall, das Licht fiel flackernd ein paarmal

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