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Undercover

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Titel: Undercover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Falkenhagen
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vermutet hatte. »Der Mann hat keine Ahnung, wer ich bin.«
    Der Schmerz in seiner Stimme ließ mich allerdings ahnen, dass mein Ex-Partner mit seiner Einschätzung mitten ins Schwarze getroffen hatte. »Nein, er kennt dich nicht. Aber er weiß Menschen zu lesen. Und ganz ehrlich?
    Momentan bist du ein offenes Buch.«
    Er verstummte, ballte die Fäuste und wandte den Blick auf den Sternenhimmel jenseits der Scheibe. Als er wieder herübersah, wirkte er gefasster. »Denk doch, was du willst. In jedem Fall ist weglaufen der falsche Weg. Glaub mir, ich weiß es.«
    Ich versuchte, die Gänsehaut wieder abzuschütteln, die sein Tonfall bei mir verursacht hatte. »Dass es bei dir nicht geklappt hat, heißt nicht, dass ich es nicht schaffen kann.« Ich schüttelte den Kopf. »Du kannst gegen diese Leute nicht gewinnen, Cross. Sie haben immer mehr Soldaten. Mehr Ressourcen. Mehr Macht.«
    »Ich kann es immerhin versuchen, anstatt mich auf den Rücken zu legen und gleich zu sterben. Die Leute auf Pherostine brauchen mich.«
    »Du schuldest denen gar nichts. Du bist ja nicht mal dort geboren!«
    Ich äußerte nur eine Annahme, doch Cross’ Augen verengten sich zu Schlitzen, und er betrachtete mich für einen Augenblick schweigend. Ich wusste nicht, nach was er in meinem Gesicht suchte, doch er schien es nicht zu finden.
    »Natürlich hast du über mich recherchiert. Was hast du noch herausgefunden?«
    »Alles, was es zu wissen gibt«, erwiderte ich ausweichend.
    Ich spürte seinen Blick noch ein Weilchen auf mir ruhen, dann wandte er sich wieder ab, offenbar halbwegs beruhigt. »Das wage ich zu bezweifeln.«
    »Na gut, der Schnüffler bist du. Ich bin eher Expertin für Plan B. Große Explosionen. Da kann man nichts falsch machen. Na ja. Fast nichts.«
    Erst als Cross erbleichte, fiel mir auf, was ich gesagt hatte. Er musste meine Worte mit der Explosion verbinden, die seine Kumpel getötet hatte - und ich sprach so lapidar davon, als wäre auf Pherostine ein Regenschauer heruntergegangen. Der Raum im Cockpit zwischen uns schien sich ohne mein Zutun zu vergrößern, eine beinahe greifbare Spannung entstand. »Cross, ich - es tut mir…«
    »Leid? Es tut dir leid?«, fuhr er auf. »Du hast keine Ahnung von Leid. Du hast auf diesen verdammten Knopf gedrückt, obwohl die anderen in der Mine waren!« Dafür, dass er noch vor ein paar Minuten versucht hatte, mich auf seine Seite zu ziehen, kamen seine Worte überraschend hart. Vielleicht erholte er sich gerade von einer Art Stockholm-Syndrom.
    »Ja, sicher«, sagte ich bitter, als ich mich an die Situation erinnerte, in der Stewart mich zur Sprengung gezwungen hatte. »Aber das mit deinen Genossen war nicht Teil des Plans.«
    »War es nicht?«, fragte Cross. In die Wut mischte sich Überraschung. Natürlich - er ging ja noch davon aus, dass die Sprengung ein Attentat gewesen war.

    Ich biss mir auf die Lippen. Eigentlich sollte ich nicht mit ihm über diese Dinge reden. Doch meine Loyalität gegenüber Enclave und Stewart war doch inzwischen überflüssig, oder? Und wenn jemand ein Recht darauf hatte, diese Dinge zu erfahren, dann war das Cross. »Ich wusste nicht, dass ihr da unten sein würdet.«
    »Du meinst, dass es ein Zufall war, dass der Gewerkschaftsrat gestorben ist?«, fragte er. In seiner Stimme mischten sich Ungläubigkeit und Schmerz.
    Ich nickte bloß und unterdrückte den Impuls, ihm die Hand auf den Arm zu legen, um ihn zu trösten. Ich wusste, dass ich ihm nicht helfen konnte, niemand konnte das.
    »Das glaube ich nicht.« Er fuhr sich mit den Händen über das Gesicht, und ich duldete, dass er meine Linke dadurch wieder hin und her zog. »Das würde ja bedeuten, dass das Ganze nicht mal einen Sinn hatte.«
    Ich schenkte ihm ein mitfühlendes Lächeln. »Der Mensch sehnt sich nach einem Sinn im Leben und einem Sinn im Tod. Ich habe schon viele Menschen sterben sehen. Einen Sinn habe ich nie darin gefunden.«
    »Du verstehst nicht. Das Ganze kann kein Zufall sein. Das ist so minuziös geplant und durchschlägt in der Situation auf Pherostine manchen Knoten für United, der vorher unlösbar erschien.« Er schüttelte den Kopf, Wut und Schmerz kehrten zurück. »Ich hatte bloß verdammtes Glück, oder? Dass ich in dem Augenblick draußen mit Müller telefoniert habe? Sonst wäre ich jetzt auch tot!« Er spie das Wort Glück aus wie einen Fluch.
    »Ja«, sagte ich einfach. Müde rieb ich mir die Nasenwurzel. »Hilft es dir, wenn ich sage, dass ich nicht auf diesen

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