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Undercover

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Titel: Undercover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Falkenhagen
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fest, dass ich mich schnell an diesen Gedanken gewöhnte. Denn wenn es umgekehrt nach Stewart und Jabbert gegangen wäre, dann läge ich jetzt in einem unrühmlichen Grab. Außergewöhnliche Umstände erfordern eben außergewöhnliche Maßnahmen.
    Mein Blick eilte zur Duschkabine. »Bist du bald fertig?«

    »Ich habe hier auch nur eine Hand frei«, erwiderte Cross. »Und wir haben es ja nicht unbedingt eilig, oder?«
    »Nein, nicht wirklich.« Mir fiel noch eine Frage ein, die ich Cross hatte stellen wollen. »Wie hast du das da unten eigentlich gemacht?«
    »Was?«
    »Das Kappen des Signals. Ich kenne keinen Störsender, der stark genug wäre, den … den Peilsender in meinem Kopf zu unterbrechen.« Ich biss mir auf die Lippen. Beinahe hätte ich Richard von dem Sprengsatz erzählt. Damit würde er aber sicher wissen, dass ich eine verurteilte Strafgefangene war, und ich war nicht bereit für die Fragen, die er mir dann stellen würde.
    Er steckte den Kopf aus der Dusche. »Reichst du mir das Handtuch?« Ich tat, wie gebeten. »Was überrascht dich daran?«, fragte er. »Die meisten Funksignale sind relativ leicht zu unterbrechen. Sich hineinzuhacken, ist eine andere Sache.«
    »Bist du gut in solcher Technik?«
    »Nein, ich nicht. Ich komme zurecht, aber Winslow ist das echte Tech-Genie.« Er verzog das Gesicht vor Trauer, als er realisierte, was er gesagt hatte. »Sie war ein echtes Tech-Genie.«
    »Es tut mir leid. Wegen Winslow.« Und ich sagte das nicht nur, weil sie mit dem Problem in meinem Kopf hätte helfen können.
    Cross schien zu merken, dass es mir ehrlich mit dem Beileid war. »Danke. Sie war ein feiner Kerl.« Er hatte sich abgetrocknet und die Hosen in der Kabine angelegt, jetzt trat er heraus. Mit uns beiden wurde es eng in dem Badezimmer. Er hantierte so leicht mit seiner freien Hand, dass ich ihn für einen Linkshänder hielt.
    Ich lächelte. »Sie war kein Kerl. Sie war eine Frau, die sehr interessiert an dir war.«
    »Und meinetwegen ist sie auch gestorben.«
    Ich wünschte, ich könnte ihm das Gegenteil versichern, aber das konnte ich nicht. Er hatte Recht. Winslow hatte versucht, Cross zu schützen. Sie war für ihn in den Tod gegangen. Das musste wahre Liebe sein, stellte ich in einem Anflug von Sarkasmus fest.
    Jetzt, wo wir gesäubert waren, begannen wir, einander die schlimmsten Verletzungen zu versorgen. Ich fand eine Handvoll Einwegspritzen mit etwas, das nach Xtreme aussah, und gab uns beiden eine davon. Insgeheim hoffte ich, dass das Zeug nicht für Betas gedacht war, denn dann würde uns die Portion im besten Fall für ein paar Stunden ins Elysium schicken. Außer einem Zittern in den Händen und einer gewissen Fahrigkeit stellten sich aber keine Nebenwirkungen ein. Cross’ Durchschuss an der Seite und meine Streifwunden am Arm mussten wir mit dem Wundtacker schließen, der die Ränder mehr schlecht als recht mit selbstauflösen-dem Faden zusammenheftete. Der Rest wurde desinfiziert und würde so heilen.
    Dann bat ich ihn, den Träger auf meiner Schulter zusammenzubinden. Auch wenn das Kleid wohl nicht freiwillig den Weg in meinen Schrank gefunden hätte, stand es mir erstaunlich gut.
    »Cross, warum hast du dich mit mir im Potemkin’s getroffen?«
    Cross zögerte. »Ich schätze, ich hatte einen falschen Eindruck von dir. Ich habe nicht gedacht, dass du eine Attentäterin bist.«
    »Und?«
    »Winslow hat so aggressiv auf dich reagiert, und manchmal geht sie mir mit ihrer Paranoia auf die Nerven. Ich schätze, diesmal hat sie Recht gehabt. Ich habe gedacht, du wärst bloß…« Er beendete den Satz nicht.
    »Was?«
    Jetzt schwieg Cross. Also beendete ich den Satz für* ihn. »Du dachtest, ich wäre an dir interessiert.«
    Er nickte und suchte mit den Blicken in meinem Gesicht nach einer Antwort. Schließlich sah er mir in die Augen und war für einen Moment sehr verwundbar.
    Mir trocknete der Gaumen aus und plötzlich begannen Schmetterlinge in meinem Bauch wild mit den Flügeln zu schlagen - doofe Metapher, ich weiß, aber sie trifft einfach zu. Ich spürte schon, wie ich den Mund öffnete, um etwas Dummes zu sagen. Doch ich presste die Lippen aufeinander und verwandelte mein Gesicht in eine Maske.
    Die Antwort, die er suchte, würde er von mir nicht bekommen. Das machte es für uns beide leichter.
    »Mein Fehler«, sagte er schließlich. Offenbar hatte er es mir abgekauft. »Dann sag mir wenigstens, für welchen der Megas du arbeitest.«
    »Das hatten wir vorhin doch schon«,

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