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Undercover

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Titel: Undercover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Falkenhagen
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aus. Schließlich fing sich das Ding wieder, drehte sich ein paarmal um sich selbst und blinkte wild. Dann surrte es von dannen.
    Ich entließ den angehaltenen Atem. »Was war das? Warum hatte es plötzlich diese Ausfälle?«
    »Möglicherweise mein Störsender«, antwortete Cross. »Der ist ziemlich stark, aber dass er so etwas zustande bringt…«
    Ich wusste in etwa, was für beeindruckende Leistungen der Störsender zustande brachte, denn immerhin hatte er das Funksignal zu Stewart unterbrochen - was ich bislang für unmöglich gehalten hatte. »Wie weit reicht der eigentlich?«
    »Voll aufgeladen drei bis vier Meter Radius. Wenn die Akkus leer sind … weniger.«
    Mir stellten sich die Haare zu Berge. Über die Energiezufuhr seines Störsignals hatte ich mir noch keine Gedanken gemacht. Die 6 in meinem Sichtbereich schob sich plötzlich wieder stärker in den Vordergrund. Wenn Cross’ der Saft ausging, hatte ich ein Problem. »Wie lange?«, fragte ich und versuchte, meine aufflatternde Panik zu überspielen.
    Er warf mir einen Seitenblick zu, zuckte aber mit den Schultern. »Ich habe das Gerät noch nie im Dauerbetrieb genutzt. Ich nehme mal an, der Radius hält vierundzwanzig, höchstens fünfundzwanzig Stunden.«
    Ich speicherte diese Daten in dem geistigen Ordner, auf dem »wichtig« stand. Je nachdem, wie schnell wir von diesem Planeten wegkamen, musste ich mir Gedanken darum machen, Cross’ Akkus wieder aufzuladen oder mir ein eigenes Störgerät zu besorgen. Doch ein Problem nach dem anderen.
    »Die Drohne hat das Loch entdeckt, und über den Störsender können sie uns über kurz oder lang finden«, fuhr Cross fort. »Wenn jemand die Daten auswertet, müssen sie nur den Funklöchern nachgehen. Vielleicht sollte ich ihn besser abschalten.«
    »Nein!«, sagte ich schnell. Wenn er das tat, würde die Uhr in meinem Kopf vermutlich genau da weiterticken, wo sie stehen geblieben war. Und dann hatte ich noch knappe sechs Sekunden zu leben. »Keinesfalls. Es ist immer noch schwieriger, den gestörten Bereich zu identifizieren, als den Peilsender in meinem Kopf.« Das war nicht einmal gelogen - natürlich trug ich einen Peilsender. Der lag zwar nicht in meinem Kopf, aber so würde Cross nicht auf die Idee kommen, mir mit einem Messer im Unterarm herumzubohren.
    »Du hast einen Peilsender im Kopf?«, fragte Cross ungläubig. »Wer zur Hölle bist du?«
    »Später«, sagte ich ausweichend. »Wir müssen weiter.«
    Endlich krochen wir durch das Loch in der Mauer. Auf dem Messegelände angekommen, staunte ich über dessen Größe. Auf dem Abschnitt, den man von unserer Position aus einsehen konnte, hätte man sicher zwei Hardball-Felder unterbringen können. Es wurde linker Hand von zwei, geradeaus von einer weiteren Halle begrenzt -
    dahinter, so wies ein Schild aus, schloss sich der Raumfrachthafen an. Rechts befand sich der Anlegesteg.
    Zwischen den Gebäuden wiesen weiße Markierungen auf dem Asphalt den Weg zu weiter entfernten Anlagen.
    Der Himmel begann langsam, ganz langsam zu ergrauen. Doch die Morgenruhe war trügerisch. Von unserer Position aus hatte man einen guten Blick auf das silberne Band des Bent River, über dem immer wieder rote Lichter aufblitzten. Über dem ersten Ring kreisten Helikopter, und Sirenen zerrissen die Stille. Wir marschierten gen Anleger hinüber. Jetzt mussten wir nur noch die knappen einhundert Meter zum Kai hinter uns bringen, ohne aufzufliegen. Ein Kinderspiel.
    Zur Tarnung schnappten wir uns jeder den Griff einer Kiste und mussten uns wegen der Handschelle über die Länge der Kiste strecken. Da einer von uns so hätte schräg rückwärts laufen müssen, trugen wir das Ding seitwärts.
    So konnten wir beide sehen, wohin wir gingen.
    »Wir könnten uns den ganzen Umstand sparen, wenn du die verdammten Handschellen abmachen würdest«, beschwerte sich Cross.
    Ich schüttelte den Kopf. »Kann ich nicht.«
    »Kannst du n…« Er stockte.»Wie bitte?«
    »Ich kann es nicht. Ich habe die Schlüssel nicht.«
    Er brauchte einen Augenblick, um das zu verdauen. »Du hast keine Schlüssel für die Dinger?«
    »Ich habe die Schlüssel nicht hier. Dann bräuchtest du mich ja nur niederschlagen und sie dir holen. Die Schlüssel sind in meinem Rucksack. Mein Rucksack ist nicht hier.« Wehmütig dachte ich an meine Ausrüstung, die selig hinter einer Brettervernagelung des Fensters eines leerstehenden Gebäudes auf mich wartete. Doch sie war es nicht wert, dass ich mich in Gefahr begab,

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