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Undercover

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Titel: Undercover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Falkenhagen
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anderen Geräusche ausblendete. Parallel ging vor meinen Augen ein merkwürdiger Stummfilm ab. Erst dachte ich, er wäre verrauscht, dann erkannte ich, dass es Staub und Asphaltbrocken regnete. Ich mutmaßte, dass ich noch am Leben war.
    Ich lag auf dem Rücken, Cross halb neben, halb auf mir. Ich schob ihn von mir herunter, zählte meine Gliedmaßen
    - und stellte erleichtert fest, dass noch alle da waren. Dann prüfte ich, ob Richard verletzt war. Er hielt die Hände auf den Ohren und starrte mich mit aufgerissenen Augen an, die Granate schien ihn aber nicht direkt erwischt zu haben.
    Ich rappelte mich auf und zog ihn mit hoch. »Lauf!«, brüllte ich. Meine Stimme hörte ich unter dem Fiepen nur, weil sie mir im Kopf widerhallte.
    Cross hing an meiner Seite wie ein Sack Mehl, doch er bekam die Füße unter den Körper und trug sein eigenes Gewicht. Das war schon viel wert. Wir stolperten voran - ich hatte keine Ahnung, ob die verdammte Drohne noch eine weitere Granate besaß oder nicht. Doch ich musste es versuchen. Ich konzentrierte mich und streckte mental meine Fühler aus. Und siehe da, das Summen der Drohne wurde stärker - aber vermutlich nur für meine Ohren. Sie hatte eine zweite Granate geladen.
    Granaten besitzen üblicherweise sowohl ein chemisches Zündmittel als auch eine explosive Chemikalie. Mit anderen Worten: Sprengstoff.
    Ich sammelte wieder meine Wut, meinen Schmerz und den Frust der letzten Tage. Wie aus weiter Ferne drangen wieder Schüsse an mein Ohr. Gross schrie, stolperte und sackte zusammen. Ich fasste auch mit der zweiten Hand zu. Dann ließ ich meinen Zorn auf die Drohne zu und hörte mit zufriedenem Grinsen, dass hinter uns etwas explodierte. Der Kopfschmerz folgte unmittelbar.
    »Nicht schlappmachen, sonst sind wir ganz tot!«, rief ich und zog Cross weiter, voran, auf das Frachtraumschiff zu.
    Das schien zu helfen, denn er mobilisierte noch einmal seine Kräfte.
    Das Dutzend Männer und Frauen, das eben noch dabei gewesen war, die Ladung des Raumschiffs zu löschen, ergriff vor uns die Flucht. Na gut - möglicherweise flohen sie auch eher vor der Maschine über uns, die nicht zwischen Freund oder Feind zu unterscheiden schien.
    »Ein letzter Sprint«, keuchte ich. »Schaffst du das?«
    Cross rang um Luft. Er blutete an der Seite, doch ich hatte keine Zeit nachzuschauen, ob es sich um einen Kratzer, eine Kugel oder einen Splitter handelte. Mein Arm brannte inzwischen wie Feuer. Er taxierte die Entfernung und sah offenbar selbst, dass es nicht mehr weit war. »Keine Ahnung. Gibt’s Alternativen?«
    »Nein!«
    Wir hatten die halbe Strecke geschafft, da näherte sich von über und hinter uns das gefürchtete Surren. Ich hoffte einen Augenblick lang, dass es die schnellere Spionage-Drohne war, die uns gefolgt war. Doch als ich eine weitere Patrone in die Kammer einrasten hörte, wusste ich, dass meine Hoffnungen enttäuscht wurden.
    Ich ballte die Hände und biss die Zähne zusammen, während ich meinen Beinen alles abverlangte, was sie herzugeben imstande waren. Die Laderampe des Frachters lag direkt vor uns. Im Innern sah ich einen roten Knopf an der Verschalung. Ich nahm an, dass man damit die Rampe hoch- und runterließ, doch ich wusste es nicht -
    ähnlich naheliegend wäre die Annahme, dass man damit eine Notverriegelung des kleinen Schiffes aktivierte.
    Im Laufen zog ich meine Waffe aus dem Holster, griff sie am Lauf, zielte nur kurz und forderte sämtliche kosmische Schulden ein, die ich beim Universum noch offen hatte - nicht sonderlich viele, zugegeben, aber hey, in manchen Situationen zählt man Erbsen. Dann warf ich die Pistole - und ich war gut im Werfen.
    Die Waffe rotierte ein-, zweimal um die eigene Achse, klapperte gegen die Wand über dem Knopf und fiel ins Innere des Laderaums. Verdammtes Universum. Es gibt einfach keine ausgleichende Gerechtigkeit im Leben.
    Dann begann ein rotes Licht zu blinken, eine Warnanlage tönte mit dem Charme einer Lufthupe durch den Morgen, und die Rampe zitterte einmal, bevor sie erst langsam, aber unaufhaltsam waagerecht hochfuhr und sich dann zu neigen begann. Die Waffe musste den Knopf doch gestreift haben.
    »Yay!«, stieß ich aus. »Danke, Universum!«
    »Verdammt!«, hörte ich vor mir einen Mann fluchen, der aus dem Frachtraum geschossen kam und über das sich hebende Metall floh. Ein zweiter folgte ihm. Ich hoffte, dass alle Arbeiter, die noch drin gewesen waren, den Verstand besessen hatten zu fliehen, sonst drohte uns gleich noch

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