Undercover
Sprengsatz ausbauen konnte. Beides war nicht sonderlich wahrscheinlich, wenn ich ehrlich war.
Dreiundzwanzig Stunden, jetzt vielleicht ein paar mehr, die das Funksignal durch die Entfernung von Stewarts Schiff hierher brauchen würde. Im All war das eine verdammt kurze Zeit Eigentlich war das überall eine verdammt kurze Zeit.
»Und wohin ist weg?«, fragte Cross.
»Bankers Rock. Dort gibt es … Techniker, die meinen Peilsender deaktivieren können.«
»Und dann?«
»Verschwinde ich.«
»Weglaufen bringt uns nicht weiter. Wir brauchen Hilfe«, sagte Cross. »Wir können wieder nach Pherostine zurückspringen und an einem abgelegenen Ort im Urwald landen.«
»Und dann? Wie kommen wir da raus?«
»Meine Leute…«
»… stehen sicher unter Bewachung der UI-Sec«, vervollständigte ich seinen Satz. »Cross, ich weiß, das ist hart -
aber wir sind auf uns allein gestellt. Abgesehen davon gibt es eine Satellitenstation in der Umlaufbahn um Pherostine. Nach unserer Flucht werden sie die Signaturen der eintreffenden Schiffe bestimmt doppelt und dreifach prüfen. Die UI-Sec verfolgt uns vielleicht - Jabbert tut das ganz bestimmt. Er kann sich leicht die Signatur dieses Schiffes besorgen und sie orten. Es sei denn, dein Störsender unterbindet auch das.«
»Ich fürchte nicht. Jabbert ist der Mann, der auf uns geschossen hat?«
»Ja.«
Cross presste die Lippen aufeinander. »Wenn Winslow es überlebt hat, dann kann sie uns da durchbringen. Sie hat ein Händchen für Kommunikationsanlagen.«
Ah. Vermutlich hatte ich mein Leben indirekt der blonden Punkerin zu verdanken. Sie musste diejenige gewesen sein, die Cross’ Störsender aufgemotzt hatte.
»Sie kann uns nicht helfen«, widersprach ich. »Sie hat ein paar Schüsse abbekommen und muss in der Nähe der Granate gewesen sein, als sie explodiert ist. Und selbst wenn sie noch lebt - du bist da unten nicht mehr der gefeierte Held. Richard Cross wird jetzt in Verbindung mit einer Schießerei im ersten Ring gesucht. Die UI-Sec wird dich jagen. Du bist ein Flüchtling, genau wie ich.«
Als er schwieg, musterte ich ihn von der Seite. Ich hatte keine Ahnung, was hinter seiner Stirn vorging, vermutete aber, dass er seine Optionen prüfte. Wir hatten auf Pherostine verbrannte Erde hinterlassen. Sein Name, der bislang für Ehrlichkeit und Kompromisslosigkeit gestanden hatte, war mit durch den Dreck gezogen worden. Ob er überlegte, wie sich das alles wieder richten ließ?
»Das ändert nichts«, sagte er schließlich.
»Oh doch. Das ändert alles«, widersprach ich. »Die UI-Sec sperrt dich ein, sobald sie dich in die Finger bekommt.
Und wenn du in einem Untersuchungsgefängnis verschwunden bist, kannst du deinen Leuten auch nicht mehr helfen.«
»Möglich.«
»Nicht nur möglich, sondern todsicher. Aber ich will dich nicht aufhalten. Von Bankers Rock kannst du nach Chorriah gehen. Da findest du bestimmt ein Shuttle zurück nach Pherostine.«
»Chorriah?«, fragte er stirnrunzelnd. »Du meinst schon die TTMS-Station im Guavarra-System?«
»Sicher. Hast du ein Problem mit TTMS?«
»Kein konkretes.«
»Auf Chorriah gibt es ein paar Geschäfte, die Ausrüstung zu einem guten Preis verkaufen.«
»Hehlerware und Schmuggler?«
»Womöglich. Aber ein Bettler kann keine großen Ansprüche stellen, oder? Und du findest dort ein Schiff gen Pherostine. Auch wenn ich wirklich nicht weiß, was du dort noch verloren hast.«
Er warf mir einen prüfenden Seitenblick zu. »Dasselbe wie du.«
»Ach. Und das wäre?«
»Informationen bündeln. Wer deine Auftraggeber sind, was sie auf dem Planeten beabsichtigen und wie wir weiter vorgehen.«
Ich schüttelte den Kopf. »Mach das, Jesus, aber ohne mich.«
»Jesus?«, fragte er irritiert.
»Jabbert - der Mann, der uns im Potemkin’s umbringen wollte - hat gesagt, dass du einen Messiaskomplex hast.
Langsam glaube ich, dass er Recht hatte.«
»Messiaskomplex? Woher will er das wissen?«
»Das ist sein Job. Jabbert dringt in anderer Leute Köpfe ein.«
»Ist er Psioniker? Oder ein Jump?«
»Nein, ist er nicht. Er weiß, wie die Leute denken, handeln, fühlen, was sie motiviert, wie sie ticken …«
»Und er hält mich für einen Messias?«
»Nein, er hält dich für jemanden, der sich für einen Messias hält. Sich für andere aufopfern, das schwerste Kreuz tragen, aus dem Leid Kraft ziehen und so weiter.«
Richard starrte mich an, und für einen Moment kehrte ein Anflug der Wut zurück, die ich in der Gießerei in ihm
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