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Undercover

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Titel: Undercover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Falkenhagen
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sie ihre eigenen Fahrzeuge mehr als meines.
    Ich richtete die Düsen nach unten und tippte den Steuerknüppel an, um den Geier vom Boden wegzubekommen.
    Doch kaum hatten wir eine Distanz von ungefähr zwei Dutzend Metern zum Asphalt, piepte ein Warnsignal auf meiner Konsole. »Schau dir mal den Umgebungsradar an«, bat ich Cross und versuchte, den Steuerknüppel in genau der Position zu halten, in der er war. So sensibel, wie die Einstellung von dem Ding zu sein schien, konnte uns schon ein kleiner Verreißer in die Cafeteria des Messegebäudes im 12. Stock rammen. In einem ironischen Moment besaß der Gedanke sogar einen gewissen Charme - ich stellte mit einem Mal fest, dass ich schrecklich hungrig war.
    »Augenblick…« Cross klopfte ungeduldig auf die Konsole, als könne er damit etwas beschleunigen. »Die Anzeigen sind noch nicht alle da … Ah, jetzt.« Er räusperte sich. »Ich habe unmittelbare Kontakte vor uns…«
    »Ach«, machte ich, beeindruckt von dieser neuen Erkenntnis - das Fahrzeug, das versucht hatte, uns die Sichtscheibe wegzuschießen, hing noch immer genau da, wo es vor ein paar Sekunden gewesen war.
    »… sowie rechts neben uns«, fuhr Cross unbeeindruckt fort. Offenbar hatte er Übung im Lesen solcher Anzeigen.
    »Hinter uns ist auch ein Kontakt.« Er klopfte wieder auf die Anzeige.
    »Na ja, dann können wir ja nur noch in zwei Richtungen«, fasste ich zusammen. »Auf die Messegebäude zu und nach oben. Da ich sowieso erst einmal aus der Atmosphäre rauswollte…«Ich schickte mich an, den Steuerknüppel zu bewegen.
    »Halt. Halt!« Cross fiel mir in den Arm und drückte ihn runter. Das Schiff taumelte wie eine betrunkene Ente im Sturm.
    »Verdammt!« Ich versuchte, den Frachter wieder zu stabilisieren, ohne dass wir mit einem der ausladenderen Teile den Boden küssten. Als es mir gelungen war, hielt ich den Knüppel wie ein rohes Ei. »Tu das nie wieder!«
    »Ich hätte nicht gedacht, dass ein Frachtschiff so sensibel in der Steuerung ist …«, erwiderte er entschuldigend.
    »Deswegen fliegt üblicherweise die Person, die am Steuer sitzt«, zischte ich. »Also, warum der ganze Zirkus?«
    »Über uns ist auch ein Kontakt. Der Signatur nach vermutlich ein gepanzertes UI-Sec-Fahrzeug.«
    »Verdammt.« Mein Puls schlug schneller, als ich realisierte, dass Cross gerade verhindert hatte, dass wir mit der Geschwindigkeit der Startdüsen ein anderes Fahrzeug rammten.
    Ich überschlug die Situation kurz. Vier Fahrzeuge umgaben uns zu den drei Seiten und nach oben. Sicher, wir konnten nach einer der vier Richtungen auszubrechen versuchen. Dabei würden wir mindestens eines der Schiffe zumindest streifen. Das Schiff, in dem wir saßen, war vermutlich größer und haltbarer - aber ob es einen solchen Zusammenstoß überstehen würde, ohne dass eine der Düsen kaputtging, erschien mir dann doch zweifelhaft. Und selbst wenn wir es schaffen würden, die Insassen des entsprechenden Sicherheitsfahrzeuges würden den Crash nicht überleben. Die einzigen beiden Richtungen, die die UI-Sec nicht absicherte, war die, auf der die Gebäude lagen, sowie nach unten. Sie wollten uns zur Landung zwingen.
    Aber nicht mit mir, ich würde mich nicht schnappen lassen. Ich rotierte das Schiff ungefähr dreißig Grad um seine eigene Achse, so dass wir mit der Nase zu den beiden Messegebäuden wiesen, direkt auf die Straße, die dazwischen hindurchführte und auf der wir gerade hierhergelaufen waren.
    »Oh nein«, stieß Cross atemlos aus und schnallte sich hastig an. »Das wagst du nicht…«
    »Festhalten«, flüsterte ich. Dann gab ich Gas. Immerhin, so sagte ich mir, hatten wir nichts mehr zu verlieren.
    Oder?
    Das Frachtschiff brauste los. Ich zog einerseits die Nase hoch, um vom Boden wegzukommen, andererseits kippte ich das Gefährt um fünfundvierzig Grad um die Längsachse, so dass die kurzen Tragflächen senkrecht standen.
    Dann drückte ich auf den Knopf, der die Landefüße einzog. Mit ein bisschen Glück waren wir so schmaler, als wenn wir einfach waagerecht in die Straße flogen.
    »Du bist ja wahnsinnig!«, keuchte Cross.
    Den Sekundenbruchteil später, den wir brauchten, um die Strecke zu den Gebäuden zurückzulegen, atmete ich aus und hielt die Luft an. Bei Kaufmann sah man das, wenn er den Abzugshahn seines Scharfschützengewehrs durchzog. Wer atmet, bewegt sich. Wer sich bewegt, verreißt und endet in einem Feuerball aus Treibstoff und Metallträgern am Frühstücksbüffet der Cafeteria der Messehalle.

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