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Undercover

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Titel: Undercover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Falkenhagen
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Knopf drücken wollte? Ich habe nur Befehle befolgt. Ich hatte keine Wahl.«
    »Auf diese verfluchte Ausrede müsste man Gebühren erheben. Jeder Mensch hat in jedem Augenblick seines Lebens eine Wahl, selbst wenn es die ist, zu leben oder zu sterben!« Dann brachte Cross abwehrend die Hände zwischen uns, so als wolle er sich gegen mich schützen. Das Gesicht spiegelte den Schmerz wider, der in seinem Inneren tobte.
    Ich schwieg. Was hätte ich darauf auch sagen sollen? Dass ich natürlich die Wahl gehabt hätte, selbst zu sterben?
    Für mir völlig unbekannte Menschen? So etwas zu behaupten, wäre Heuchelei gewesen.
    Cross brauchte ein paar Minuten, bis er sich wieder in der Gewalt hatte. »Grange - meine rechte Hand - hat gemutmaßt, dass der Anschlag eigentlich mir gelten sollte. Stimmt das?«
    Ich verdaute diese Information einen Moment lang. »Davon weiß ich nichts. Aber das heißt, du hast wirklich Feinde, denen du zutrauen würdest, dass sie dich tot sehen wollen?«
    »Ja.«
    Das setzte bei mir eine neue Welle von Gedankenschlüssen in Gang. Was ich für einen unglücklichen Zwischenfall gehalten hatte, für eine Panne, für Pech, mochte also doch kalte Kalkulation auf Stewarts Seite gewesen ein. Hatte das Arschloch mich auf Wetwork geschickt, ohne mich vorher darüber zu informieren? Ich spürte, wie sich ein kalter Ball aus Wut in meinem Bauch formte und sich gegen alles zu richten drohte, was sich in meiner Nähe befand. Wie die Sprengstoffperlen an meinem Armband. Ich versuchte, die Wut zu ignorieren und dachte wieder mal an Gänseblümchen. Außerdem half Wut nicht beim Denken. Dabei waren noch so viele Fragen offen.
    Wie zum Beispiel, vor wem Cross nach Pherostine gellohen war. Alles an ihm sprach dafür, dass er einen geliebten Menschen verloren hatte. Doch unser Gespräch vorhin und seine Anmerkung über die Flucht sowie seine Reaktion auf meine Hintergrundrecherche über ihn ließ mich ahnen, dass er nicht nur vor seinen Gefühlen weggelaufen war.
    Er war nach Carabine geflohen und dort untergetaucht.
    Das führte zu der nächsten Frage. Wer war Richard Cross in Wirklichkeit? Wie hieß er tatsächlich? Und warum hatte er seine Zurückgezogenheit jetzt aufgegeben und war in der PLU in die Öffentlichkeit getreten? Ich wusste nicht, ob das wichtig für die Situation unten auf dem Planeten war, aber ich fühlte mich immer wohler dabei, wenn ich alle Fakten auf dem Tisch hatte. Und schließlich blieb die Motivation für den Anschlag offen. War Cross das Ziel und sein Überleben eine Panne gewesen? Die Alternative war, dass mein zweiter Auftrag, Cross zu töten, von jemand ganz anderem gekommen war als der Job mit der Sprengung. Doch ich glaubte nicht daran, dass all das nicht miteinander verbunden sein sollte. Nennen Sie es ein Bauchgefühl.
    Der Mann, der all diese Fragen vermutlich sehr leicht beantworten konnte, stand neben mir. »Wer will dich tot sehen, Cross?«
    Der Mann neben mir musterte mich. »Ich dachte, du willst hier bloß weg? Mit der Sache auf Pherostine nichts mehr zu tun haben?«
    »Das will ich auch. Aber Journalisten haben die Neugier nicht für sich gepachtet.«
    »Dann wirst du wohl dumm sterben müssen«, befand er knapp.
    Ich lehnte mich in dem Pilotensitz zurück. »Wie du willst.«
    Ich schloss die Augen und machte eine genauere Bestandsaufnahme. Die Aufregung hatte auch bei mir verdeckt, wie müde und zerschlagen ich eigentlich war. Jetzt, wo das Adrenalin abgeflaut war, folgten Schmerz und Erschöpfung. Aufgeschürfte Knie und Ellbogen waren noch harmlos gegen die Asphaltsplitter, die die Granate in gefährlichen Schrapnell verwandelt hatte. Meine rechte Seite, besonders der Oberschenkel, schmerzte mit dumpfem Pochen. Am rechten Oberarm hatte ich zwei Streifwunden, die bald versorgt werden müssten.

    Ich linste zu Cross hinüber. Er sah aus, als hätte ihn ein Antigravtruck überfahren. Die Detonation der Granate hatte ihm die Kleider zu Fetzen zerrissen. An seiner Seite war das Blut schon dunkel verkrustet. Immerhin hatte er mehr schlecht als recht laufen können, so dass ich hoffte, dass es sich um einen sauberen Durchschuss und nicht etwa einen im Fleisch steckenden Splitter oder Ähnliches handelte.
    Je länger ich auf die Schadensmeldungen meines Körpers hörte, desto mehr begannen die entsprechenden Kegionen auch zu schmerzen. Also tat ich das, was ich in solchen Situationen immer tat: Ich beschloss, nicht weiter darüber nachzudenken, sondern zu handeln.
    »Komm, lass

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