Undercover ins Glück
sie nun einmal. Vor Corinnes Heirat hatten sie über ihren jetzigen Ehemann Charles geredet. Das Gleiche galt für Melinda und ihren zukünftigen Verlobten Pete. Also wusste Jordan, dass umgekehrt nun sie dran war. Aber sie wusste auch, dass sie ihre Freundinnen nicht anlügen wollte.
Also hatte sie sich einen Plan B überlegt, für den Fall, dass sich die Unterhaltung in diese Richtung entwickeln würde. Da ihr keine andere Wahl blieb, griff sie auf eine Strategie zurück, die sie seit ihrem fünften Lebensjahr stets in brenzligen Situationen benutzt hatte. Damals hatte sie die Haare ihrer Westernbarbie bei dem Versuch in Brand gesteckt, ihr unter der Wohnzimmerlampe einen dunkleren Teint zu verpassen.
Sie würde Kyle die Schuld in die Schuhe schieben.
Dann möchte ich noch der Academy danken … »Na klar, ich erzähle euch alles über diesen neuen Typen. Wir haben uns also letztens kennengelernt und er … ähm … « Sie machte eine Pause, dann fuhr sie sich durchs Haar und seufzte dramatisch. »Tut mir leid. Macht es euch etwas aus, wenn wir später darüber reden? Nachdem ich Kyle heute mit diesem Bluterguss im Gesicht gesehen habe, fühle ich mich total schuldig, wenn ich von Xanders Party plappere. Als ob ich die Haft meines Bruders nicht ernst genug nehme oder so.« Sie biss sich auf die Lippe und fühlte sich wegen der Lüge schuldig. Tut mir leid, Mädels. Aber das muss erst mal mein Geheimnis bleiben.
Ihre Ablenkung funktionierte hervorragend. Vielleicht war eine der positiven Seiten an einem verurteilten Bruder, der als der Twitter-Terrorist bekannt war, dass ihr niemals die Ausreden ausgehen würden, um sich vor einer unangenehmen Unterhaltung zu drücken.
Corinne streckte ihren Arm aus und ergriff ihre Hand. »Niemand hat Kyle mehr unterstützt als du, Jordan. Aber wir verstehen das. Wir können später darüber sprechen. Und mach dir keine Sorgen. Kyle passt schon auf sich auf. Er ist ein großer Junge.«
»Oh, das ist er definitiv«, erwiderte Melinda mit einem Funkeln in den Augen.
Jordan lächelte. »Vielen Dank, Corinne.« Dann wandte sie sich an Melinda. »Und, ähm, Kyle?«
Melinda zuckte mit den Schultern. »Für dich ist er dein Bruder. Aber für den Rest der weiblichen Bevölkerung hat er eine gewisse Anziehungskraft. Dabei belasse ich es.«
»Als er klein war, hat er immer in unser Planschbecken gefurzt und behauptet, es wäre ein Whirlpool. Na, wie sieht es jetzt mit der Anziehungskraft aus?«
»Ach ja, der Lebensstil der Reichen und Schönen«, erwiderte Corinne grinsend.
»Und damit sind meine geheimen Fantasien über Kyle Rhodes nun endgültig zerstört. Ich plädiere dafür, dass wir ab jetzt nicht mehr vom anderen Geschlecht sprechen«, sagte Melinda.
»Ich unterstütze den Antrag«, meinte Jordan, und die drei Frauen stießen mit ihren Weingläsern an.
Jordan nahm einen Schluck und seufzte erleichtert. Nur noch drei Tage – länger musste sie es nicht aushalten. Dann würde alles wieder normal werden.
6
Es war eine allgemein anerkannte Wahrheit, dass sich auch ein FBI -Agent von großem Können und Talent ab und an mal an einem kleinen Wortgefecht beteiligte.
Nick – der FBI -Agent mit besagtem Können und Talent – frönte an diesem Donnerstagabend zusammen mit seinem Kollegen Jack Pallas jener Tätigkeit. Pallas war angeblich Davis’ anderer bester Agent. Die beiden hatten gerade ihr Training im FBI -eigenen Fitnessstudio beendet, das im zweiten Stock des Gebäudes lag und rund um die Uhr geöffnet hatte. Einige Agenten kamen nach ihrem Abschluss von der Akademie aus der Form, aber nicht in Davis’ Büro. Er stellte hohe körperliche Ansprüche an seine Agenten und erwartete, ihre Ärsche im Fitnessstudio zu sehen, wie er jedem neuen Mitarbeiter in seiner Begrüßungsrede zu verstehen gab.
Jack und Nick waren beide vollkommen verschwitzt und schnappten sich Handtücher vom Stapel, als sie die Umkleide betraten. Sie hatten gerade erst einen Elf-Kilometer-Lauf auf der Innenlaufstrecke des Fitnessstudios hinter sich gebracht. Während sie subtil versucht hatten, einander zu überholen, waren sie verschiedene Einzelheiten durchgegangen, die Nick während der sechsmonatigen verdeckten Ermittlung im Fivestar-Fall verpasst hatte. Irgendwann kamen Sie dabei auf die Verhaftungen von Roberto Martino und den anderen Mitgliedern seiner Organisation sowie auf die Ermittlung über Xander Eckhart zu sprechen.
»Wie man so hört, nimmst du jetzt Befehle von Seth Huxley
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