Undercover
Körperteile in alle Winde zerstreuen und hinterher die Fragen stellen.
Eine Salve von hinten - sieben oder acht Kugeln - jagte uns voran und streifte uns hautnah. Und ich meine hautnah, denn mein Jackenärmel wurde zerfetzt, ein paar Handbreit tiefer als dort, wo ich vorhin schon den Streifschuss von Jabbert erhalten hatte. Mir stand der Schweiß auf der Stirn, und ich fühlte, wie mir warmes Blut über die Haut lief.
Doch der Schmerz erreichte mein Gehirn noch nicht, die Stelle fühlte sich taub an.
»Schieß doch!«, keuchte Cross. »Wozu hast du die Pistole denn?«
»Kein sicheres Ziel«, redete ich mich heraus. »Verschwendet nur Muni!«
Wir erreichten die Ecke der Halle und hielten uns immer an der Mauer. »Weiter!«, rief ich, als sich die bewaffnete Drohne neu in Stellung brachte, um sich ein gutes Schussfeld zu verschaffen.
Mit vollem Schwung sprang ich zur Tür und riss die Klinke herunter, um hineinzulaufen und eine sichere Wand zwischen mich und das große Kaliber zu bringen, das hinter mir abgefeuert wurde. Der Aufprall auf der Metalltür ließ mich rückwärtstaumeln, und für einen Augenblick sah ich schwarz. Cross wurde mitgerissen, dann hielt er mit seinem Gewicht gegen, damit ich nicht fiel. Hier würden wir nicht in den Schutz der Mauern gelangen.
»Weiter«, keuchte er und riss mich vorwärts, weg von den Schüssen, auf der Straße zwischen den beiden Hallen hindurch, der einzigen Richtung, die uns noch blieb. Vor uns lagen bestimmt dreißig Meter, in der das Teil uns eigentlich nicht verfehlen konnte, rechts und links nur hohe, kahle Wände - ein Todeskorridor.
Ich warf wieder einen Blick zurück. Die beiden Drohnen folgten uns in ausreichender Sicherheitshöhe zwischen die Gebäude, die Blaulicht-Sirene huschte über uns hinweg und jaulte am Ausgang der Straße weiter, während der fliegende Desperado langsamer folgte und hinter uns Schuss für Schuss das Pflaster zerfräste. Ich konnte nur hoffen, dass ihm die Munition ausging, bevor er uns erreicht hätte, doch ich glaubte nicht daran.
Jeder Schritt durch die Gebäudeschlucht war schwieriger als der davor, und ich merkte, dass ich Blut verlor. Ich sah mich mit der Tatsache konfrontiert, dass dies vielleicht das Ende war. Hier sterben? Auf Pherostine, einem Drecksplaneten am Rande der bekannten Welten, auf dem man nicht mal ein anständiges GlobalNet installiert hatte? Ich biss die Zähne zusammen und rannte weiter. Aufgeben würde ich nicht. Und ich würde mich nicht von einem aufgemotzten Infrarotdetektor abknallen lassen!
Dann hörten die Schüsse hinter uns auf. Ich verrenkte den Hals und stolperte dabei halb, konnte die zweite Drohne aber nicht mehr sehen. »Wo ist sie?«, keuchte ich. Hatte sie auch das zweite Magazin leergeschossen? Oder bekam sie Verstärkung?
»Keine Ahnung. Weiter!«, rief Cross.
Wir liefen die Straße bis zum Ende der beiden Gebäude weiter, wo wir atemlos auf einen großen Platz gelangten.
Hinter uns lagen die drei Messegebäude, linker Hand in der Ferne schlossen sich weitere an, teilweise Dutzende Stockwerke hoch und mit überdachten Brücken verbunden. Rechts lag der Bent River, dem sich hier ein weiterer kleiner Fluss zugesellte. In dem dadurch entstehenden Dreieck lag der Raumfrachthafen des Messegeländes - ich erinnerte mich an das Schild. Dementsprechend gab es für Starts und Landungen ausreichend viel Platz. Und in der Mitte des Ports stand unsere Rettung.
29. März 3042 (Erdzeit) Ort: Carabine
Vor uns auf dem Platz des Messegeländes stand das riesige, moderne Raumfrachtschiff und wurde gerade entladen.
Es hatte einen dicken Ladebauch und ein Cockpit, das an das vielfacettierte Auge eines Insekts erinnerte. Richtig -
das musste das Schiff sein, dass ich hatte landen sehen, bevor ich das Potemkin’s betreten hatte.
»Dorthin!«, rief ich Cross zu und lief.
»Du willst in den Orbit? Das Ding ist doch bestimmt bestens gesichert und…«
Dann ging alles sehr schnell. Ich sah aus den Augenwinkeln einen Schatten. Das allzu vertraute »Plopp« eines Minigranatwerfers war zu hören, und mein Instinkt übernahm. Ich warf mich aus dem Laufen ansatzlos auf Cross, riss ihn zur Seite und zu Boden und überschlug mich dabei mehrfach mit ihm. Dann bombte das Geschoss einen Krater in den Asphalt.
Die ganze Welt schien sich immer langsamer zu drehen, bis schließlich das Bild einfror und alles um mich erstarrt war War ich tot?
Ich blinzelte. Ein monotones Fiepen hallte mir in den Ohren, das alle
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